"Paradies: Liebe" auf DVD

Der erste Teil von Ulrich Seidls Aufreger-Trilogie - NEWS.AT verlost drei Exemplare

von Paradies: Liebe © Bild: Stadtkino Wien

Ulrich Seidl enttäuscht die Erwartungen nicht: In der Hauptrolle von „Paradies: Liebe“ agiert Margarethe Tiesel, die als Teresa auf der Suche nach ein bisschen Glück ist und von einer gewissen exotischen Neugierde getrieben bald als "Sugar Mama" junge kenianische Männer am Strand des Ressorts begleitet. Während die erste Kontaktaufnahme noch an der fehlenden Zuneigung scheitert, hat Teresa mit Munga (Peter Kazungu) scheinbar mehr Glück: Munga ist nicht so aufdringlich wie die anderen "Beach Boys", spricht nicht gleich von Geld, führt sie durch sein Heimatdorf und lädt sie spielerisch und mit notdürftigen Deutschkenntnissen schließlich auch zum Austausch von Intimitäten ein. Von Liebe ist die Rede, denn "die Liebe endet nur in Europa, nicht in Afrika". Hakuna matata, alles kein Problem.

Aber dann kommt dennoch bald Geld in Spiel, wird für erkrankte Verwandte gesammelt, verwandelt sich die sexuelle in finanzielle Zuneigung. Teresa und ihre Freundinnen nehmen sich dabei die ganze Zeit über nicht unbedingt als Sextouristinnen wahr: Wie oft hat man sich zu Hause für Männer verbogen, sich aus Attraktivitätsgründen geschunden? Das spiele in dem afrikanischen Land keine Rolle, erklärt Teresas Freundin (Inge Maux) in Kolonialfrauenmanier. Hier könne frau sein, wie sie wolle. Und so werden die daheim Ausgebeuteten selbst zu Ausbeutenden, bis sie in diesem ewigen Kreislauf selbst wieder zu Opfern ihrer eigenen Ausbeutung werden. Mit Liebe hat das alles wenig zu tun, und auch das Paradies stellt man sich wohl anders vor.

Die Darstellung der Schauspielerinnen und Schauspieler erfolgt völlig ungeschönt, in natürlichem Licht mit Übergewicht und hängenden Körperteilen. Margarethe Tiesel ist fast den gesamten Film über zu sehen, vielfach halb nackt und stets unheimlich präsent. Die Kamera von Wolfgang Thaler und Ed Lachman sorgt dazu immer wieder für wunderschöne Kadrierungen und nachhallende Einstellungen. Die Dialoge sind zur Gänze improvisiert, was einen dokumentarischen Ansatz durchschimmern lässt, auch wenn die Grundgeschichte natürlich vorgegeben ist.

Großes Kino

"Liebe" ist der erste Teil der "Paradies"-Trilogie, die mit den weiteren Teilen "Glaube" und "Hoffnung" der Schwester und der Tochter von Teresa folgt. Die drei Protagonistinnen werden zwar am Anfang des Films auch alle eingeführt, anschließend konzentriert sich die Erzählung im ersten Film aber auf Teresa und ihren Urlaub. Als „Glücksfall“ bezeichnete Seidl in Cannes seine Hauptdarstellerin Margarethe Tiesel. Und tatsächlich sorgt nicht zuletzt auch sie dafür, dass der Film trotz mancher kleiner Redundanz ein großes Stück Kino geworden ist.

GEWINNSPIEL:

Paradies Liebe - DVD Cover
© Hoanzl

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Kommentare

Oberon

Sextourismus einmal anders. Ältere, übergewichtige Frau sucht jungen, potenten Mann. Wie naiv kann ein Mensch nur sein, um da an Liebe zu glauben?

Die Dialoge erinnern mich - nicht aus eigener Erfahrung - an Stammtischgespräche. Ich möchte nicht wissen, was da noch alles im Detail besprochen wird....

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