Wilder Westen in Ottakring

Die Schauspielerinnen Cornelia Gröschel und Maddalena Hirschal im Doppelinterview

von Maddalena Hirschal und Cornelia Gröschel © Bild: News/Julia Stix

News.at: Was war Ihr Bezug zu Ottakring ehe Sie „Planet Ottakring“ gedreht haben?
Cornelia Gröschel: Für mich war es eine ganz neue Welt. Ich war davor nur einmal in Wien, 2012 für den Dreh von „Die Schöne und das Biest“.
Maddalena Hirschal: Mein Bezug ist relativ eng, denn mein Freundeskreis ist oft hier unterwegs und mein Mann kommt ursprünglich aus Ottakring. Das Grätzl’ rund um den Yppenplatz wurde sehr aufgewartet, das Viertel ist hip geworden. Ich finde den Clash der Kulturen hier auch spannend. Es ist hier alles sehr vielfältig, ein Mikrokosmos.

Maddalena Hirschal und Cornelia Gröschel
© News/Julia Stix Julia Gröschl am Yppenmarkt

Haben Sie als Deutsche so einen Culture Clash wie Ihre Figur Valerie erlebt?
Gröschel: Man muss sich schon umstellen. Ich war kürzlich mit meiner Agentin in Wien – und wir sind ganz gestresst aus Berlin angekommen. Aber als dann die Bedienung da war und ganz langsam mit uns gesprochen hat, haben wir beide erst einmal drei Gänge runtergeschalten. Ich finde der Hauptunterschied ist, dass alles gemütlicher und nicht so hektisch ist.

Was zeichnet „Planet Ottakring“ aus?
Hirschal: Ich finde, dass er unheimlich romantisch ist. Nicht nur auf die Liebesgeschichte bezogen, sondern auch auf den wirtschaftlichen Aspekt. Es ist ein ernstes Thema, dass in eine Komödie verpackt ist. Ich habe das Buch gelesen und es sehr gut gefunden.

Maddalena Hirschal und Cornelia Gröschel
© News/Julia Stix Maddalena Hirschal

Sie spielen eine junge Frau, die in eine andere Stadt kommt und sich erst einmal zurechtfinden muss. Kennen Sie dieses Gefühl persönlich auch?
Gröschel: Durchaus. Ich habe in den letzten acht Jahren in Deutschland fünf Mal die Stadt gewechselt. Und in jeder neuen Stadt muss man sich immer wieder zurechtfinden. Sobald meine Kleidung und meine Möbel da sind geht es immer leichter und es ist ein Stück weit zuhause. Wenn ich viel reise, habe ich immer mein Kuschelkissen dabei, um mich wohl zu fühlen. Es gibt diesen Spruch „Die Seele reist zu Fuß“ – und der stimmt glaube ich.

Im Film treffen unterschiedliche Kulturen aufeinander. Wie kann das auch in der Realität funktionieren?
Gröschel: Ich bin christlich erzogen und da hat man den Grundgedanken, dass alle Menschen gleich sind. Das ist meiner Meinung auch die Lösung. Ich kenne niemanden, der ein Problem damit hat, dass Flüchtlinge kommen, im Gegenteil: in meinem Freundeskreis engagieren sich viele für Flüchtlinge. Dass manche unserer Mitmenschen gegen Ausländer protestieren und Asylheime anzünden, finde ich vollkommen unverständlich und unmenschlich.
Hirschal: Ich finde auch den wirtschaftlichen Aspekt des Film spannend. Denn Demokratie funktioniert nur bei wirtschaftlichem Wachstum. Unser Film zeigt, dass Verantwortung möglich ist, auch im kleinen Bereich. In meinem Freundeskreis spielen die aktuellen wirtschaftlichen Probleme auch eine große Rolle, es wird darüber viel diskutiert.

Maddalena Hirschal und Cornelia Gröschel
© News/Julia Stix Maddalena Hirschal

Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Ihnen und Ihren Figuren?
Gröschel: Ich bin Valerie relativ ähnlich was die verbale Schlagfertigkeit betrifft. So etwas macht man aber auch oft, um die sensible Seite, die man nun einmal hat, zu verbergen. Und da gibt es eine ganz große Parallele zwischen uns beiden.
Hirschal: Tanja ist ganz anders als ich. Im Drehbuch ist gestanden, dass sie eine Wasserstoffblondine mit Silikonbrüsten ist. Da habe ich mich zuerst gefragt, warum man da gerade mich dafür besetzt, weil ich ja ein ganz anderer Typ bin. Aber offenbar habe ich doch etwas mit ihr gemeinsam. Sie ist sehr direkt, hat Hausverstand und ist im Grunde ein gerader und direkter Mensch. Und ich sage auch was ich denke – das verbindet uns.

Maddalena Hirschal und Cornelia Gröschel
© News/Julia Stix Julia Gröschl

Sie sind mit zehn Jahren erstmals vor einer Kamera gestanden, haben seither sehr viel gedreht. Wird man dadurch schneller erwachsen?
Gröschel: Ja, denn Schauspiel ist eben ein Erwachsenenberuf. Ich hatte aber auch nie Disziplinprobleme, auch nicht nach 10-Stunden-Drehs. Ich war dann immer auf den Punkt da, auch, wenn der Rest des Teams schon vollkommen fertig war. Man verliert dadurch aber natürlich auch einen Teil der Kindheit. Das ist nichts Negatives finde ich – aber es war einfach so.

Der Trailer zu „Planet Ottakring“

Kommentare

Izmir-Ibel

Seichte, oberflächliche Komödie im Stile Hollywoods mit Wiener Akzent. Da hätte man mehr draus machen können.

Seite 1 von 1