Peter Turrini: "Siegeszug des
Arschlochtums in Österreich?"

Schriftsteller übte scharfe Kritik an türkis-blauer Regierung

Der Schriftsteller Peter Turrini sprach bei einer Festveranstaltung der SPÖ und ließ dabei kein gutes Haar an der aktuellen Bundesregierung.

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"Frei von Moral" - Peter Turrini: "Siegeszug des
Arschlochtums in Österreich?"

Peter Turrini übt anlässlich des Republiksjubiläums heftige Kritik am politischen Klima in Österreich und an der türkis-blauen Bundesregierung. "Diese Regierung ist politisch fantasielos und frei von Moral. Diese Regierung nimmt den Schwächeren und gibt den Reicheren", sagte Turrini Dienstagabend bei einer Festveranstaltung des SPÖ-Parlamentsklubs im Palais Epstein.

»Was uns bedroht, sind nicht die Ozonlöcher, sondern die Arschlöcher«

Turrini ortete in seiner Rede unter dem Titel "Nachrichten aus Österreich oder Was uns bedroht, sind nicht die Ozonlöcher, sondern die Arschlöcher" einen "moralischen Umsturz vom Anstand zur Unanständigkeit". Die ÖVP-FPÖ-Regierung propagiere Fremdenhass, reduziere Arbeiterrechte, betreibe Postenschacher, entziehe Frauenvereinen die Unterstützung und drehe Organisationen ab, die Migranten helfen. Von einem "Staatsstreich in Zeitlupe gegen die Zivilgesellschaft" sprach der Literat. "Immer ein bisschen weiter nach rechts ins Menschenfeindliche, bis man dort ist, wo Herr Salvini und Herr Orban schon sind."

"Hat das Arschlochtum einen Siegeszug angetreten?"

"Beinahe täglich sind von der Regierung Vorschläge zu hören, was man den Flüchtlingen noch alles wegnehmen und welche Unterstützungen man immer weiter kürzen könnte." Die ÖVP, eine bürgerliche Partei mit christlichen Wurzeln, müsste gegen diese "neue Barbarei" eigentlich auftreten, eine demokratische Regierung dem grassierenden Fremdenhass eigentlich entgegentreten, doch das explizite Gegenteil geschieht laut Turrini. "Sind denn alle verrückt geworden? Hat das Arschlochtum einen Siegeszug durch die österreichischen Lande angetreten?"

Sebstian Kurz durch Schweigen "verlängerter Brauner"

Die FPÖ sei "radikal rechts", und Vertreter der Freiheitlichen würden mit "braunen Rülpsern" Schamgrenzen der Republik überschreiten. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) schweige zu alldem, "und das macht ihn zunehmend zum verlängerten Braunen", polterte Turrini. Der Dramatiker bezeichnete den Kanzler als "Zyniker der Macht", "Populisten" und "Wellenreiter des Augenblicks". Turrini, Sohn italienischer Einwanderer, will sich sein Land aber "von einem adrett zugerichteten jungen Mann in der Bundeskanzlerpose und von einer Horde Burschenschafter in Ministerbüros nicht mehr nehmen lassen".

Auch SPÖ nicht verschont

Auch die SPÖ, die zur Veranstaltung lud, wurde vom Schriftsteller nicht verschont. "Warum so viele, vor allem höhere Repräsentanten der Sozialdemokratie, geradezu rudelartig bei Festspielen auftauchen, aber noch kaum bei ausgebeuteten Erntehelfern zu sehen waren, können sie besser beantworten als ich", warf Turrini in die Runde. An die SPÖ-Funktionäre richtete er zudem die Frage: "Ist das Innenleben Ihrer Partei so desaströs, dass Ihre Vorsitzenden nichts wie weg wollen? Als Autoverkäufer nach Argentinien, als Handlanger zu kasachischen Potentaten oder wohin auch immer. Oder ist das Innenleben der Parteivorsitzenden so desaströs, dass der Wink mit mehr Geld zur Jobhopperei und zum Verlassen aller Prinzipien führt?"

ORF-"Feiglinge"

Kritik übte Turrini auch am ORF. Der öffentlich-rechtliche Sender wollte laut dem Schriftsteller vor dem Sommer "mit nachhaltiger Willensbekundung" die Josefstadt-Stücke "Auf der Flucht" von Daniel Kehlmann sowie Turrinis "Fremdenzimmer" aufzeichnen. Beide Stücke handeln von Flüchtlingen. "Am Ende des Sommers wurde mit der Begründung, es gebe für diese Stücke 'keinen Raum im Programm' die Aufzeichnung abgesagt. Das kann von eine paar Feiglingen ausgegangen sein, die sich im Geiste der neuen Herren verhielten, oder wir sind einfach nicht gut genug für die qualitativ so besonders hochstehenden Maßstäbe des ORF", monierte der Schriftsteller.

Auch Rendi-Wagner sprach

Vor Turrini hielt SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner eine kurze Ansprache. Sie plädierte angesichts des hundertjährigen Bestehens der Republik für ein demokratisches Miteinander sowie sozialen Zusammenhalt und sprach sich gegen jede Form von Nationalismus aus. Das Zuhören, das Miteinander und das sich um andere Kümmern sei kein Zeichen von Schwäche, sondern der österreichische Erfolgsweg, so die SPÖ-Vorsitzende.

Kommentare

Unabhängig wie man zu Hrn. Turrini steht. Aber immer wieder unterhaltsam, wie die Blaunen immer aufjaulen, wenn man mal nicht der Lied singt. Selbst eine Schmutzkübelkampagner nach der Anderen fahren, aber wenn man selbst kritisiert wird. Uiiiiiii. Ist da dann das Geschrei imer groß. :-)

dass die SPÖ sich solche Redner einlädt zeigt ja auch, wessen Geistes Kinder dort herumlaufen ....

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Hat selbst für unser Land noch nichts geleistet aber große Goschn!

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Was meinen Sie genau mit nichts geleistet? Neben Strache in Wehrsportgruppen mitmarschieren oder Gotcha spielen? Würde das sein Standing bei Ihnen verbessern?

Fortsetzung: Recherche sollte für Sie als Autor ja Voraussetzung sein. Dass Sie allerdings mich, als Wähler dieser Regierung, als Arschloch bezeichnen, finde ich bedenklich. Vielleicht findet sich ja jemand, der Sie diesbezüglich klagt, ich überlege noch ...

Lieber Herr Turini, das, was Sie dieser Regierung vorwerfen ist leider schon VOR dieser Regierung passiert: Postenschacher = Proporz, die Reduzierung der Arbeiterrechte (Aufhebung des Kündigungsschutzes) hat die letzte Koalition in Zusammenarbeit mit der Gewerkschaft bereits salonfähig gemacht. Wenn Sie schon große Worte tönen möchten, sollten Sie sich vorher entsprechend informieren...

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Die Rede Turrinis habe ich vor Ort miterlebt. Es gab einhellig stehende Ovationen (auch von den SPÖ Granden) und ich denke, dem ist nicht hinzuzufügen. Beratungsresistente und gestrige Mitbürger wird es immer geben, aber ich hoffe doch, dass ihre Zahl, wenn´s denn sein muss auch langsam, abnimmt.

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Doch, hier ist die Frage zu stellen, wozu Rendi vorher von miteinander faselt - wohl sehr ernst gemeint.

Herr Turini; Ihre Wortwahl und aus meiner Sicht auch undemokratische Gedankengut zeigt Sie im richtigen und klaren Licht. Es ist gut und richtig, dass Sie sich selbst demaskieren und auch diese, Ihnen zu eigen scheinende unqualifizierte Ausdrucksweise benützen, um Ihre Meinung, etwas einseitig, zur Kenntnis zu bringen. Danke, Sie haben Ihren Standpunkt klar gemacht, Kein Interesse, danke.

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