Peter Klien: "Das hat schon Mut gekostet"

Der "Außenreporter" über seine Einsätze, den Humor der Politiker und seine neue Show

Der "Reporter ohne Grenzen" wird zum Schreibtischtäter. Peter Klien, bekannt als "Willkommen Österreich"-Außernstelle ohne Scham und Genierer, bekommt ab 12. September mit "Gute Nacht Österreich" seine eigene Show, eine Mischung aus Stand-Up-Comedy, Erklärstücken, Presseschau oder "Insta-Politics". Im Gespräch mit News verriet er auch, ob auch seine beliebte Figur des "Außenreporters" darin einen Platz haben wird und welche Politiker ihm aus dem Weg gehen.

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"Gute Nacht Österreich" - Peter Klien: "Das hat schon Mut gekostet"

News.at: Am 12. September startet Ihre Show "Gute Nacht Österreich". Worauf freuen Sie sich am meisten?
Peter Klien: Einfache Frage, gar keine so einfache Antwort. Ich freue mich, dass es los geht. Weil wir schon extrem lange darauf hinarbeiten.

»Die Menschen sind halt alle begrenzt in ihren Handlungen und die Welt ist voller Fehler und Unzulänglichkeiten«

Sehen Sie den Titel „Gute Nacht Österreich“ als Anspielung auf die aktuelle politische Lage?
Es ist natürlich alles in Österreich derzeit sehr schlimm – und zwar genauso schlimm, wie es vor 100 Jahren schon war. Wenn man sich „Die letzten Tage der Menschheit“ von Karl Kraus durchschaut, dann wird da so viel Grausames aus der österreichischen politischen Realität zum Zeitpunkt des 1. Weltkriegs erzählt, wo man sagen muss: Es ist nichts besser geworden. Ich glaube, wahrscheinlich wird auch nie viel besser. Die Menschen sind halt alle begrenzt in ihren Handlungen und die Welt ist voller Fehler und Unzulänglichkeiten…klingt das resignativ? Mir macht es ja trotzdem Spaß, dagegen anzurennen.

Gäste sind in Form von anderen Kabarettisten geplant, die dann als „Experten“ auftreten. Sind auch richtige Talk-Gäste in weiterer Folge geplant?
Nein, Talk-Gäste wie im klassischen Late-Night-Format gibt es definitiv nicht. Angedacht war, dass ein bis zweimal im Jahr ein Politiker kommt, den man interviewt, aber ich glaube, wir werden eher Abstand davon nehmen. Man kann bei einem Politiker, wenn er ins Studio kommt, nicht mehr so scharf sein, wie wenn man ihm aus der Ferne etwas ausrichtet.

Die Channelmanagerin von ORF eins, Lisa Totzauer, sagte in der Ankündigung zur Show, politische Satire sei ein Weg, um Leute zu erreichen, die sich sonst nicht für Politik interessieren…
Auf jeden Fall

Sind Ihrer Meinung nach zu viele Menschen zu wenig interessiert?
Ich glaube, dass sich sehr viele Leute dafür interessieren. Das merkt man daran, dass es für mein Kabarettprogramm viel Rückmeldung und viel Publikum in ganz Österreich gegeben hat – und zwar von Jung bis Alt. Und auch beim Ibiza-Video hat man gesehen, was das für eine Schockwelle im ganzen Land ausgelöst hat und wie politisiert die Leute tatsächlich sind.
Ich glaube, das Interesse ist sehr hoch, aber die Schwelle ist sehr niedrig, Dinge in der Politik als langweilig zu empfinden.

Können Sie sich erinnern, wo Sie waren, als das Ibiza-Video veröffentlicht wurde?
Ja, sicher! In der Garderobe vom Rabenhoftheater. Ich habe das eine halbe Stunde vor dem Auftritt gesehen – und auf der Bühne gleich zwei Witze probiert.

Sind sie beim Publikum angekommen?
Ja, sie sind gleich voll angekommen. Gedacht habe ich mir übrigens dasselbe wie jeder andere in Österreich.

Nämlich?
Oida!

Im "Gute Nacht Österreich"-Programm wird es auch ein Erzählstück geben, das aufklären will und dabei lustig sein. Lieferte da Jan Böhmermann die Vorlage?
Nicht Böhmermann sondern „Last Week Tonight“ von John Oliver – das wiederum auch das Vorbild für Böhmermann ist.

»Harald Schmidt ist mein persönlicher Gott «

Ist denn Jan Böhmermann ein Vorbild für Sie?
Er ist insofern ein Vorbild, als er sich nicht aus der Ruhe bringen lässt, wenn er am Anfang der Sendung fünf Minuten lang Witze erzählt und kein einziger war gut.
Bei Late Night ist mein Vorbild Harald Schmidt, das ist mein persönlicher Gott und das andere Vorbild ist Stephen Colbert, der hat einen wunderbaren Style.

Ein Aktionismus à la Böhmermann – können Sie sich so etwas auch vorstellen?
Sowas kann alles passieren.

Gibt es konkrete Überlegungen?
Es gibt es schon Planungen, aber ich fürchte ich bin da nicht so gut informiert...

Wollen Sie sich vielleicht als SPÖ-Chef bewerben?
(lacht) …wenn da die Suche im Oktober los geht, werde ich anderes zu tun haben.

»Ob ich nochmal als Reporter bei „Willkommen Österreich“ rausgehe… auszuschließen ist es nicht. «

Als Außenreporter wurden Sie von „Herbert Kickl“ alias Christoph Grissemann „gefeuert“. Ein Comeback ist ausgeschlossen?
Sag niemals nie. Das Einvernehmen ist sehr gut und ich komme als Studiogast im September zu „Willkommen Österreich“. Ich möchte schon eine Form von Beziehung pflegen zwischen den beiden Shows. Ob ich nochmal als Reporter bei „Willkommen Österreich“ rausgehe… auszuschließen ist es nicht.

Ist „Willkommen Österreich“ nun Konkurrenz für Sie?
Ich sehe das nicht so. Beides sind „Late Night Shows“, also dasselbe Segment, aber die Witze, die Stermann und Grissemann machen, die ganze Anmutung ist komplett was anderes. Wir gehen viel mehr in die Tiefe, wir setzen uns mit Inhalten auseinander, wir machen ernstzunehmende Polit-Satire. Christoph und Dirk machen halt Witze über die Krawatte. Sie machen das super, aber es ist einfach ein anderer Stil.

»Die aufregendste Szene war sicher die beim EU-Gipfel, wo ich versucht habe, mich auf das Foto der Staats- und Regierungschefs zu drängen«

Welcher Ihrer Auftritte als Außenreporter war für Sie selbst der lustigste?
Das kann ich nicht sagen, weil vieles so gut funktioniert hat. Die aufregendste Szene war sicher die beim EU-Gipfel, wo ich versucht habe, mich auf das Foto der Staats- und Regierungschefs zu drängen und nur wenige Sekunden vorher abgeführt worden bin.

Wie viel Mut braucht man für diese Rolle?
Schon sehr, man musste schon hart bleiben, sich verbeißen, nicht abschütteln lassen. Vor allem ganz am Anfang, wo mich noch niemand kannte und mir blankes Entsetzen entgegengeschlagen ist, hat das schon Mut gekostet, das einfach durchzuziehen.
Aber ich schalte dann auf Autopilot und lass wirklich ein bisschen die Sau raus. Da gibt es keine Schranke und ich mache, was mir einfällt. Manchmal hab ich mich selbst im Kopf zurückgepfiffen. Es ist sehr belebend.

Wie schwer ist es inzwischen, die Politiker noch richtig aufs Korn zu nehmen, jetzt wo sie alle kennen?
Das hat sich gut entwickelt. Wenn man sich die letzte Reportage anschaut von der EU-Wahl, war es so, dass die PolitikerInnen, obwohl mich alle kannten, trotzdem stehen geblieben sind und sich drauf eingelassen haben, selbst auf die Gefahr hin, verarscht zu werden. Und das finde ich schon wieder sehr schön. Das ist ja fast eine Adelung, wenn ein Politiker sagt: "Ich verliere da vielleicht, aber es ist mir egal." Viele haben auch erkannt, dass es ein Potenzial ist bei den WählerInnen. Aber ich bin trotzdem genauso unnachgiebig und unberechenbar und es ist ein Glatteis, auf das sie sich begeben. Die sind um einiges humorvoller, als man ihnen zutraut.

»Es ist kein Zufall, dass der Terminus „Message Control“ jetzt lange mit der ÖVP die politische Diskussion bestimmt hat.«

Gibt es jemanden, der Ihnen dennoch besonders aus dem Weg geht?
Naja, es ist kein Zufall, dass der Terminus „Message Control“ jetzt lange mit der ÖVP die politische Diskussion bestimmt hat. Es ist schon so, dass, wenn ich deren Veranstaltung besuche, dass es da eigene Gesetze gibt und man nicht so leicht an die Spitzenpolitiker rankommt wie vielleicht in anderen Parteien.

Gibt es auch jemanden, der noch beleidigt ist auf Sie?
Vielleicht der Herr Pröll, ich weiß es nicht.

»Ich werde das zu ausgesuchten Gelegenheiten weiter machen«

Wird es den Außenreporter in Ihrer neuen Show nicht zu sehen geben?
Der erste Plan war tatsächlich, dass es ihn nicht mehr geben soll, weil es einfach ein Unterschied ist, ein Statusunterschied, ob man im Studio steht und von da die Welt erklärt oder raus geht und den Politikern hinterherläuft. Wir dachten, das passt nicht zusammen und ich hätte mich unter großem Trennungsschmerz von der Figur, die ich sehr gerne mag, verabschiedet. Aber das Gegenargument war, dass die Leute sich das erwarten, also werde ich das zu ausgesuchten Gelegenheiten weiter machen und auch den Slogan „Der Robin Hood der Gebührenzahler“ mit in die Sendung nehmen. Aber auch hier im Studio stehen zu dürfen und schimpfen zu dürfen, ist erfrischend.

Wann ist die Show für Sie ein Erfolg?
Wenn ich das Gefühl habe, es fahrt, es findet sein Publikum. Das betrifft TV und soziale Medien.

Abschließende Frage: Wissen Sie schon, wen Sie wählen werden?
Ja. Aber das verrate ich natürlich nicht.