„Pique Dame“ an der Staatsoper: Ein russischer Psychothriller

Valery Gergiev dirigiert „Pique Dame“ von Piotr Iljitsch Tschaikowsky an der Wiener Staatsoper.

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Pique Dame © Bild: Wiener Staatsoper

Das Drama, der Blick in die tiefsten Abgründe menschlicher Seelen, wird bei der aktuellen Aufführungsserie von Tschaikowskys „Pique Dame“ an der Wiener Staatsoper verstörend im Graben enthüllt. Valery Gergiev leuchtet diese Partitur in all ihren Facetten aus. Diese Vertonung von Alexander Puschkins Erzählung wird zum veritablen Psycho-Thriller. Aufwühlend führt er durch die Seelenpein des jungen, spielsüchtigen Hermann, der einer Gräfin das Geheimnis von drei Karten entlocken will. Die sollen ihn aus seiner Not befreien, der Wohlstand soll ihm die Ehe mit seiner Lisa ermöglichen. Wie dieser Hermann seiner Raffgier erliegt, die Gräfin durch seine Hand umkommt und ihm am Totenlager „Drei, Sieben, Ass“ nennt, geriet durch Gergiev und ein exzellentes Sänger-Ensemble trotz Vera Nemirovas bescheidener Regie zum packenden Musiktheater werden.

Allen voran Olga Borodina als Gräfin. Die russische Mezzosopranistin ist eine dämonische Erscheinung, atemberaubend gestaltete sie diese Partie, lässt die Wehmut einer alternden Frau spüren, besticht mit der Fülle ihrer Stimme. Tenor Dmitry Golovnin zeigt den Hermann als besessenen Psychopathen. Elena Guseva singt die Lisa fulminant. Ihr Sopran ist stark, sicher in den Höhen, verfügt über tolle Klangfarben. Alexey Markov ist ein hervorragender Tomski. Boris Pinkasovich ist ein nobler, stimmlich exzellenter Jeletzki. Bei den sehr gut besetzten kleineren Partien lässt Artyom Wasnetsov als Surin aufhorchen. Monika Bohinec ergänzt sehr gut als Polina.

Aufführungen wie diese zeigen, wie famos der Repertoire-Betrieb der Wiener Staatsoper funktioniert.