Michael Ludwig: Die
schwerste Aufgabe liegt vor ihm

Nach der Bekanntgabe der Wahlentscheidung, nach dem Applaus für den neuen Wiener SPÖ-Vorsitzenden Michael Ludwig und seinen ersten Worten herrschte einige Zeit Stille. Da klang die Wirkung diese Entscheidung nach. Es war eine kurze Zwischenzeit, als vermutlich allen durch den Kopf ging, dass sie eben einen großen Einschnitt erlebten.

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Polit-Wechsel - Michael Ludwig: Die
schwerste Aufgabe liegt vor ihm

Michael Häupl trat nach fast 25 Jahren, nach rund 8.600 Tagen, als Wiener SPÖ-Chef ab und wird demnächst, voraussichtlich im Mai, auch das Bürgermeisteramt übergeben. Nach einer langen innerparteilichen Auseinandersetzung, wie sie die Wiener SPÖ bisher nicht gekannt und die sie entzweit hatte, ist es vollbracht. Michael Ludwig hat den harten Wettstreit mit Andreas Schieder mit 57 Prozent eindeutiger als erwartet für sich entschieden.

Er hatte in seinen wahlwerbenden Reden eher die Fortführung des Bewährten als Neues angekündigt. Er gab sich weniger kämpferisch als Schieder, der die absolute Mehrheit anpeilen wollte, und er gab dabei noch keine neuen inhaltlichen Eckpunkte preis. Er ist seit mehr als zehn Jahren Stadtrat und muss nun als Parteichef rasch seine eigene Handschrift entwickeln. Er will mehr innerparteiliche Diskussion, sagte er nach seiner Wahl, denn davon gebe es nach seinem Geschmack zu wenig. Nach außen aber soll Geschlossenheit demonstriert werden - natürlich, das wünscht sich jeder Parteichef.

Denn die eigentliche Prüfung wartet erst auf den neuen Landeschef. Der erste Schritt muss die Überwindung der Gräben in den eigenen Reihen sein. Das zerbrochene Porzellan lässt sich nicht mehr kitten, aber Michael Ludwig wird auf seine innerparteilichen Gegner und Gegnerinnen, auf alle, die ihm skeptisch gegenüberstehen, zugehen und sie überzeugen müssen. Das wird, so viel ist in den letzten Monaten klar geworden, nicht leicht. Dafür wird sich Ludwig, der sich selbst einen Brückenbauer nennt, einiges einfallen lassen müssen.

Auf Bundesebene ist die SPÖ auf der harten Oppositionsbank gelandet. In Wien ist sie stark, aber keineswegs unangreifbar, und Schwarz/Türkis und Blau lauern nur darauf, die Roten in Wien auszuhebeln, und sie werden das auch gegen eine sehr starke SPÖ versuchen; mit allen Tricks und Koalitionsvarianten, die sie diesem Ziel näher bringen. Michael Ludwig muss nun seine Landesorganisation schnell neu aufstellen, um für die nächste Wien-Wahl gerüstet zu sein. Dazu braucht er überzeugende Ideen, einen Zukunftsentwurf für die Stadt, Antworten auf die neuen Herausforderungen - auch auf jene, die ihm die Politik der Bundesregierung beschert. Und er braucht dafür die passenden Köpfe. Diese werden nicht nur aus seiner Anhängerschaft kommen können, sonst wird das mit der Geschlossenheit nix. Und er braucht eine kluge Strategie für die Wahl 2020. Der neue Wiener SPÖ-Chef hat ein schweres Paket zu schultern.