Kirche am Steinhof: 9 Fakten
zur Otto-Wagner-Kirche

Die Wiener Kirche am Steinhof, auch Otto-Wagner-Kirche genannt, gilt als das größte kirchliche Gesamtkunstwerk des Jugendstils und ist der erste Kirchenbau der Moderne in Europa. Wann sich ein Besuch besonders auszahlt und warum die Kirche Otto Wagner viel Geld gekostet hat, ist hier zu erfahren. 9 spannende Fakten zur Kirche am Steinhof!

von Sehenswert - Kirche am Steinhof: 9 Fakten
zur Otto-Wagner-Kirche © Bild: WienTourismus/Christian Stemper

1. Woher die Kirche ihren Namen hat

Überraschung: Die Kirche hat ihren Namen weder vom Architekten Otto Wagner noch von ihrem Standort in Steinhof. Das sind nämlich nur umgangssprachliche Bezeichnungen für die Kirche. Die ursprüngliche und eigentliche Bezeichnung lautet nämlich Kirche zum Heiligen Leopold. Der Name bezieht sich logischerweise auf Leopold III., der Nationalpatron Österreichs und Landespatron von Wien, Nieder- und Oberösterreich ist.

2. Wer den Bau nur missbilligend zur Kenntnis nahm

So stolz man als Wiener heutzutage auf so ein einzigartiges Bauwerk sein kann, so sehr wurde es damals von der Bevölkerung abgelehnt. Wäre die Kirche nicht - wie die "Irrenanstalt" drumherum - außerhalb der Stadt gebaut worden, hätte es möglicherweise einen Aufstand gegeben.

© WienTourismus/Christian Stemper

Und so belächelte man die Kirche eher nur aus weiter Distanz: "Und ist es nicht eine hübsche Ironie des Schicksals, dass so ziemlich das erste vernünftige sezessionistische Gebäude großen Stils in Wien für die Irrsinnigen gebaut worden ist?" , heißt es kurz vor der Eröffnung der Anstalt am 6. Oktober 1907, seitens der Neuen Freien Presse.

3. Wie Otto Wagner durch die Kirche viel Geld verloren hat

Zu Lebzeiten profitierte Archtitekt Otto Wagner kaum von seinem wegweisenden Bauwerk. Im Gegenteil, er entwickelte dich zunehmend zum bevorzugten Opfer von Erzherzog Franz Ferdinand. Anlässlich der Einweihung der Kirche soll Franz Ferdinand festgestellt haben, dass der Baustil zu Zeiten von Maria Theresia der allerschönste sei, worauf Otto Wagner eingeworfen haben soll, dass man damals Kanonen auch mit Ornamenten verziert habe. Dieser Affront kostete den Architekten eine Menge Aufträge, die damals für die Ringstraße vergeben worden sind. Ein "Bannspruch" des Thronfolgers sorgte nämlich dafür, dass der Baumeister fortan komplett leer ausgehen sollte.

4. Wie die Kirche den "Lemoniberg" erschaffen hat

Die Wiener nennen das Areal um Steinhof liebevoll "Lemoniberg", was der Kirche zu verdanken ist. Grund dafür ist die Dominanz der Kirche in der gesamten Anlage und namensgebend die goldene Kirchenkuppel, die einer halben Zitrone ähneln soll.

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5. Warum die Kirchenbänke runde Formen haben

Besonders faszinierend an der Kirche ist der Umstand, dass Otto Wagner beim Entwurf bis ins kleinste Detail penibel darauf achtete, dass sie für Kranke errichtet würde. Beispielsweise haben die Kirchenbänke runde Kanten und die Beichtstühle sind offen, damit die Verletzungsgefahr dadurch gesenkt werden kann.

6. Warum das Weihwasserbecken tropft

Im Gegensatz zu anderen Kirchen verfügt die Otto-Wagner-Kirche über ein Weihwasserbecken mit Tropfhahn. Die Begründung ist denkbar einfach wie genial: Sie sollte das Risiko von Infektionen deutlich reduzieren.

7. Weshalb die Kirche beinahe verfallen ist

Paul Johannes Keiblinger war jahrzehntelang Kustos der Kirche und bemühte sich seit Ende der 1980er Jahre um die Renovierung der Kirche. Die 1907 eröffnete Kirche war jahrzehntelang gesperrt und vom Verfall bedroht, weil die Stadt Wien, der Eigentümer, offenbar keine Rendite in der verhältnismäßig abgelegenen Sehenswürdigkeit Wiens sah.

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Keiblinger konnte allerdings die beiden Wiener Bürgermeister Helmut Zilk und Michael Häupl überzeugen, dass die beiden Jugendstil-Kirchen, die der Stadt Wien gehören, also auch die „Lueger-Kirche“ auf dem Wiener Zentralfriedhof, „unbedingt restauriert gehören“. Von 2000 bis 2006 wurde die Otto-Wagner-Kirche dann zum Glück renoviert und somit dieses Jugendstil-Juwel für die nachwelt erhalten.

8. Wann der richtige Zeitpunkt für den Kirchenbesuch ist

Wer der Kirche einen spontanen Besuch abstatten möchte, hat Pech: Sie ist lediglich samstags von 16:00 bis 17:00 und sonntags von 12:00 bis 16:00 (exklusive Führungen) geöffnet. An Sonn- und Feiertagen kann man zudem um 9:30 die Heilige Messe besuchen.

9. So lassen sich viele Geheimnisse der Kirche lüften

Jeden Samstag um 15 Uhr und jeden Sonntag um 16 Uhr kann man an einer Kirchenführung teilnehmen, die ca. eine Stunde lang dauert und viele verborgene Details des Bauwerks in den Vordergrund stellt. Kostenpunkt für Erwachsene: 12 Euro, Kinder unter 6 Jahren können kostenlos teilnehmen. Und wenn man schon den Weg in den 14. Wiener Gemeindebezirk beschritten hat, sollte man die Gelegenheit für einen Spaziergang auf der Baumgartner Höhe nutzen. Ein schöner Ausblick über Wien "lauert" an mehreren Orten.