Trotz Krebsrisiko
erneut zugelassen?

Entscheidung rückt immer näher - WHO warnt vor Pflanzengift Glysophat

Glyphosat ist weltweit eines der am häufigsten eingesetzten Pflazenschutzmittel. Und es steht im Verdacht, beim Menschen Krebs zu erregen. Ende dieses Jahres läuft seine EU-Zulassung nach bisweilen zehn Jahren aus. Nun muss entschieden werden, ob es erneut zugelassen werden soll. Großes Gewicht kommt dabei der Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) zu, deren Empfehlung heute veröffentlicht wurde.

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Traktor spüht Pflanzenschutzmittel © Bild: Corbis

Glyphosat ist weltweit einer der am meisten eingesetzten Wirkstoffe in Unkrautvernichtungsmitteln. Es blockiert ein Enzym, das für die Proteinsynthese in Pflanzen zuständig ist. Es tötet jede Pflanze, die nicht gentechnisch so verändert wurde, dass sie den Einsatz des Herbizids überlebt. Lange Zeit galt Glyphosat als unbedenklich. Bis ein Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) diesen Sommer das Gegenteil behauptete. Glyphosat sei, so die WHO, "wahrscheinlich krebserzeugend" für den Menschen.

WHO warnt

Damit entbrannte der Streit um die Unbedenklichkeit des Herbizids. "Der Wirkstoff Glyphosat wurde bis dato weder von den europäischen Agenturen Efsa und Echa noch von dem für die Bewertung von Pestizid-Wirkstoffen zuständigen Joint Meeting on Pesticide Residues (JMPR) der FAO/WHO als 'kanzerogen' bewertet", kommentierte Anfang Juli Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser. Bereits im März allerdings haben die Fachleute der internationale Krebsforschungsagentur IARC in der britischen Medizinfachzeitschrift "Lancet Oncology" eine Risikoeinstufung publiziert, in der Glysophat unter die Kategorie 2A - "wahrscheinlich krebserzeugend für den Menschen" - eingereiht wird. Die IARC gehört der WHO an.

BfR rudert zurück

Danach wurde auch das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) wieder aktiv. Das BfR prüft die Sicherheit entsprechender Mittel für die gesamte EU und hatte Glyphosat zuvor als weitgehend unbedenklich eingestuft. Bei seiner Bewertung hatte sich das Institut aber offensichtlich auf die Angaben der Hersteller verlassen und so das Krebsrisiko "übersehen". Nach einer neuerlichen Prüfung der Studienlage relativierte das BfR schließlich seine vormalige Aussage, die Unbedenklichkeit des Herbizids betreffend, wie "sueddeutsche.de" berichtet.

Rückstände des Gifts in Muttermilch

Bedenkliche Ergebnisse hat auch ein Test in Deutschland zutage gefördert: 16 Müttern im Alter von 30 bis 39 Jahren wurde Muttermilch entnommen. In sämtlichen Proben fanden sich Rückstände des Pflanzengifts Glyphosat. Die Konzentration lag dabei deutlich über der für Trinkwasser zugelassenen Höchstgrenze. Dabei waren die Frauen nicht einmal Anwenderinnen von Glyphosat, sprich beispielsweise in der Landwirtschaft tätig. Auch im Urin der 16 Frauen fanden die Forscher hohe Rückstände des Gifts. Die Stichprobe erfolgte in ganz Deutschland von Mitte Mai bis Ende Juni.

Ages entwarnt

Müssen wir uns also Sorgen machen? Der Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) zufolge nicht. Hierzulande käme man mit dem Pflanzengift über die Nahrung oder das Trinkwasser kaum in Kontakt. Seit 2010 untersucht die Ages Rückstände von Glyphosat routinemäßig in Lebensmitteln. Kontrolliert werden Getreide, Hülsenfrüchte und Ölsaaten, seit 2013 auch Obst und Gemüse - aus konventioneller ebenso wie aus biologischer Landwirtschaft, wobei Glyphosat in letzterem Fall nicht angewendet werden darf.

Gift in Bioprodukten gefunden

Bei 93 Prozent der untersuchten Proben waren laut Ages keine messbaren Rückstände vorhanden, bei den verbleibenden sieben Prozent waren die Rückstände oberhalb der Bestimmungsgrenze. Am häufigsten wurde Glyphosat in Linsen und Leinsamen nachgewiesen. Insgesamt wurden 14 Proben (1,6 Prozent) - ausschließlich Linsen und Leinsamen - wegen Glyphosat beanstandet. Bei neun Proben handelte es sich um Produkte aus biologischem Anbau. Seit 2008 führt die Ages zudem Untersuchungen auf Glyphosat für Trinkwasserversorgungsanlagen durch. Bisher wurden in diesen Proben keine Rückstände gefunden.

Bedenkliches Pflanzengift vor Neuzulassung?

Ob das Pflanzenschutzmittel Glysophat nun weiterhin verwendet werden darf, ist noch offen. Heute jedenfalls gab die Efsa ihre Empfehlung ab. Und die fällt positiv aus. Wenig überraschend stößt besagte Risikobewertung für Glyphosat auf Kritik bei Umwelt- und Konsumentenschutzorganisationen. "Das Papier verlässt sich stark auf nicht publizierte Studien, die von den Glyphosat-Erzeugern in Auftrag gegeben worden sind und missachtet Hinweise aus Peer-Reviewed-Studien, wonach Glyphosat Krebs erregend ist", stellte die Umweltschutzorganisation Greenpeace fest.

Darf also ein Herbizid, das von der WHO als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft und darüber hinaus in der Muttermilch von Frauen nachgewiesen wurde, weiterhin in der EU verwendet werden? Noch ist die Entscheidung nicht gefallen.

Kommentare

Die WHO warnt, aber die EU sagt es ist wahrscheinlich nicht krebserregend und erteilt die Zulassung.

Aber Steirische Äpfel in Spielfeld sind für Flüchtlinge "gesundheitsgefährdend". In Kindergärten, Schulen und Supermärkten dürfen sie verteilt werden.....

higgs70

Ach,lieb auf den Flügeln des Irrsinns und der Beweislastumkehr,nicht wer was ausbringt muss beweisen,dass es nicht schädlich ist sondern er kann rauspfeffern was er will und die anderen müssen hinterherhampeln. Vielleicht sollte man in den einschlägigen Kantinen mal ein paar Drinks anbieten,ich kenne da einige Verbindungen deren Toxizität und Langzeitwirkungen auf den Menschen unklar ist, das werden die dann sicher auch mit Freuden schlucken. Und natürlich gibts für andere taxonomische Gruppen gar keine großflächigen Studien, weils halt niemand finanziert und die halben Institute schon von der Drittmittelfinanzierung abhängig sind, was ich nicht weiß macht mich nicht heiß, haben wir ja schon beim DDT gespielt bis es in den Pinguinen war, war ja auch so was von völlig harmlos.
Es ist immer dieselbe Mischung aus Betriebswirten, Industrietrotteln und Gierigen, die uns zuerst die Bude anzündet und uns hinterher das Lied singt, man hätte es nicht wissen können.

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