Am Orchesterpult und im Leben ist gebürtige Römerin stets konsequent. Bereits mit vier Jahren lernte die 1973 geborene Römerin Klavier. Als sie ihre ältere Schwester zum Unterricht begleitete, wuchs der Wunsch in ihr, selbst zu musizieren. Und so geschah es auch. Dem Studium am Konservatorium in Rom folgten weitere Jahre an der renommierten New Yorker Juilliard School. Nach ihrer Ausbildung begann Scappucci als Korrepetitor an den Oper in Washington, in Santa Fe und anderen Häusern zu arbeiten, bis sie anno 2005 an die Wiener Staatsoper kam. Und dort geschah die zentrale Begegnung ihres Lebens: Riccardo Muti, einer der größten Maestri der Gegenwart, dirigierte Mozarts „Hochzeit des Figaro“. Scappucci übernahm den Cembalo-Part und überzeugte den Maestro, dass sie ihm fortan bei großen Opernproduktionen bei den Salzburger Festspielen und in Rom assistierte. Naheliegend, dass der Wunsch, selbst zu dirigieren, entstand. Das ist fünf Jahre her.
Rasante Karriere
Dann ging alles ganz rasch: einigen Aufführungen an der Juilliard School in New York folgten Engagements an großen Häusern von Los Angeles, wo sie mit Puccinis „La Boheme“ reüssierte, bis St. Petersburg. Anlässlich ihres Debüts an der Wiener Staatsoper wurde sie von ihrer Heimat Italien gar zum „Commendatore della Repubblica“ ernannt.
Der Erfolg ließ sie jedoch nie den Blick auf die Realität verlieren: „Ich bin mir bewusst, dass mein Leben an einem Wendepunkt steht, aber der kommt zur richtigen Zeit, denn ich bin keine 25 Jahre mehr. Ich bin mir meiner Verantwortung bewusst“, sagt Scappucci. Dass sie als Frau am Pult so etwas wie eine Sensation sei, wehrt sie ab: „Wahrscheinlich wird sich die Frage, ob ein Mann oder eine Frau dirigiert, in ein paar Jahren nicht mehr stellen, denn es kommt nur auf eines an: gut zu musizieren.“
Wer da noch von Dirigentenkrise spricht, dem ist nicht zu helfen.