Broadway-Flair
à la France

Saisonbeginn am Theater an der Wien mit "Zazá"

Die beste Nachricht kam von Direktor Roland Geyer: seit Wochen arbeite man am Theater an der Wien an mehreren Produktionen. Regelmäßig werden bei allen am Haus Tests durchgeführt. Bisher gab es noch keinen einzigen Fall, ließ er vor der Premiere von Ruggero Leoncavallos selten gespielter Oper „Zazá“ wissen.

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Opernkritik - Broadway-Flair
à la France © Bild: Theater an der Wien/Rittershaus

Das klang schon einmal sehr beruhigend. Nicht minder erfreulich war, was folgte. Knappe zwei pausenlose Stunden Entertainment mit Leoncavallos Opernrarität „Zazá“, die zu Unrecht in Vergessenheit geraten ist. Dieser Komponist ist vor allem durch seinen „Bajazzo“, seine Oper über den eifersüchtigen Clown Canio, der seine Geliebte aus Eifersucht ermordet, bekannt. Auch „Zazá“ ist im Showbusiness angesiedelt. Zugunsten eines gewissen Milo verlässt die erfolgreiche Varietésängerin Zazá ihren Förderer und Geliebten Cascart, zieht ihre Leidenschaft ihrer Karriere vor, bis sie herausfindet, dass der Mann, dem sie ihre Gunst schenkt, ihr seine Ehe und seine Tochter verschwiegen hat.

Christof Loy generiert aus diesem Stoff handfestes Musiktheater und zeigt den Stoff als leicht konsumierbare Soap-Opera aus dem Showbiz auf Raimund Orfeo Voigts reduziert eingerichteter Drehbühne. Flugs wird da eine Künstlergarderobe oder ein einfaches Zimmer mit Tisch und zwei Sesseln zur Glamour-Bühne. Jeder Szene mutet wie aus einem Film an. Das liegt nicht zuletzt an Loys präziser, findiger Personenführung. Zazá und Cascar lässt er zu Beginn als erfolgreiches Paar wie Ginger Rogers und Fred Astaire auftreten. Das hat Drive und Glamour. Eine darstellerische Glanzleistung zeigt Svetlana Aksenova, wenn sie sich von einer jungen Diva in eine Frau verwandelt, die lernen muss, mit den Enttäuschungen im Privatleben umzugehen. In manchen Passagen trumpft sie mit ihrem ausdrucksstarken Sopran fast etwas zu sehr auf, was aber dem Verismo, der Stilrichtung dieses Werks, gerecht wird. Christopher Maltman verkörpert den Cascart idealtypisch und ist mit seinem wohltimbrierten Bariton eine echte Luxusbesetzung. Nikolai Schukoff zeigt das Psychogramm eines Schwächlings, überschreitet in dieser Partei aber seine stimmlichen Grenzen. Enkelejda Shkosa ergänzt famos als Zazás Mutter und Juliette Mars als Zazás Freundin. Bei den kleineren Partien lässt der junge Tenor Johannes Bamberger aufhorchen. Stefan Soltész führt das ORF Radio-Symphonieorchester fast zu solide. Das Publikum bejubelte diese sehenswerte Vorstellung.

Nächste Vorstellungen: am 18., 21., 23., 25., und 27. September

theater-wien.at