Polizist erschießt 14-jährigen Einbrecher:
Tödliche Szenen in Kremser Supermarkt

Unbewaffneter 14-Jähriger stirbt durch Polizeiwaffe Zweiter Einbrecher verletzt im Krankenhaus

Ein Einbruch in einen Merkur-Markt in seiner Heimatstadt Krems a.d. Donau hat in den frühen Morgenstunden für einen Jugendlichen tödlich geendet. Der 14-jährige Florian P. wurde in der Filiale von der Polizei erschossen, sein noch 16-jähriger mutmaßlicher Komplize R. schwer verletzt. Beide hatten keine Schusswaffen bei sich, seien aber "amtsbekannt", sagte der Kremser Erste Staatsanwalt Friedrich Kutschera in einer Pressekonferenz in St. Pölten, erteilte diesbezüglich jedoch "keine weitere Auskunft".

Polizist erschießt 14-jährigen Einbrecher:
Tödliche Szenen in Kremser Supermarkt

Laut Oberstleutnant Roland Scherscher vom Landespolizeikommando NÖ war um 2.28 Uhr in dem Supermarkt der stille Alarm ausgelöst worden. Daraufhin sei eine Streife in die Landersdorfer Straße 8 entsandt worden und etwa gleichzeitig mit einem Vertreter von Merkur eingetroffen. Bei der Kontrolle in dem Objekt sei es gegen 2.55 Uhr in völliger Dunkelheit zu einem "plötzlichen Kontakt" mit den Tatverdächtigen und zur Abgabe von Schüssen gekommen.

Der 14-Jährige wurde laut Kutschera von einem Projektil in die Brust getroffen. Er starb im Landesklinikum Krems. In dieses Krankenhaus ist auch der noch 16-Jährige, der am Sonntag 17 wird, eingeliefert worden. Er hat Durchschüsse beider Oberschenkel erlitten, die möglicherweise von einem Schuss herrühren. Beide Beamte hätten gefeuert. Kutschera: "Wer getroffen hat, weiß ich nicht."

Drei bis viermal geschossen
Unklar ist auch noch, wie viele Schüsse insgesamt abgegeben wurden. "Im Supermarkt konnte bisher nur ein Projektil sichergestellt werden. Dieses ist in eine Glasvitrine eingedrungen", berichtete Ilse-Maria Vrabl-Sanda, die Mediensprecherin der Oberstaatsanwaltschaft (OStA). Laut Vrabl-Sanda dürften die Beamten zumindest drei bis viermal geschossen haben. Zur Tatrekonstruktion ist mit Ingo Wieser bereits ein erfahrener Ballistiker als Schießsachverständiger beigezogen worden.

Die Burschen trugen selbst offenbar keine Schusswaffen. Sie hatten laut Kutschera einen Schraubenzieher und eine Gartenharke bei sich und seien demnach "im technischen Sinn" bewaffnet gewesen, nicht jedoch nach dem Waffengesetz. Ob die Beamten attackiert worden seien, wisse er nicht, verwies der Staatsanwalt darauf, dass noch keine Einvernahmen stattgefunden hätten. Zu dem Schusswaffengebrauch sei es vor dem Fleischlagerraum gekommen. Die Verdächtigen hätten sich dort in einer Nische versteckt. Im Supermarkt sei es jedenfalls "völlig dunkel" gewesen.

Kutschera zufolge hatten die Burschen zunächst versucht, die Hintereingangstür der Filiale aufzubrechen, was jedoch nicht gelungen sei. Daraufhin hätten sie den Rollbalken einer Laderampe aufgezwängt und damit den stillen Alarm ausgelöst. Die Jugendlichen seien nicht dazu gekommen, etwas zu stehlen.

Sachverständiger wird beauftragt
Die Leiche des 14-Jährigen werde obduziert, sagte der Staatsanwalt. Die Tatortbearbeitung erfolgt laut Scherscher durch das Landeskriminalamt NÖ. Mit der Untersuchung des Schusswaffengebrauchs durch die Beamten der Kremser Streife habe das Innenministerium das Landespolizeikommando OÖ betraut. Seitens der Staatsanwaltschaft seien die Polizisten und Zeugen zu vernehmen, erläuterte Kutschera das weitere Prozedere. Außerdem werde ein Sachverständigengutachten eingeholt.

Die Beamten seien psychisch schwer beeinträchtigt, hieß es bei der Pressekonferenz. Es handle sich um erfahrene Kollegen, die nunmehr durch die Polizei selbst psychologisch betreut würden, so Scherscher. Wann die Beamten vernehmungsfähig seien, stehe vorerst nicht fest.

Vorerst ebenfalls nicht vernehmungsfähig war der 16-Jährige. "Er steht unter Schock", so die Sprecherin der OStA. Ein Gerichtsmediziner soll die Verletzungen des Angeschossenen begutachten.

Da es nach Ansicht der OStA den Anschein einer möglichen Befangenheit erwecken würde, wenn die Kremser Anklagebehörde gegen in Krems tätige Polizisten ermittelt, werden die Erhebungen - wie im Sprengel der OStA Wien mittlerweile üblich - nun einer anderen Staatsanwaltschaft übertragen. "Wir haben dafür die Staatsanwaltschaft Korneuburg ins Auge gefasst", kündigte Vrabl-Sanda an.

(apa/red)