Auf der Jagd nach Übersinnlichem

Die Wiener Geisterjäger im Einsatz

In der Hauptstadt existiert Europas älteste Plattform für Geisterjagd. Der Geisterjäger Wilhelm Gabler erzählt von ihren Erlebnissen!

von Paranomales - Auf der Jagd nach Übersinnlichem © Bild: shutterstock

Der gemeine Wiener hat ja bekanntlich einen Hang zum Morbiden. Da ist es wenig verwunderlich, dass in der Hauptstadt auch Europas älteste Plattform für Geisterjagd existiert. Die Wiener Geisterjäger rund um den Gründer Wilhelm Gabler gehen seit 2001 mit technischem Equipment spukhaften Erscheinungen auf den Grund. Für 98 Prozent der Fälle gibt es eine logische, psychische oder physikalische Erklärung. Die restlichen zwei Prozent erweisen sich dabei jedoch als (noch) unerklärlich – sind es Geister?

»Ein Großteil unserer Arbeit besteht tatsächlich darin, angeblichen Spuk zu widerlegen«

Wilhelm Gabler ist davon selbst nach über 17-jähriger Geistersuche überzeugt: „Ich hinterfrage das ständig, ich bin selbst ein Skeptiker, aber die Neugier treibt mich weiter an. Irgendetwas zwischen den Lebenden und den Toten muss es geben.“

Die Hauptaufgabe der Geisterjäger ist dabei aber weit weniger hollywoodhaft als man sie sich vielleicht vorstellen mag. Den Geister-Sauger der Ghostbusters sucht man in Gablers Equipment jedenfalls vergeblich: „Ein Großteil unserer Arbeit besteht tatsächlich darin, angeblichen Spuk zu widerlegen“, lacht Gabler. Gerade zur Winterzeit werden sie oft in Wohnungen gerufen, weil die Bewohner Stimmen hören oder Schatten sehen.

Kein Wunder, schließlich birgt die österreichische Volkskultur einen großen Schatz an Sagen und Erzählungen; darunter auch viele Gruselgeschichten, die wir von Kind auf hören. Glaubt man ihnen, bietet unser Land mit seinen Schlössern, Burgen und Wäldern auch den verschiedensten Geistern und Gespenstern ein Heim.

Einfühlsamkeit statt Gruselspaß?

Die Gründe dafür sind schlussendlich meist banaler als in den Märchen: Bauliche Fehler, alte Parkettböden oder nicht entlüftete Heizkörper können den Sinnen recht leicht einen Streich spielen. Weil aber nicht selten auch depressive Verstimmungen ausschlaggebend für die Schattengespenster sein können, haben sämtliche Geisterjäger auch psychologische Grundkurse belegt. Eng wird auch mit Sozialarbeitern und der Polizei zusammengearbeitet.

Insgesamt scheint im Verein vielmehr Einfühlsamkeit als Gruselspaß zu herrschen. Auch die Schnuppertouren, bei denen in Kleingruppen an spukintensiven Orten wie dem Friedhof der Namenlosen mit dem entsprechenden Equipment ausgerückt wird, dienen eher dazu, dem Geisterhaften das Mystische zu nehmen. „Viele erwarten sich von uns eine Show, das gibt es bei uns aber nicht“, weiß Gabler, der das Ganze als 24h-Hobby betreibt. Besonders Geisterfans seien deswegen oft enttäuscht.

Die Vienna Ghosthunters garantieren keine Geistersichtungen, sie spielen eben nicht mit Showeffekten. Gerade Skeptiker würden das wiederum gut finden. Ihr Klientel ist bunt durchgemischt: „Es ist schwer, uns ins Lächerliche zu ziehen“, fasst es Wilhelm Gabler zusammen, „Nachdem wir sehr offen mit unserem Equipment umgehen, versuchen, den Spuk auf wissenschaftlicher Ebene zu erklären und nichts im Verborgenen lassen, ist da kein großer Nährboden für Spott." Auch von Dämonen will der gelernte Tierpfleger nichts wissen: „Das liegt meines Ermessens nach an der Einstellung des Menschen. Manchmal spürt man schon, dass man an gewissen Orten jetzt nicht unbedingt erwünscht ist, aber da geht man dann einfach nicht hin.“

Paranomalen Wesen sei er in den letzten Jahren aber schon immer wieder begegnet. Begegnungen, die sich nicht mit Radio- oder Funkwellen erklären lassen, weil sie schlicht zu konkret seien. Was Willis schrägstes Erlebnis war? „Einmal waren meine Gruppe und ich in einem verlassenen Sanatorium unterwegs. Auf halbem Rückweg habe ich bemerkt, dass meine Taschenlampe weg ist. Wir sind dann zurück, aber sie war unauffindbar. Eine Kollegin hat dann vorgeschlagen, mittels Tonaufnahme die Geister zu befragen. Die knappe Antwort: ‚Hättest du halt besser darauf aufgepasst!‘ Da wurde mir bewusst, dass nicht nur wir uns über Geister lustig machen, sondern die da drüben auch uns veräppeln.“

Sie wollen sich selbst überzeugen? Die nächste Tour findet am 10. Februar statt.

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