Oscars: "Moonlight"
zum besten Film gekürt

Warren Beatty verkündete zuvor versehentlich "La La Land" als Sieger

Mit einem unfreiwillig spannenden Finale ist die 89. Oscar-Verleihung zu Ende gegangen. Strahlender Sieger in der Königskategorie "Bester Film" ist das Coming-of-Age-Drama "Moonlight" - jedoch hatte Warren Beatty zuvor irrtümlicherweise "La La Land" als Gewinner verkündet. Erst als die Produzenten des Musicals bereits auf der Bühne ihre Dankesreden hielten, fiel der Fehler auf.

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    Warren Beatty liest zunächst den falschen Sieger-Film vor.

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    Anstatt "Moonlight" kürt Warren Beatty "La La Land" zum Gewinner-Film.

Beatty, der den Preis gemeinsam mit seinem "Bonnie und Clyde"-Co-Star Faye Dunaway überreichte, erklärte den peinlichen Irrtum auf der Bühne des Dolby Theatre mit einem falschen Kuvert: Er habe versehentlich eine Karte in der Hand gehalten, die "La La Land"-Schauspielerin Emma Stone zur besten Hauptdarstellerin erklärte. Die 28-jährige Schauspielerin jedoch versicherte direkt im Anschluss an die Verleihung Journalisten, "ihr" Kuvert stets bei sich gehabt zu haben.

»Ich war sprachlos. Ich habe die Oscars stets verfolgt und so etwas noch nie gesehen. Es hat das Ganze noch besonderer gemacht - aber nicht in der Art und Weise, wie ich es erwartet hätte.«

Möglich also, dass das Kuvert doppelt vorhanden war - eine Theorie, die auch "Moonlight"-Regisseur Barry Jenkins vertritt. "Ich hatte das Gefühl, dass etwas Seltsames vorgefallen ist", sagte er Journalisten im Anschluss an seinen Sieg hinter den Kulissen. "Ich war sprachlos. Ich habe die Oscars stets verfolgt und so etwas noch nie gesehen. Es hat das Ganze noch besonderer gemacht - aber nicht in der Art und Weise, wie ich es erwartet hätte."

Die Panne lenkt nun vom Triumph des Überraschungssiegers "Moonlight" ab, der zusätzlich den Oscar für das beste adaptierte Drehbuch sowie den Preis für den besten Nebendarsteller (Mahershala Ali) holte. US-Regisseur Barry Jenkins erzählt in seinem einfühlsamen Film, der auf einem Theaterstück von Tarell Alvin McCraney basiert, in drei Lebensabschnitten vom Heranwachsen eines schwulen Afroamerikaners in ärmlichen Verhältnissen im Miami der 80er-Jahre. "Das ist für all jene Menschen, die ihr Leben nicht auf der Leinwand widergespiegelt sehen", sagte Jenkins, als er den Drehbuchpreis annahm. "Wir sind für euch da", fügte McCraney hinzu, "wir werden euch auch die nächsten vier Jahre nicht alleine lassen."

Promis reagieren amüsiert auf Panne

Auf Twitter und Facebook haben die prominenten Nutzer zunächst verwirrt und schließlich amüsiert auf die Panne bei der Oscar-Verleihung reagiert. "Gott sei Dank ist die Sache mit dem falschen Umschlag nicht bei einer Schauspieler-Kategorie passiert", twitterte Schauspielerin Jessica Chastain. "Stellt euch eine einzelne weinende Schauspielerin auf der Bühne vor."

Der Filmemacher Michael Moore forderte scherzhaft gleich eine neue "Auszählung" des Wettbewerbs. Andere Nutzer scherzten, dass auch der umstrittene US-Präsident Donald Trump wohl auf ähnliche Weise zum Präsidenten gewählt worden sein müsse.

Viele machten sich auf Twitter Sorgen, dass wegen der Panne nun der eigentliche Gewinner nicht mehr zur Geltung kommen könnte. "Ich hoffe, dieser Mist lenkt nicht davon ab, dass der Sieg von "Moonlight" als bester Film verdammt nochmal monumental ist", teilte der US-amerikanische Schauspieler Bryan Safi über den Kurznachrichtendienst mit.

PricewaterhouseCoopers entschuldigt sich

Der für die Ausgabe der Siegerumschläge zuständige Wirtschaftsprüfer PricewaterhouseCoopers entschuldigte sich in einer Stellungnahme. "Wir entschuldigen uns aufrichtig bei 'Moonlight', 'La La Land', Warren Beatty, Faye Dunaway und den Oscar-Zuschauer für den Fehler, der während der Vergabe des Preises für den besten Film geschehen ist. Den Präsentatoren wurde irrtümlich der Umschlag für die falsche Kategorie ausgehändigt - was umgehend korrigiert wurde, als man darauf gekommen ist. Wir untersuchen derzeit, wie das geschehen konnte und bedauern zutiefst, dass die passiert ist. Wir danken dafür, wie würdevoll die Nominierten, die Academy, (der für die Übertragung zuständige TV-Sender, Anm.) ABC und (Moderator, Anm.) Jimmy Kimmel mit der Situation umgegangen sind", so das Statement von PricewaterhouseCoopers.

Foto von lebender Frau bei Toten-Gedenken

Nicht nur bei der Ehrung des besten Films unterlief den Oscar-Veranstaltern eine Panne: Im Gedenkvideo an die im vergangenen Jahr gestorbenen Menschen aus dem Filmbusiness haben die Produzenten US-Medienberichten zufolge ein Foto einer lebenden Frau verwendet.

Gedacht werden sollte der australischen Kostümdesignerin Janet Patterson, die viermal für einen Oscar nominiert und im vergangenen Oktober gestorben war. Das Bild neben ihrem Namen zeigte aber die Produzentin Jan Chapman, die häufig mit Patterson zusammengearbeitet hat - und lebt. Die Vertauschung des Fotos habe sie "erschüttert", sagte Chapman dem Branchenmagazin "Variety". "Ich lebe und mir geht es gut und ich bin immer noch aktive Produzentin."

Sechs Oscars für "La La Land"

Doppelt so viele Auszeichnungen wie für "Moonlight" gingen indes an "La La Land". Die im Stil früher Hollywoodmusicals gedrehte Romanze mit Emma Stone und Ryan Gosling war mit 14 Nominierungen als großer Favorit in die Gala gegangen. Es gab schließlich sechs Oscars für die charmante Hommage, darunter für Hauptdarstellerin Stone, Kameramann Linus Sandgren sowie zwei Preise für den Komponisten Justin Hurwitz ("Bester Song" und "Beste Filmmusik").

Der 32-jährige Filmemacher Damien Chazelle wurde als jüngster Filmemacher aller Zeiten mit dem Preis für die "Beste Regie" bedacht. In der Kategorie "Bestes Originaldrehbuch" unterlag der Jungregisseur jedoch Kenneth Lonergan, der seinen lang verdienten, ersten Oscar für das von ihm inszenierte und geschriebene Familiendrama "Manchester by the Sea" bekam.

Zum besten Hauptdarsteller wurde Casey Affleck gekürt, der sich mit seiner Darstellung eines traumatisierten Hausmeisters in Lonergans erschütterndem Film gegen Mitfavorit Denzel Washington durchsetzen konnte. Der 41-Jährige dankte auf der Bühne seinem Konkurrenten, dessen Augen sichtlich mit Tränen gefüllt waren, dafür, ihm "viel über Schauspielerei gelehrt" zu haben.

In den Nebendarstellerkategorien kamen mit Mahershala Ali ("Moonlight") und Viola Davis ("Fences") zwei schwarze Schauspieler zum Zug - neben den weiteren Preisen für "Moonlight" ein Zeichen, dass die Oscar-Akademie die "#OscarsSoWhite"-Kontroverse der vergangenen zwei Jahre ernst genommen haben könnte.

Mehrfach nominierte Streifen wie "Arrival" (Bester Tonschnitt) und "Hacksaw Ridge" (Beste Tonmischung, Bester Schnitt) holten sich lediglich Preise in technischen Kategorien; andere wie "Lion" oder "Hidden Figures - Unerkannte Heldinnen" gingen gar ganz leer aus. Auch die Hoffnung für "Toni Erdmann" blieb unerfüllt: Die deutsch-österreichische Koproduktion von Regisseurin Maren Ade mit Peter Simonischek in der Titelrolle hatte gegenüber dem iranischen Beitrag "The Salesman" von Asghar Farhadi das Nachsehen.

Die Gewinner der Oscars 2017

BESTER FILM "Moonlight"
Regie: Barry Jenkins, Produzenten: Adele Romanski, Dede Gardner und Jeremy Kleiner
BESTE REGIE Damien Chazelle "La La Land"
BESTER HAUPTDARSTELLER Casey Affleck "Manchester by the Sea"
BESTE HAUPTDARSTELLERIN Emma Stone "La La Land"
BESTE NEBENDARSTELLERIN Viola Davis "Fences"
BESTER NEBENDARSTELLER Mahershala Ali "Moonlight"
BESTER FREMDSPRACHIGER FILM "The Salesman"
Iran, Regie: Asghar Farhadi
KAMERA Linus Sandgren "La La Land"
ORIGINALDREHBUCH Kenneth Lonergan "Manchester by the Sea"
ADAPTIERTES DREHBUCH Barry Jenkins (Vorlage: "Moonlight" Tarell Alvin McCraney)
SCHNITT John Gilbert "Hacksaw Ridge"
FILMMUSIK Justin Hurwitz "La La Land"
FILMSONG "City of Stars" aus "La La Land";
Musik: Justin Hurwitz, Songtext: Benj Pasek und Justin Paul
PRODUKTIONSDESIGN Produktionsdesign: "La La Land"
David Wasco; Kulissen: Sandy Reynolds-Wasco
TONSCHNITT Sylvain Bellemare "Arrival"
TONMISCHUNG Kevin O'Connell, Andy Wright, Robert Mackenzie und Peter Grace "Hacksaw Ridge"
SPEZIALEFFEKTE Robert Legato, Adam Valdez, Andrew R. Jones und Dan Lemmon "The Jungle Book"
MAKE-UP/FRISUR Alessandro Bertolazzi, Giorgio Gregorini und Christopher Nelson "Suicide Squad"
KOSTÜMDESIGN Colleen Atwood "Fantastic Beasts and where to find them"
REALKURZFILM "Sing" Regie: Kristof Deak und Anna Udvardy
ANIMATIONSFILM "Zootopia" ("Zoomania") Regie: Byron Howard, Rich Moore und Clark Spencer
ANIMATIONS-KURZFILM "Piper"
Regie: Alan Barillaro und Marc Sondheimer
DOKUMENTARFILM "O.J.: Made in America" Regie: Ezra Edelman
DOKUMENTAR-KURZFILM "The White Helmets"
Regie: Orlando von Einsiedel und Joanna Natasegara

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