Der
Männerverein

Dass der ORF-Stiftungsrat tendenziell ein Männerverein ist, hat Tradition.

von Anna Gasteiger © Bild: News/Ricardo Herrgott

Den Weltfrauentag feierte der ORF standesgemäß mit diversen Programmhighlights. Filme mit und über Frauen, Dokumentationen, Radio- Features. Barbara Karlich diskutierte in ihrer nachmittäglichen Talksendung über die Frauenquote im Job. Stöckl, ebenfalls Barbara, lud Hochkaräterinnen zum Talk über ihre außergewöhnlichen Lebenswege. Das "Weltjournal" warf, Zitat aus dem Pressetext, "einen Blick auf Firmen, in denen die Gleichstellung von Mann und Frau als Basis für einen nachhaltigen Unternehmenserfolg gesehen wird, weil man erkannt hat, dass gemischte Teams besser funktionieren".

Und der ORF selbst? Legt durchaus Wert auf Frauenförderung. Seit 2012 gibt es einen Gleichstellungsplan, für den Generaldirektor Alexander Wrabetz 2015 sogar von der UNO ausgezeichnet wurde. Die aktuellste Ausgabe von 2016 weist 43,4 Prozent Mitarbeiterinnen aus - und diverse Probleme auf, die es anzugehen gelte. Beispiel Gender Pay Gap.

Anders das Bild beim Stiftungsrat, dem Aufsichtsgremium des ORF, das von Bundesregierung, Ländern, Parteien, Publikumsrat und Betriebsrat beschickt wird. Bis vor Kurzem waren zehn von insgesamt 35 Stiftungsräten Frauen. Derzeit sind es, nachdem die Regierung ihre neuen Stiftungsräte bestellt hat, nur acht. Im Mai konstituiert sich der Stiftungsrat neu. Dann könnte theoretisch wieder eine vorteilhaftere Frauenquote zustande kommen. Die neue Bundesregierung hat mit Claudia Hasenöhrl (FPÖ) jedenfalls nur eine Frau in den Stiftungsrat entsandt -bisher waren es drei.

Dass der Stiftungsrat tendenziell ein Männerverein ist, hat Tradition. Zwischen 1974 und 2001 hatte das ORF-Kuratorium, wie es damals noch hieß, insgesamt 148 Mitglieder, darunter zwölf Frauen. Dem ersten Stiftungsrat, der sich 2001 konstituierte, gehörten immerhin sieben Frauen an, darunter Ex-Leichtathletin Steffi Graf, Unternehmerin Janet Kath, Helga Rabl-Stadler, Präsidentin der Salzburger Festspiele, und Brigitte Kulovits- Rupp, Arbeiterkämmerin aus dem Burgenland, die 2010 zur ersten weiblichen Vorsitzenden des ORF-Aufsichtsrats gewählt wurde.

Seitdem grundelt die Zahl etwa in diesem Bereich herum. "Wir würden es alles andere als gut finden, wenn sich die Zahl der Frauen im Stiftungsrat wieder reduziert", sagt Gerhard Moser, Obmann des ORF-Zentralbetriebsrats, der zwei Stiftungsrätinnen stellt (bei fünf Mandaten).

Schließlich kann man ja durchaus der Meinung sein, dass "die Gleichstellung von Mann und Frau als Basis für einen nachhaltigen Unternehmenserfolg" zu sehen ist.

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