Obwohl die Österreich-Statistik für das erste Halbjahr 2013 rückläufige Zahlen gegenüber 2012 aufweist, sei die Wirtschaft "gehörig durch einige Großinsolvenzen (Alpine Bau, dayli, Anm.) erschüttert" worden, so der KSV. Für das Gesamtjahr 2013 geht KSV-Experte Hans-Georg Kantner deshalb von einem überdurchschnittlich schlechtem Insolvenzjahr aus, wie er der APA sagte. Nicht zahlenmäßig, aber was die betroffenen Beschäftigten und Passiva betrifft.
Rückläufige Unternehmensinsolvenzen meldeten 2012 Norwegen (-12,4 Prozent), Deutschland (-6 Prozent), Großbritannien (-3,9 Prozent) und - kurioserweise - Griechenland (-8,2 Prozent). Die Daten erhält der KSV teils von Justizquellen, teils von den Außenhandelsstellen der Wirtschaftskammer in den jeweiligen Ländern.
Griechenland und Italien fragwürdig
In Griechenland "scheinen die Gesetze der Ökonomie und Logik außer Kraft gesetzt zu sein", räumt der KSV ein. Angesichts der seit Jahren andauernden schwierigen wirtschaftlichen Lage in Griechenland lässt Kantner die Insolvenzzahl am dortigen Insolvenzrecht zweifeln. In manchen Ländern würden Insolvenzverfahren erst ab einem bestimmten geschätzten Vermögen eröffnet. Es gebe aber auch Länder, in denen ein neues Verfahren erst dann eröffnet wird, wenn ein altes abgeschlossen wird. Was genau auf Griechenland zutrifft, wisse er nicht, so Kantner. Jedenfalls bilde die Insolvenzzahl nicht die wirtschaftliche Realität ab.
Ähnlich fragwürdig erscheinen die Daten für Italien: Demnach steht der Stiefelstaat punkto Firmenpleiten mit einem Anstieg um 2,4 Prozent besser da als Österreich. Der KSV hält hierzu fest: "Der Schutzschirm und die EZB-Operationen haben Italien, den zweitgrößten Schuldner der Welt, aus den ärgsten Schwierigkeiten herausmanövriert." Das kleine Plus an Insolvenzen zeige, was die italienische Wirtschaft kann: Sie sei kleinräumig, innovativ und weltweit erfolgreich.
Enormer Insolvenzenanstieg in Spanien und Portugal
Unter den unter "Westeuropa" eingeordneten Ländern stiegen die Unternehmensinsolvenzen im vergangenen Jahr am stärksten in Spanien (+32 Prozent), Portugal (+27,7 Prozent) und in den Niederlanden (+20,7 Prozent). Die Zahlen für das erste Halbjahr 2013 lassen in diesen Ländern auf keine Besserung im Gesamtjahr schließen, so der KSV.
Explodierende Zahlen aus Osteuropa
Noch drastischer ist die Lage in Osteuropa: Die stärksten Anstiege an Firmenpleiten wurden in Bulgarien (+243,3 Prozent) und Kroatien (+174,2 Prozent) verzeichnet. Zweistellige Anstiege gab es in Slowenien (+39,2 Prozent), Tschechien (+26,9 Prozent) Polen (+21,3 Prozent), Ungarn (+11,9 Prozent) und Rumänien (10,1 Prozent). Positive Ausreißer sind laut KSV Serbien mit einem Rückgang der Insolvenzen um 43,8 Prozent sowie die Ukraine (-30,4 Prozent). Weniger Firmenpleiten gab es im Vorjahr auch in den baltischen Staaten Estland (-5,6 Prozent) und Lettland (-3,6 Prozent). In Litauen stiegen die Insolvenzen dagegen um 5,2 Prozent an.