Polizist und Mafioso? Die Vorwürfe des BIA gegen den hohen Kripobeamten Franz Pripfl

NEWS-Exklusiv: Der Fall und die BIA-Verschlussakte Mafiöse Verbindungen von Polizisten ins Rotlichtmilieu?

Polizist und Mafioso? Die Vorwürfe des BIA gegen den hohen Kripobeamten Franz Pripfl

Nun liegt der Verschlussakt des BIA der Staatsanwaltschaft vor. Die Vorwürfe an Franz Pripfl lauten auf: Betrug, Gefährliche Drohung, Urkundenfälschung, Missbrauch der Amtsgewalt, Bestechung, Verletzung des Amtsgeheimnisses, Hehlerei, Begünstigung, Geschenkannahme durch Beamte. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Pripfl, das "Schatzi" bei der Polizei
Bezeichnend für Pripfls enge Kontakte in das Rotlichtmilieu und die Unterwelt scheint ein Telefonat vom 17. November 2006 um 1.33 Uhr, als ihn Gürtel-Capo Rocky anrief und mit "Schatzi" begrüßte. Rocky gilt als die rechte Hand von Richard Steiner - Herrscher über Wiens Puffszene - und ist "Security"-Chef von Steiners Gürtellokal "Pour Platin". Rocky wäre zudem auch noch Chefgeldeintreiber für den sogenannten "Nokia-Club". Genau dieser Rocky ist einer der Hauptinformanten Franz Pripfls. Das bestätigte sogar der Chefinspektor kürzlich vor Gericht.

Von verratenen Razzien oder anderen strafrechtlich relevanten Tatbeständen möchte der suspendierte Beamte allerdings nichts wissen. Genauso wenig, wie er bei einer Einvernahme beim BIA am 4. Oktober vergangenen Jahres von seinem stundenlangen Beisein bei einer Geburtstagsfeier seines (zweiten wichtigen) Informanten-Intimus "Repic" wissen wollte. Ein mittlerweile verurteilter Schutzgeldeintreiber, der seinen Opfern mitunter den Revolverlauf so lange in den Mund stieß, bis sie sich vor Angst ankoteten. Und der immer behauptete, dass ihn die Polizei decke.

Schmugglerware im "Trocadero"
Laut Verschlussakt soll der Chefinspektor nämlich in diesem Lokal von 2006 bis Frühjahr 2007 gefälschte Edelmarken-Artikel verhökert haben. Gefakte T-Shirts und Taschen der Labels "Gucci" und "Louis Vuitton" sollen so für zwölf bis 70 Euro den Besitzer gewechselt haben. Organisiert habe die Ware Pripfls Lebensgefährtin Milica J. - meist in Tschechien. Transportiert soll er die Waren übrigens mit seinem Dienstwagen oder Privat-Mercedes haben. Zwei bis drei "Markttage" pro Monat hätten Pripfls Haushaltsbudget aufgepeppt. Aber nicht nur Mode soll sein Beamtensalär aufgebessert haben.

Der Polizist als Schmuckhändler
Denn Pripfls Leidenschaft für Edelsteine und Schmuck sei sowohl in der Exekutive als auch in der Unterwelt bekannt. Immer wieder soll der Chefinspektor Schmuckgeschäfte vermittelt, Pretiosen in Kommission verkauft oder - mittels Polizeicomputer - gecheckt haben, ob etwa eine angebotene Uhr nicht irgendwo gestohlen worden war. Aus den Unterlagen des BIA geht hervor, dass der Polizist "Repic" und auch zwei Geheimprostituierte an einen Schmuckhändler seines Vertrauens vermittelt haben soll. Pripfls Gesprächspartner seien aber nicht die Edeljuweliere der Stadt gewesen, sondern - unter anderen - Robert W., der eine Zeit lang ein einschlägiges Etablissement am Gürtel betrieben hat.

Fakt ist jedoch: Im Jahr 2006 wurde gegen Robert W. von den Nürnberger Behörden ein Verfahren wegen Hehlerei geführt. Telefonüberwachungen sollen zeigen, dass Pripfl Robert W. in dieser Zeit quasi "gecoacht" hat - nämlich was er bei den Einvernahmen der Behörden sagen solle und was nicht. Der Chefinspektor leugnete dies allerdings bei seinen Einvernahmen.

Missbrauch im Bordell
In den Verhören durch die Beamten des BIA berichtete Pripfl auch über die Feindschaft mit Harald Hauke und wie dieser gesagt haben soll, dass er ihn eines Tages den Job kosten wird. Tatsache ist, dass Hauke 2004 für drei Jahre wegen Vergewaltigung von zwei Prostituierten hinter Gitter musste. Eine Tat, die der 46-Jährige bis dato bestreitet. Er vermutet, dass unliebsame Gürtelkonkurrenten in Kooperation mit korrupten Polizisten einst diesen Vorwurf konstruiert hätten.

Heiße Nächte in Sarajevo
Nicht leugnen kann Pripfl hingegen seinen Aufenthalt in Sarajevo im Hotel "Aqua" vom 28. 12. 2006 bis zum 2. 1. 2007. NEWS hörte bei seinen Recherchen im Milieu immer wieder von diesem Aufenthalt - und dass Pripfl dort die "Crème de la Crème" der organisierten Kriminalität getroffen haben soll. Sollten diese Vorwürfe stimmen, würden sie ein erschreckendes Netzwerk des Kriminalisten aufzeigen.

Fakt ist: Wer Pripfl und seiner Lebensgefährtin diese Reise gesponsert hatte, geht aus den Einvernahmeprotokollen nicht hervor. Pripfl behauptet, die rund 300 Euro für die Flüge selbst bezahlt zu haben. Auch den Hotelaufenthalt inklusive Frühstück in dem Hotel will er selbst beglichen haben. Belege dafür kann er allerdings nicht vorweisen.

Illegale Abfrage im Polizeicomputer Wie fein es wäre, einen leitenden Polizisten zum Verbündeten zu haben, davon soll sich Bahrija K. wieder einmal am 19. Jänner 2007 überzeugt haben. Via Mobiltelefon ersuchte der Geschäftsmann Pripfl doch nachzusehen, ob gegen einen Arthur K. ein Haftbefehl bestehe oder ob dieser gar schon im Gefängnis sitze. Der Betreffende, ehemaliger Geschäftsführer in einer von Bahrija K.s Firmen, schulde ihm nämlich Geld.

Wann sich Pripfl vor Gericht verantworten wird müssen, steht noch nicht fest. Aber letztlich wird ein unabhängiges Gericht über seine Schuld oder Schuldlosigkeit urteilen.

Den gesamten Bericht und nähere Details zur Verschlussakte Pripfl lesen Sie im neuen NEWS 36/2008