ORF eins-Umbau
geht in erste Phase

Channelmanagerin Totzauer will "Zielschema" in mehreren Schritten umsetzen

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Totzauer stellte für die Arbeit am neuen ORF eins ein paar "Regeln" auf, die unbedingt eingehalten werden müssten, erläuterte sie am Donnerstagabend in einem Hintergrundgespräch. "Verlässlichkeit" im Programm sei fürs Publikum ebenso wichtig wie für die Werbebranche. Und ORF eins soll künftig unterschiedliche "Tagesfarben" bieten. Beispiel: Der Mittwoch-Hauptabend wurde bereits als Informationstag positioniert; der Freitag soll "unterhaltsam ins Wochenende" führen. Erklärtes Ziel Totzauers ist es, "wochentags den Hauptabend österreichisch zu programmieren. Das nehmen wir Schritt für Schritt in Angriff."

ORF eins-Produktionen würden nun ausschließlich "klar für einen Sendeplatz und für den Kanal" beauftragt, auch bestehende Produkte werden "sehr intensiv analysiert, ob sie zu ORF eins passen". Viel Zeit widmen Totzauer und Programmplaner Roman Rinner dabei auch der Zielgruppenanalyse. Anstatt bloß auf die "junge" Zielgruppe zu fokussieren, bedient man sich der Sinus-Milieus, denn: "Die alleinige Differenzierung in Alt und Jung entspricht nicht den Lebensrealitäten", betont die Channelmanagerin. "Es gibt traditionelle konservative Menschen, die definitiv nicht 70 sind."

Als große Baustelle, mitunter gar als "Todeszone", gilt der ORF eins-Vorabend, der als Abspielfläche für US-Serienware in Verruf geraten ist. Hier soll das Publikum künftig mit einer "ZiB 18" (um 18 Uhr) "in ähnlicher Länge wie die ZiB 20" im Feierabend willkommen geheißen werden. Start: Frühling 2019, das hofft Totzauer zumindest inständig. "Wir beginnen das Zurückdrängen der amerikanischen Kaufware", ist ihre Devise. Nach der "Zeit im Bild" ist ein etwa 35-minütiges Vorabendmagazin geplant. Das "ZiB-Magazin" wird es dafür nicht mehr geben, und auch das von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz früher ventilierte tägliche Info-Magazin um 21 Uhr ist damit vom Tisch.

Auf lange Sicht soll die gesamte Zone von 18 bis 20 Uhr mit Eigenproduktionen bestückt werden, aber "das werden wir natürlich nicht von heute auf morgen schaffen", weiß Totzauer. Als Testraum für mögliche Formate öffnet man eine Vorabendfläche am Samstag, fürs Ausprobieren von Ideen und Produkte. Man habe wenig Erfahrung mit Eigenproduktionen im Vorabend, deswegen "wollen wir dort sammeln, probieren, entwickeln".

Generell sieht Totzauer steigende Nachfrage nach heimischem Content. "Österreichische Produkte, sowohl aus dem fiktionalen als auch im nonfiktionalen Bereich, haben auch in den jüngeren Zielgruppen wieder steigende Relevanz. Österreich hat wieder etwas Cooles", dies sei übrigens ein internationaler Trend, habe sich zuletzt auch auf der Fernseh-Messe MIPCOM gezeigt. Als genuin österreichische Idee wird derzeit ein "Challenge"-Format entwickelt: "Ein Wettbewerb der mutigsten, engagiertesten freiwilligen Feuerwehrkräfte. Das ist ein Produkt, an das wir glauben."

Internationale Filme und Serien sollen aber weiterhin eine Rolle für ORF eins spielen, versichert Totzauer: "ORF eins ist auch Kino, wir haben den Anspruch, die besten Filme zu zeigen." Allerdings sei der "Markt auch nicht voll davon". Hollywood-Blockbuster würden "aufs Finanzvolumen hin produziert, und ich sehe nicht, dass wir jeden Sonntag einen Marvel-Film spielen".

Wie schaut ihr Budget für all diese Pläne aus? "Wir haben alle vorhandenen Ressourcen sehr konzentriert analysiert", außerdem habe man "sehr effizient" Sendungen, die "auf Lager" lagen, ausgespielt und sich dafür "einen Spielraum für 2019 und 2020 geschaffen".

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