Online-Banking-Betrüger: Internationale Cybercrime-Bande auch in Österreich aktiv

Helfer werden mit vermeintlich legalen Jobs geködert Polizei sucht Verdächtige, eine Person bereits in Haft

Eine internationale Bande von Online-Banking-Betrügern ist auch in Österreich aktiv: Die Kriminellen verschaffen sich Zugang zu Kontodaten von Opfern und ergaunern hohe Geldbeträge. Dazu werden Helfer angeheuert, denen vorgetäuscht wird, einen legalen Job durchzuführen. Die Polizei in Wien nahm nun einen Verdächtigen fest. Nach einer Komplizin wird per Haftbefehl gefahndet.

Ein Wiener hatte per E-Mail (rkhill@yyhamail.com) ein Jobangebot für Internetarbeit von einer Firma namens RapidMoney erhalten. Die Tätigkeit schien einfach und lukrativ: Das Unternehmen überweist Geld auf das Konto des Mannes. Dieser sollte den Betrag weiterleiten oder abheben und an einen Kassier übergeben - abzüglich einer Provision von fünf bis zehn Prozent.

Helfern wird legaler Job vorgetäuscht
Dem Wiener kam die Sache allerdings seltsam vor. Er wandte sich an die Exekutive, Beamte der Kriminaldirektion 1 nahmen in Zusammenarbeit mit den Kriminalkommissariaten Süd und Nord die Ermittlungen auf. Die Beamten lauerten einem Kassier auf, als dieser einen Geldbetrag von dem Wiener abholen wollte. Der Kasache Farukh V. (33) wurde festgenommen. Eingefädelt worden war die Transaktion von Elena N. (30), gebürtige Kasachin und deutsche Staatsbürgerin, die bisher nicht verhaftet werden konnte.

Täter aus Russland?
"Die Tätergruppe ist hierarchisch gegliedert, die Drahtzieher sitzen vermutlich in Russland", berichtete Major Gerhard Winkler von der KD1. Eine Ebene befasst sich mit der Entwicklung und Versendung von "Trojanern", mit denen Bankdaten - u.a. von Opfern in den USA und in Australien, aber auch in Österreich - erschlichen werden. Eine weitere Ebene, der Elena N. alias Inga oder Irena Stepins angehört, ist für die Anwerbung von "Zielkontoempfängern" zuständig. Auf den Konten dieser Leute, die glauben, rechtens zu handeln, landen die ergaunerten Summen.

Schadenssumme von rund 234.000 Euro
Die Aufgabe der per Mail angeheuerten Zielkontoempfänger ist es, die Beträge weiterzuleiten. "Die Täter versuchen über diesen Umweg, den Geldfluss zu verheimlichen", erklärte Winkler. Auf Grund von bei V. gefundenen Belegen konnten bisher 39 Fakten mit einer Schadenssumme von etwa 234.000 Euro zugeordnet werden. Die Behebungen wurden zum Teil auch in Deutschland vorgenommen, 30.000 Euro kassierte V. in Österreich.

Polizei ersucht um Hinweise
Die Polizei ersucht nun um Hinweise auf weitere Geschädigte oder Mittäter sowie zum Aufenthaltsort der gesuchten N. (Kriminaldirektion 1, Gruppe Schuster, Telefon: 01/31310 DW 33370 oder DW 33800). Außerdem warnte die Exekutive vor dubiosen Internet-Jobangeboten: Die "Zielkontoempfänger" werden zwar unwissend in die Gaunereien hineingezogen, sollten sie die Summen aber weiterleiten oder jemandem übergeben, könnte die Bank eines Geschädigten diesen Betrag von den "Mittelsmännern" einfordern. (APA/red)