Heroin bei Philip
Seymour Hoffman gefunden

Oscarpreisträger starb vermutlich nach Drogenüberdosis

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Der US-Nachrichtensender CNN berichtete unter Berufung auf Polizeikreise, dass in Hoffmans Arm eine Injektionsnadel gesteckt habe. "Vorläufige Testergebnisse deuten darauf hin, dass es sich bei den Drogen um Heroin handelt", sagte ein Ermittler. Ein Freund und Kollege, Drehbuchautor David Bar Katz, habe Hoffmans leblosen Körper gefunden und die Polizei alarmiert, meldete die Zeitung.

Laut CNN wurden Dutzende Spritzen und verschreibungspflichtige Medikamente in dessen Wohnung gefunden. Zudem wurden etwa 50 Umschläge gefunden, die vermutlich Heroin enthalten hätten, berichtete der Sender am Montag. Die Polizei wollte die Meldung offiziell nicht bestätigen.

Der dreifache Familienvater hatte in früheren Interviews offen über seine Drogenprobleme gesprochen. Zuletzt hatten US-Medien im vergangenen Mai geschrieben, der Schauspieler sei in einer Entzugsklinik gewesen.

"Ich habe ihn noch letzte Woche gesehen und er war clean und nüchtern, ganz der Alte", sagte Drehbuchautor David Bar Katz der "New York Times". "Ich dachte, dieses Kapitel sei vorbei." Katz war der Freund und Kollege, der Hoffman in der Wohnung gefunden hatte. Er hatte sich Sorgen gemacht, weil Hoffman nicht erreichbar gewesen sei.

Familie und Freunde am Boden zerstört

"Dies ist ein tragischer und plötzlicher Verlust", hieß es in einer Mitteilung von Hoffmans Familie. Nach dem Tod ihres "geliebten Phil" sei sie am Boden zerstört. Die Angehörigen baten um Respekt und Wahrung ihrer Privatsphäre während der Trauerphase. Mit seiner langjährigen Partnerin, der Kostümbildnerin Mimi O'Donnell, hatte Hoffman drei Kinder.

Unter Freunden und Weggefährten löste die traurige Nachricht große Bestürzung und Anteilnahme aus. Sänger Justin Timberlake (33) schrieb auf Twitter: "Niederschmetternd. Welch ein außergewöhnlich begabter Schauspieler. Ruhe in Frieden." "Es bin sprachlos. Es ist einfach schrecklich", sagte George Clooney, Hoffmans Co-Star in dem Politdrama "Ides of March", dem "Hollywood Reporter". "Unglaubliches Talent. Die Künstlergemeinde hat ein wahres Schauspielgenie verloren", pflichtete Channing Tatum auf Twitter bei.

Oscar für "Capote"

Der im Juli 1967 im Bundesstaat New York geborene Hoffmann galt als einer der herausragenden Schauspieler seiner Generation. Für seine Rolle als Schriftsteller Truman Capote in dem biografischen Film "Capote" erhielt er 2006 einen Golden Globe und den Oscar als bester Schauspieler. Zuletzt war er in Filmen wie "The Master" und "Die Tribute von Panem - The Hunger Games" zu sehen.

Vom Sport zum Film

Wegen einer Verletzung verschlug es den jungen Philip Hoffman, der den Namen seines Großvaters Seymour später selbst als Teil seines Namens wählte, auf die Schultheaterbühne - zuvor war er ein begeisterter Sportler gewesen. An der Universität von New York schloss er 1989 ein Schauspielstudium ab, obwohl er eine Weile mit Alkohol- und Drogenproblemen zu kämpfen hatte. 1991 startete Hoffman seine Leinwandkarriere in dem Independent-Film "Triple Bogey on a Par Five Hole".

In "Boogie Nights" von Paul Thomas Anderson spielte er 1997 an der Seite von Mark Wahlberg und wurde einem breiteren Publikum bekannt. Ein Jahr später war Hoffman in "The Big Lebowski" der Coen-Brüder zu sehen. Meist übernahm er Nebenrollen, doch stahl er dabei nicht selten den Stars die Show - wie in "Der talentierte Mr Ripley" mit Matt Damon, Gwyneth Paltrow und Jude Law. Neben seiner Filmkarriere spielte er weiterhin regelmäßig Theater, unter anderem 2009 bei den Wiener Festwochen.

Neues Regie-Projekt geplant

Erst vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass Hoffman ein neues Regie-Projekt übernehmen wollte. Die beiden Hollywoodstars Amy Adams und Jake Gyllenhaal sollten in dem Drama "Ezekiel Moss" die Hauptrollen spielen, berichtete das US-Branchenblatt "Hollywood Reporter" am Freitag. Der in der Zeit der großen Wirtschaftsdepression spielende Geisterfilm hätte von einem Buben, der einen Obdachlosen mit magischen Kräften kennenlernt, handeln sollen. Sein Regiedebüt gab Hoffman 2011 mit der Theateradaption "Jack in Love", in der er auch die Hauptrolle eines introvertierten Mannes spielte.

Spezialist für Nebenrollen

Auch sonst entsprach der am 23. Juli 1967 in Fairport, New York, Geborene so gar nicht dem Bild des strahlenden Filmstars: Philip Seymour Hoffman war eher dicklich und wirkte stets etwas unwohl und verschwitzt. Doch als Spezialist für extreme Nebenrollen ließ er die Hauptdarsteller an seiner Seite blass aussehen und wurde zur Ikone des US-Independent-Kinos.

Vier Oscar-Nominierungen

Seit seinem Debüt 1991 hatte Hoffman in rund 50 Filmproduktionen mitgewirkt und es dabei auf insgesamt vier Oscar-Nominierungen gebracht.

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