Pilsl widerspricht Haidinger: Keine Untersuchungen zu Lasten der SPÖ forciert

Oberösterreichs Polizeichef weist Vorwürfe zurück "Keine Weisung, kein Wunsch" von Ministerin Prokop

Pilsl widerspricht Haidinger: Keine Untersuchungen zu Lasten der SPÖ forciert

Haidinger hatte unter anderem ausgesagt, dass er von Pilsl aufgefordert wurde, dem Ministerbüro die Ermittlungsergebnisse im Zusammenhang mit allfälligen Geldflüssen von der BAWAG an die SPÖ zu übermitteln. Pilsl wies das zurück und betonte, dass es seitens der Ministerin "keine Weisung, keine Anregung und keinen Wunsch" gegeben habe, "irgendetwas zu ermitteln oder nicht zu ermitteln".

Bestätigt wurde von Pilsl allerdings, dass Prokop über derartige Geldflüsse informiert werden wollte, "wenn sich etwas ergibt". Er fand diesen Wunsch aber "relativ unspektakulär". Schließlich sei die Ministerin auch in vielen anderen Fällen über Ermittlungsergebnisse informiert worden, so der nunmehrige oberösterreichische Polizeichef.

Keine Erinnerung an Jagd-Einladung
Nicht erinnern konnte sich Pilsl an die angeblichen Jagd-Einladungen des Rüstungslobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly an Mitarbeiter von Prokops Vorgänger Ernst Strasser. Davon habe er erst aus den Medien erfahren, sagte Pilsl: "Ich hab's de facto nicht mitbekommen, weil ich nicht der Jäger-Clique angehöre."

Den früheren Kripo-Chef Haidinger hat Pilsl wegen seiner im U-Ausschuss wiederholten Vorwürfe mittlerweile wegen des Verdachts der falschen Zeugenaussage angezeigt. Das Verhältnis mit dem früheren Spitzenbeamten bezeichnete er als gespannt. "Es war nicht immer ein angenehmer Umgang. Es hat kaum eine Vertrauensbasis gegeben."

Interessante Details
Die Befragung von Andreas Pilsl brachte neuerlich interessante Details über die parteipolitische Arbeit in Ministerkabinetten zutage. Demnach wurden den Mitarbeitern im Büro von Ex-Innenminister Ernst Strasser nicht nur sachliche Zuständigkeiten im Ministerium zugeteilt, vielmehr gab es auch speziell für die einzelnen Teilorganisationen der ÖVP verantwortliche Mitarbeiter.

Laut einem vom Grünen Sicherheitssprecher Peter Pilz vorgelegten Email war für jede ÖVP-Organisation ein Mitarbeiter des Kabinetts abgestellt. Pilsl war demnach neben seinen Ministeriums-Internen Zuständigkeiten (u.a. Grenzgendarmerie, Sport, Cobra und Interne Angelegenheiten) auch für Anfragen des ÖVP-Arbeitnehmerbundes ÖAAB, der Beamtengewerkschaft GÖD und der Kameradschaft der Exekutive (KdEÖ) verantwortlich. Für die ÖVP-Bundespartei war Kabinettschef Christoph Ulmer persönlich zuständig.

"Ja sicher"
Pilsl selbst gab an, sich an die genaue Aufgabenverteilung innerhalb des Kabinetts im Zusammenhang mit der ÖVP nicht mehr zu erinnern. Grundsätzlich bestätigte er allerdings, dass für jede ÖVP-Organisation ein konkreter Mitarbeiter zuständig war. Die Frage, ob ähnliche Zuständigkeiten auch für andere Parteien, etwa die SPÖ, verteilt wurden, verneinte Pilsl, obwohl Zwischenrufer aus den ÖVP-Reihen anderes soufflierten ("ja sicher").

ÖVP-Fraktionschef Helmut Kukacka protestierte gegen die Frage, weil es sich bei dem von Pilz vorgelegten Schriftstück offenbar um ein "gestohlenes Email" handle, wie er meinte. Das Mail mit dem Betreff "Arbeitsaufteilung KBM" (Kabinett des Bundesministers, Anm.) stammt von Kabinettschef Christoph Ulmer und wurde am 15. Jänner 2003 an die Kabinettsmitarbeiter verschickt. Es enthält den Hinweis, dass die Liste mit den Zuständigkeiten "nicht außerhalb des Kabinetts weiterzugeben" sei - auch nicht "besonders vertrauenswürdigen Personen".
(apa/red)