Roland Weißmann: Vom Publizistik-Studenten zum ORF-Generaldirektor

Roland Weißmann ist seit 1. Jänner 2022 Generaldirektor des ORF. Er wurde vom Stiftungsrat mit einer großen Mehrheit gewählt und folgte auf Alexander Wrabetz. Wie der gebürtige Linzer beruflich und privat tickt.

von Roland Weißmann bei einer Pressekonferenz im ORF-Landesstudio Linz. © Bild: IMAGO/Rudolf Gigler

Steckbrief Roland Weißmann

  • Name: Roland Weißmann
  • Geboren: 16. März 1968 in Linz
  • Ausbildung: Nach der Matura 1986 studierte er Publizistik und Geschichte in Wien.
  • Beruf: Fernsehjournalist, "Chefproducer Fernsehen" bei ORF, ab 2022 Generalintendant des ORF
  • Familienstand: ledig, keine Kinder

Roland Weißmann - sein Lebenslauf und Karriereweg

Nach seiner Matura verließ der gebürtige Linzer seine Heimatstadt und studierte Publizistik und Geschichte in Wien. Roland Weißmanns Karriere im ORF ist eng mit dem Namen Richard Grasl verbunden. Nach Abschluss seiner Studien landete Weißmann 1995 im aktuellen Dienst im ORF-Landesstudio Niederösterreich. Nach Zwischenstopps als Chef vom Dienst bei Ö3 und als stellvertretender Chronikressortleiter in der ORF-Radioinformation, zog es Weißmann, der in seiner Freizeit Ausgleich beim Laufen und Boxen sucht, erneut nach Niederösterreich, wo er ab 2003 stellvertretender Chefredakteur unter Richard Grasl war.

Roland Weißmann
© IMAGO/SKATA Roland Weißmann

Ab 2007 war er als Fernsehchef für die tägliche Sendung "NÖ heute" mitverantwortlich. Ab 2010 war Weißmann Grasls Büroleiter in der ORF-Finanzdirektion und beschäftigte sich seitdem intensiv mit wirtschaftlichen und finanziellen Themen. ORF-intern wird dem gelernten Journalisten inzwischen hohe Sachkompetenz in Finanz- und Budgetthemen attestiert. Grasl machte seinen langjährigen Wegbegleiter auch zum "Chefproducer Fernsehen". In dieser Funktion hatte Weißmann ein rund 400 Millionen Euro schweres Budget zu verwalten. 2020 wurde Weißmann von Wrabetz dann auch noch zum dritten Geschäftsführer von ORF.at und Verantwortlichen für die geplante Streamingplattform ORF-Player bestellt.

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Ergebnisse der ORF-Wahl 2021

Bei der ORF-Wahl 2021 wurde Roland Weißmann schließlich im Stiftungsrat zum ORF-Generaldirektor gewählt. Der von der ÖVP favorisierte Kandidat erreichte im obersten ORF-Aufsichtsgremium mit türkis-grüner Unterstützung 24 von 35 Stimmen und kam damit auf eine deutliche Mehrheit.

Weißmanns Vorgänger Alexander Wrabetz erhielt 6 Stimmen. ORF 1-Channelmanagerin Lisa Totzauer kam auf 5 Stimmen - davon zumindest drei von FPÖ-nahen Stiftungsräten. ORF-Vize-Technikdirektor Thomas Prantner als auch Harald Thoma erhielten keine Stimmen.

»Er ist vor allem ein Teamplayer«

"Der neue ORF-Generaldirektor Roland Weißmann verbindet journalistische, programmwirtschaftliche und digitale Kompetenz und er ist vor allem ein Teamplayer - genau das braucht der ORF für seine Zukunft", sagte damals Thomas Zach, Leiter des bürgerlichen "Freundeskreises". Mit dem heutigen Ergebnis stehe eine breite Mehrheit im Stiftungsrat hinter einem digitalen Reformkurs für den ORF - die Bestellung von Weißmann sei ein klares Signal für die ambitionierte Weiterentwicklung des größten österreichischen Medienunternehmens.

Bereits kurze Zeit nach seiner Ernennung zum ORF-Generaldirektor, konnte sich Weißmann im April 2022 über acht Publikumspreise beim Film- und Fernsehpreis "Romy" freuen - eine schöne Erfolgsbilanz für den ORF.

Roland Weißmann bei der Romy-Verleihung im April 2022.
© Monika Fellner/Getty Images Bei der Romy-Verleihung 2022 strahlte Weißmann: Der ORF räumte einige der begehrten Trophäen ab.

Seine Funktionen im ORF

Der gebürtige Linzer hatte vor seiner Funktion als ORF-Generaldirektor mehrere gewichtige Positionen im ORF inne. So agierte er seit 2012 als "Chefproducer Fernsehen", womit er das größte Programmbudget im ORF verwaltete. Von 2017 bis 2022 war er zudem Vizefinanzdirektor.

Weißmann war 2016 vom damals frisch wiederbestellten ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz zunächst sogar als Kaufmännischer Direktor vorgesehen. Nachdem der ÖVP-"Freundeskreis" im obersten ORF-Gremium den Preis für die Zustimmung zu Wrabetz' Direktorenteam aber immer weiter in die Höhe schraubte, wurde es doch nichts mit dem Posten des Finanzdirektors.

In seinen niederösterreichischen ORF-Jahren arbeitete Weißmann nicht nur eng mit Richard Grasl zusammen, sondern auch mit den heutigen Channel Managern von ORF 1 und ORF 2, Lisa Totzauer und Alexander Hofer. Während Hofer noch immer zu den engsten Vertrauten Weißmanns zählt und im Fall von dessen Bestellung zum ORF-Chef als logischer Kandidat für den Job des Programmdirektors gehandelt wird, gilt das Verhältnis zu Totzauer, die mit Weißmann und Wrabetz am 10. August 2021 um den Posten des Generaldirektors ringt, als deutlich abgekühlt.

Literaturtipps:

Das Buch "Geschichte des Rundfunks: Ein Rückblick auf über 100 Jahre Radio in Deutschland und Österreich" können Sie hier erwerben.*

Das Buch "Vielgeprüftes Österreich: Ein kritischer Befund zur Zeitenwende" von Paul Lendvai können Sie hier erwerben.*

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Was Roland Weißmann im Beruf wichtig ist

"Die Unabhängigkeit der Redaktion ist für mich das Wichtigste", meinte Weißmann im Zuge einer Debatte um politische Einflussnahme auf die Berichterstattung von ORF.at.

Redaktionsvertreter:innen erinnerten Weißmann zuvor, dass es als Geschäftsführer nicht seine Aufgabe sei, im Sinne einer Partei zu intervenieren und Umtitelungen oder Ähnliches zu fordern. Nach einer Aussprache sei die Causa erledigt, so Weißmann.

Wie der Medienmanager privat tickt

Roland Weißmann ist nicht verheiratet und hat keine Kinder. Über seine Familie und seine Eltern hält sich der gebürtige Linzer gerne bedeckt.

Im Interview mit Ö3-Moderatorin Claudia Stöckl beim Ö3-"Frühstück bei mir" (Jänner 2022) gab der sonst eher zurückhaltende Medienmanager aber einige private Details aus seinem Leben preis: Wie er verriet, ist er zur Zeit Single. "Ich bin in guter Gesellschaft mit 1,8 Millionen Singles in Österreich", sagte er. Davor war Weißmann in einer längeren Beziehung mit einer AUA-Flugbegleiterin, mit der ihn heute noch eine tiefe Freundschaft verbindet. Aus der Beziehung ist ihm zudem der Hund seiner ehemaligen Partnerin geblieben. Für Labrador "Wupper" spielt Weißmann gerne den Hundesitter.

Sich selbst bezeichnet er zwar nicht als den einfachsten Menschen, aber durchaus als beziehungsfähig. Wenn es mal wieder "einen Menschen geben sollte, bei dem es bumm macht, bin ich bereit dafür", teilte Weißmann mit. Bei einer Frau seien im Ehrlichkeit, Lebenslust und Leidenschaft für eine Sache wichtig.

In seiner Freizeit ist der ORF-Generaldirektor sportlich unterwegs: So geht er gerne bei jedem Wetter laufen und hat den schwarzen Gürtel im Boxen. Aus seiner Zeit in Niederösterreich stammt außerdem noch ein Jagdschein.

Ein Hobby will Weißmann aufgrund seiner beruflichen Funktion nun nicht mehr ausüben, wie er verrät: Früher ging er gerne einmal in der Lobau nackt baden. Jetzt badet er lieber bekleidet.