Polynorm bleibt selbständiges Unternehmen

Bis Ende 2001 hofft der Chef der Division "motion" der voestalpine AG, Wolfgang Eder, "endgültig weißen Rauch" für das Übernahmeangebot an die Aktionäre der Polynorm N.V. aussenden zu können. In der zweiten Novemberhälfte soll das Angebotsmemorandum veröffentlicht werden. Polynorm wird ein selbständiges Unternehmen bleiben und den Sitz im holländischen Bunschoten behalten.

Polynorm bleibt selbständiges Unternehmen

Der bisherige Vorstand wird weiter von holländischer Seite gestellt, an der Spitze wird es mit 1. Jänner 2002 eine schon länger geplante Ablöse von Peter Huisman durch den bisherigen Automotive-Chef Marcel Schabos geben, der auch in das "Strategy-Board" der voestalpine-Division motion aufgenommen wird.

Polynorm werde eine führende Rolle in der Division motion spielen. Im Aufsichtsrat von Polynorm, in dem voestalpine die Mehrheit haben und mit Eder den Vorsitzenden stellen wird, seien im Rahmen einer plangemäßen Entwicklung die Kontrollmöglichkeiten ausreichend, sagte Eder auf einer Pressekonferenz Montag nachmittag.

In den Vorverhandlungen habe sich gezeigt, dass "die zwei Management-Teams gut zusammenpassen", sagte Eder. voestalpine erhalte über Polynorm eine globale Präsenz. Mit Polynorm, die sich bei der "Auto-Außenhaut" als Nummer eins in Europa und "weltweit anerkannter Spezialist" bezeichnet, wird voestalpine einen Umsatz in der Automobilzulieferung von rund 490 Mill. Euro (6,743 Mrd. S) erreichen, etwa ein Drittel des in fünf Jahren angepeilten Automotive-Umsatzes von 1,6 Mrd. Euro.

Derzeit besteht die Division motion der voestalpine aus der Platinenfertigung Linz, zwei italienischen Beteiligungen - 33 Prozent Anteil an Turinauto (Umsatz 40 Mill. Euro) und 51 Prozent an Euroweld (32 Mill. Euro Umsatz) sowie dem Schweizer Rohrhersteller Rotec (100 Mill. Euro). Bei Euroweld will voestalpine eine Option auf 67 Prozent ausüben. Dazu kommt der automotive Polynorm-Umsatz (267 Mill. Euro im Jahr 2000), wobei Polynorm jährliche Zuwachsraten von 25 bis 30 Prozent anpeilt.

Die Polynorm-Gruppe setzte zuletzt mit 3.113 Mitarbeitern 469 Mill. Euro um - davon 20 Prozent mit Kunststoffteilen - und ist in 9 Ländern tätig. Im automotiven Sektor arbeiten rund 1.800 Beschäftigte. Von den beiden abzugebenden Bereichen Installationsprodukte und Bauprodukte können die Installationsprodukte laut Schabos mit Gewinn verkauft werden - ein Letter of Intent wurde mit der Firma Halder am 18. Oktober bekanntgegeben -, wogegen die Bauprodukte erst nach Umstrukturierungsmaßnahmen verkauft werden sollen.

Der Automobilbereich hat neue Werke in Süddeutschland (Schwäbisch Gmünd bei Stuttgart) und in Brasilien gebaut. In Amerika wurde die Polynorm Automotive North America gekauft, die nach Anlaufschwierigkeiten im Jahr 2000 ab 2003 eine sehr gute Zukunft dank Großaufträgen von Ford haben soll, sagte Schabos. Mitbewerber von Polynorm Automotive seien Magna, Thyssen, die US-Hersteller Tower und Oxford sowie ein spanisches Unternehmen.

voestalpine wird Polynorm für 127 Mill. Euro (70 Euro je Aktie) komplett übernehmen, also mit der gesamten Bilanzstruktur. Diese wies im 1. Halbjahr 2001 Eigenmittel von 103,2 Mill. Euro auf bei einer Nettofinanzverschuldung von 114,1 Mill. Euro. Das Angebot von voestalpine wird nicht nur vom Vorstand und Aufsichtsrat von Polynorm unterstützt, sondern auch von einer Stiftung (Stichting Administratiekantoor Aandelen Polynorm N.V.), die 68 Prozent des Aktienkapitals hält und gemäß niederländischem Aktienrecht als Blockade gegen unfreundliche Übernahmen fungiert.