Wenn Susanne Safer und Nora Sri Jascha vom Opernball im vergangenen Jahr erzählen kommen sie ins Schwärmen. Der Aufstieg über die Mittelstiege, die vielen Etagen und zahlreichen Räume und natürlich die Suche nach dem perfekten Kleid: „Das ist das größte Tamtam, das man sich vorstellen kann – vielleicht war nur der Maturaball ähnlich aufregend“, scherzt Safer. Sie ist Kundenberaterin der Wiener Designagentur Dasuno, die heuer zum zweiten Mal in Folge das Opernball Plakat gestalten darf.
Üppiger Blumenschmuck auf dem Plakat und in der Oper
Das Plakat ist unter Kennern ein Sammlerstück, das früher jährlich von einem anderen Künstler oder einer Künstlerin gestaltet wurde. Mit der neuen Organisatorin Maria Großbauer fiel im vergangenen Jahr erstmalig die Wahl auf eine Agentur. Für die zwei Wienerinnen von Dasuno war dies nicht nur die Möglichkeit Teil einer berühmten Geschichte zu werden, sondern auch erstmals selbst zu dem Ball aller Bälle zu gehen. „Ehrlich gesagt, als Wienerin muss man schon mal am Opernball gewesen sein“, so die Geschäftsführerin und Kreativdirektorin Jascha.

Als die beiden im November erneut von Maria Großbauer beauftragt wurden, zögerten sie also nicht lange. Ausgehend von einem Hofmannsthal Zitat aus der Strauß Oper Arabella, „Walzer soll sie auf Blumen tanzen“ entschieden die Designerinnen sich für eine florale Umsetzung. Das Plakat nimmt Bezug auf den üppigen Blumenschmuck der berühmten Ballnacht. Etwa 170 Blumenarrangements und 480 Blumengestecke gibt es jährlich, die die letzten Gäste zu einem Teil mit Heim nehmen dürfen.

Stundenlang ausprobieren, verwerfen und neu arrangieren
Das Besondere an dem Plakat: Dasuno setzten das Motiv nicht digital um, sondern bauten die Buchstaben real aus Holz und verwendeten echten Blumenschmuck. Die Farbe wurde extra aus Großbritannien eingeflogen und das Gestell von einem Tischler gestaltet. Insgesamt sechs Stunden verbrachte das Team dann im Studio, wo es jede Blume einzeln um die Holztypografie drapierte und fotografierte. Unzählige Kombinationen von Blumen, Formen und Farben wurden ausprobiert, verworfen und neu arrangiert bis ein Bild entstand, das den Vorstellungen der Agentur entsprach. „Das war ein irrsinniger Aufwand“, so Safer.
Hätte man das nicht alles mit Photoshop machen können? „Ja, aber die Atmosphäre!“ schießt es aus Jascha hervor. Unkompliziert könne man es schließlich immer machen, aber dann würde der künstlerische Zugang, den die Agentur pflegt, verloren gehen. Das Handwerkliche soll im Vordergrund stehen, genauso wie die Improvisation mit dem vergänglichen Blumen. „Und ich behaupte, man sieht sehr wohl, in der Tiefe und in der Art der Gestaltung, einen Unterschied“, sagt die Kreativchefin überzeugt. Das Plakat zum Anfassen bekommen die Gäste in diesem Jahr auf dem Ball zu sehen: Eigens mit frischen Blumen bestückt und mit dem original Schriftzug, der für die Gestaltung des Plakats verwendet wurde, wird als Fotohintergrund für die Gäste dienen.

Mit den Worten „Willst du nicht vorbeikommen? Es entsteht jetzt!“ wurde Maria Großbauer ins Studio gelockt. Die Organisatorin des Balls kommt selbst aus der Werbebranche, ließ dem Duo von Dasuno aber vollkommen freie Hand bei der Gestaltung. „Maria Großbauer ist eine sehr aufgabenabgebende, wertschätzende Frau“, erzählt die Kundenberaterin der Agentur, „sie holt sich Partner ins Boot, denen sie vertraut und mischt sich nicht ein“. Weil bei dem Plakat mit vergänglichen Elementen gearbeitet wurde, konnte vorher kein endgültiger Entwurf vorgezeigt werden. Großbauer vertraute der Agentur und überzeugte sich dann im Studio von der Improvisation des Teams.
Dass die Ballorganisatorin sich erneut für Dasuno entschied, hat sicherlich auch mit der Spezialisierung der Agentur auf Wiener Traditionsmarken zu tun. Zu ihren Kunden gehören unter anderem das Kaffeehaus Hawelka, die exklusiven Papierwaren von Huber & Lerner oder die Schuhmanufaktur Ludwig Reiter. Die beliebten Traditionsmarken versucht die Agentur behutsam zu transformieren und zu modernisieren.
Ein zweites Mal zum Ball - und noch ein drittes?
Noch wissen die beiden nicht, ob sie nächstes Jahr wieder für den berühmtesten aller Wiener Bälle das Plakat gestalten werden. Erst einmal konzentrieren sie sich auf die Vorbereitungen zum diesjährigen Ball. Jetzt kennen die beiden sich bereits ein wenig besser aus. Das Abendessen wird früher angesetzt, die Sportschuhe werden sicherheitshalber in die Handtasche gepackt und man kann sich gezielt auf zwei oder drei Lieblingsorte auf dem Ball konzentrieren und muss nicht mehr alle Etagen abklappern. „Das klingt präpotent und überkandidelt“, so Safer, „aber wenn man den Opernball wirklich genießen will, dann, so glaube ich, sollte man ein zweites Mal hingehen“.