Woher kommt unser Fleisch?

EU-Agrarminister beraten in Brüssel über eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung

von Lasagne © Bild: APA/DPA/Meuser

Den Anfang bei der Herkunftskennzeichnung sollten Fleischprodukte machen, berichtete Berlakovich von dem Treffen. Dabei sei man übereingekommen, dass gekennzeichnet werden soll, wo das Tier gemästet und wo es verarbeitet wurde. Diese Angaben sollten dann bei einem Fertigprodukt wie etwa Lasagne auf dem Etikett zu finden sein. In weiterer Folge soll die Herkunftskennzeichnung nach dem Willen der fünf Länder auch auf Milch, Eier und andere Inhaltsstoffe ausgeweitet werden.

Luxemburg und Rumänien wollten sich der Initiative der fünf Länder anschließen, sagte Berlakovich. Österreich trete zudem für eine EU-weite Datenbank zur Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln ein. Dies wäre "eine solide Basis, um Betrug und Täuschung zu verhindern", sagte Berlakovich. Die Herkunftskennzeichnung werde Betrug zwar nicht verunmöglichen, wäre aber "ein Beitrag, um Betrug zu erschweren". Der Konsument solle beim Kauf von Fertigprodukten eine Wahlfreiheit haben. Bei Fleisch sollten bereits geringe Anteile gekennzeichnet werden, so der Minister.

Am Samstag war bekannt geworden, dass die deutsche Firma Tegut eine "Sauce Bolognese" der obersteirischen Firma Landena nach dem Nachweis von Pferde-DNA aus dem Handel genommen hat. In Österreich war ein gleichnamiges Produkt von Landena nach wie vor erhältlich. "Wir haben selbst 100 Proben eingeschickt in letzter Zeit und bisher 35 zurückbekommen, und alle waren negativ. Wir waren relativ guter Dinge, dass wir nicht betroffen sind", sagte Landena-Geschäftsführer Bernhard Gruber.

"Fehler auf falsch deklarierte Rohware zurückzuführen"

"Wir gehen davon aus, dass der Fehler auf falsch deklarierte Rohware zurückzuführen ist", betonte man bei Landena. Man wolle nun überprüfen, wie es dazu kommen konnte. "Das in diesem Fall verwendete Rindfleisch wurde in drei österreichischen Betrieben zerlegt. Die Ware stammt von Schlachthöfen aus fünf verschiedenen europäischen Ländern: 53 Prozent kommen aus Österreich, 20 Prozent aus Tschechien, 15 Prozent aus der Slowakei, elf Prozent aus Ungarn und ein Prozent aus Polen."

3,5 Prozent Pferdefleisch gefunden

"Bei einem Fleischanteil von 20 Prozent in der Sauce wurden 3,5 Prozent Pferdefleisch gefunden", erläuterte Gruber. In Zukunft will die Firma die Stichproben bei der Anlieferung verstärken und auch die Fertigprodukte regelmäßig überprüfen. "Die Herausforderung besteht in Zukunft darin, solche Machenschaften im Keim zu ersticken und die Verursacher zu finden", meinte der Landena-Geschäftsführer.

Kärntner Fleischer legt Geständnis ab

Ein Kärntner Fleischereiunternehmer, der Würste mit nicht deklariertem Pferdefleisch produziert und verkauft hatte, hat mittlerweile bei der Polizei ein Geständnis abgelegt. Er habe seit eineinhalb Jahren Pferdefleisch aus der Steiermark und aus Deutschland verwendet. Dies tat er - so sein Anwalt Franz Großmann zur APA - um die Qualität und den Geschmack der Würste zu verbessern. Zum Vorwurf des Betrugs ist der Fleischer nicht geständig. Die Staatsanwaltschaft prüft, welcher Tatbestand erfüllt sein könnte.

Pferdefleisch für Arme?

In Deutschland hat unterdessen das Verbraucherschutzministerium die diskutierte Verteilung aussortierter Lebensmittel mit Pferdefleisch an Arme ausgeschlossen. Es sei eine "Scheindebatte", sagte Ministeriumssprecher Holger Eichele. So lange Hersteller und Handel nicht in der Lage seien, die einwandfreie Herkunft aller Zutaten zu belegen, sei eine Weitergabe rechtlich unmöglich. Der vorbeugende Verbraucherschutz sei einzuhalten, auch wenn es bedauerlich sei, Lebensmittel wegzuwerfen.

"Bisher haben 23 von 27 EU-Staaten die fraglichen Lebensmittel erhalten", sagte Eichele zum Ausmaß des Pferdefleisch-Skandals. Auch in fünf Nicht-EU-Staaten seien solche Produkte nachgewiesen worden, darunter in der Schweiz.

Mindestens drei Fällen Fleisch aus polnischen Schlachtereien

Falsch deklariertes Rindfleisch kam offenbar nicht nur aus Rumänien. Die Untersuchungen des Europäischen Lebensmittelschnellwarnsystems deuten darauf hin, dass in mindestens drei Fällen Fleisch aus zwei polnischen Schlachtereien verarbeitet worden sein könnte, berichtete das deutsche Magazin "Der Spiegel" am Sonntag. Im Fall der vom weltgrößten Lebensmittelhersteller Nestle zurückgerufenen Fertigprodukte weisen die Spuren laut dem Bericht nach Italien.

Kommentare

Ignaz-Kutschnberger

untersucht man das jetzt endlich mal auch auf Ratten und Hund?? Oder NUR nach Hufeisen??

aufgrund der vorgeschriebenen Rückverfolgbarkeit von Lebensmittel sollte der Inverkehrbringer ohne Probleme dingfest gemacht werden können.
Sollte einem Betrieb falsch deklariertes Fleisch "angedreht" worden sein, hat das Hygienemanagement total versagt. Ein Haccp System beginnt bei der Waren Übernahme und wenn da was faul ist kann immer nur der Lieferant schuld sein....

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