Panik vor WM schlägt in Deutschland hohe Wellen: "Klinsi" soll vor Bundestag aussagen

Politiker wollen Konzept von DFB-Trainer sehen Nur Grüne dagegen: "Nicht alle Tassen im Schrank"

Die Krise der deutschen Fußball-Nationalmannschaft schlägt drei Monate vor der Heim-WM auch in der deutschen Politik hohe Wellen. Politiker von CDU, SPD und FDP wollen Bundestrainer Jürgen Klinsmann angesichts der deutlichen 1:4-Niederlage am Mittwoch in Italien vor den Sportausschuss des Bundestages zitieren. Das berichtete die "Bild"-Zeitung in ihrer Samstag-Ausgabe. Spott gab es lediglich von den Grünen.

"Es wäre schön, wenn Herr Klinsmann mal dem Sportausschuss erklären würde, was seine Konzeption ist und wie er Weltmeister werden will", zitierte das Boulevardblatt den CDU-Sportexperten Norbert Barthle. "Das Spiel gegen Italien war grausam, und man fragt sich schon, wie er das bis zum Sommer aufholen will. Der Bund ist der größte Sponsor der WM, insofern hätte ich gerne ein paar Antworten."

Für die FDP-Sportexpertin Miriam Gruß geht es bei der WM um ein "nationales Anliegen". Sie betonte gegenüber der "Bild": "Weniger als 100 Tage vor der WM sollte Jürgen Klinsmann nicht mehr experimentieren müssen. Er sollte dem Sportausschuss sein Konzept erklären, denn es geht ja nicht nur darum, ob eine Mannschaft mal schlecht spielt, sondern um die Frage: Wie präsentiert sich Deutschland!"

Auch der SPD-Sportpolitiker Reinhold Hemker möchte Klinsmann vor dem Ausschuss sehen. In der Zeitung sagte er: "Ich würde mich freuen, wenn der Bundestrainer dem Sportausschuss sagen würde, wie er eine sichere Basis für das Team schaffen will. Die WM steht vor der Tür, da muss langsam mal klar sein, wer spielt. Klinsmann hat nur gute Spieler, aber es gibt zu viele Unsicherheiten. Er sollte endlich sagen, auf wen er setzt."

Häme für den ungewöhnlichen Vorschlag der Regierungsparteien Union und SPD gab es lediglich von den Grünen. "Wer Klinsi vor den Sportausschuss schleifen will, hat nicht alle Tassen im Schrank", kommentierte der Grünen-Fraktionschef im Bundestag, Fritz Kuhn, die Forderung einzelner Abgeordneter. "Da könnten wir ja gleich im Bundestag über die Aufstellung abstimmen."

Sportausschuss-Vorsitzender: "Schnapsidee"
Der Sportausschuss-Vorsitzende Peter Danckert (SPD) hält nichts von einer Vorladung des Fußball-Bundestrainers Jürgen Klinsmann vor das Gremium des deutschen Bundestags. Entsprechende Forderungen anderer Politiker bezeichnete der Sozialdemokrat als "Schnapsidee". Er sehe keine Notwendigkeit, dass der Teamchef der Politik über seine Konzeption Rede und Antwort stehen sollte.

"Wir sind doch kein Tribunal, vor dem sich Herr Klinsmann zu verantworten hat", sagte Danckert am Samstag der "Netzeitung". Für die Nationalmannschaft sei ohnehin der DFB zuständig. Zudem sei eine solche Vorladung ein "falsches Zeichen". Die Stimmung sei schon angespannt genug, jetzt müssten alle an einem Strang ziehen.

(apa/red)