Efgani Dönmez: Links,
rechts, links - und jetzt?

Erst war er grün, dann Quereinsteiger bei der ÖVP, jetzt unterstützt Efgani Dönmez die Partei von Peter Pilz mit seiner Unterschrift. Nicht die erste Volte in der politischen Karriere eines bunten Vogels.

von Politik - Efgani Dönmez: Links,
rechts, links - und jetzt? © Bild: News Herrgott Ricardo

Eine letzte Aufregung geht sich noch aus in der politischen Karriere des Efgani Dönmez. Mit seiner Unterschrift sicherte der fraktionslose Abgeordnete nämlich Peter Pilz das problemlose Wiederantreten seiner Liste Jetzt bei der Nationalratswahl. Drei andere Abgeordnete der Liste Jetzt nahmen das zum Anlass, den Kugelschreiber fallen zu lassen: gemeinsam mit Dönmez auf einer Unterstützerliste -das gehe sich nicht aus. Das wirft ein grelles Licht auf die Gruppendynamik der Pilz-Partei, wenn es darum geht, die drei Unterschriften von Abgeordneten aufzubringen, die es braucht, um dem mühsamen "Sammeln" von 2.600 Unterstützern auf der Straße zu entgehen. Und es zeigt, dass Herr Dönmez erstens polarisiert und zweitens ideologisch flexibel ist.

Erst links, dann rechts, dann links, so sind seine politischen Wege zu verorten. Der Oberösterreicher begann seine Laufbahn bei den Grünen, war 2017 auf der türkisen Liste. Dönmez selbst erklärt die ideologische Flexibilität so: Als Zivildiener habe er für eine NGO gearbeitet, die Flüchtlinge betreut. "Damals gab es noch keine Grundversorgung, und ich habe hautnah miterlebt, wie wir Ärzte durchrufen mussten, die Menschen gratis zu behandeln, oder wie wir Menschen wegweisen mussten, die ein Dach über dem Kopf brauchen. Da habe ich gedacht, ich möchte etwas tun, und bin zu den Grünen gekommen." Diese machen ihn zum jüngsten Bundesrat, doch er bekommt "durch Erfahrungen, Lebensrealität und Sprache Einblicke in die Community. Da habe ich gesehen, welche Parallelgesellschaften es gibt, die von der Politik kaum wahrgenommen werden." Er macht diese zu seinem Thema, eckt mit durchaus populistischen Aussagen an. "Damit habe ich nicht mehr ins grüne Weltbild gepasst." Dönmez wird nicht mehr aufgestellt, tritt 2016 aus der Partei aus. Politkarriere Nummer eins vorbei.

»Wenn du nicht spurst und eine eigene Meinung hast, dann hast du die Arschkarte gezogen«

Als Kritiker des politischen Islam passt er vor zwei Jahren gut ins Anforderungsprofil von Sebastian Kurz für seine türkise Liste. Dönmez wird Nationalratsabgeordneter, doch wieder gibt es Probleme mit der Partei: "Ich nehme Migranten nicht pauschal in Schutz, doch ich verteufle auch nicht alle - da muss man genau hinschauen und Lösungen finden. Doch mit diesem Weg hat man es parteiintern schwer", sagt Dönmez. So habe er etwa die Abschiebung von Flüchtlingen, die eine Lehre machen, anders beurteilt, als es Regierungslinie war. Bald ist er isoliert, erfährt als Bereichssprecher für Migration Entscheidungen der Partei aus den Medien. "Wenn du nicht spurst und eine eigene Meinung hast, dann hast du die Arschkarte gezogen."

Möglich, dass Dönmez die Türkisen genervt hat, doch den Rauswurf hat er sich selbst zuzuschreiben. "Schau dir mal ihre Knie an, vielleicht findest du da eine Antwort", twitterte er vor knapp einem Jahr in Richtung der Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli. Von den meisten Lesern wurde das als sexistischer Untergriff verstanden und scharf kritisiert, Dönmez selbst will damit einen "Kniefall vor dem Islam" gemeint haben. Die ÖVP schließt Dönmez aus dem Nationalratsklub aus. Er sagt: "Dieser wirklich depperte Tweet war ein billiger Vorwand." Karriere Nummer zwei vorbei.

Jetzt also Pilz, doch Mandat will er keines mehr. "Ich würde auch jede andere Kleinpartei unterstützen, solange sie proeuropäisch, rechtsstaatlich, progressiv und gegen Antisemitismus ist", sagt er. Eine Partei für das bedingungslose Grundeinkommen und eine Frauenpartei hätten schon um weitere Unterschriften gefragt.

"Das weckt den Tiger in mir"

Kommt nun Karriere Nummer drei? "Ich werde im Sommer mit einem Bierchen in der Hand die Blätter zählen. Im Herbst schaue ich mich dann beruflich um", erklärt Dönmez. Mandat strebe er keines an, Rat und Expertise im Themenbereich Migration würde er aber gerne von sich geben. "Die Politik braucht Leute wie mich, aber ich brauche die Politik nicht", sagt er selbstbewusst, "aber ich stehe zur Verfügung, wenn man mich braucht."

Bleibt noch eine Frage zu klären. Sind Sie im Moment bewaffnet, Herr Dönmez? Vor wenigen Wochen hatte der wilde Mandatar den Taschenfeitel gezogen, um seine Tochter vor einem Mann zu schützen, der das Kind bespuckt hatte. "Ich hab wie der Großteil der Österreicher ein Schweizermesser bei mir. Dass benütze ich eher zum Bieröffnen, aber wenn mich ein durchgeknallter Drogensüchtiger angreift, weiß ich mich nach 15 Jahren Kampfsport zu wehren. Wenn es gegen meine Freunde oder die Kinder geht: Das weckt den Tiger in mir, rund um mich ist man sehr sicher."

ZUR PERSON: Efgani Dönmez, 42 wurde 1976 in der Türkei geboren und kam im gleichen Jahr mit seiner Familie nach Österreich. Er ist gelernter Gas-Wasser-Heizungstechniker, machte an der Linzer Landesakademie die Ausbildung zum Sozialarbeiter und ist als Unternehmensberater tätig. Seine Ansichten zu Migration und Integration hat finden sich im Buch "Das Verhalten zählt. Nicht die Herkunft".

Dieser Beitrag ist ursprünglich in der Printausgabe von News (30/2019) erschienen.