Zum Mörder erzogen

Lukas Sch.: "Ich tötete meine Oma, weil mein Opas das so wollte"

von Lukas (18) tötete im Herbst seine Oma. Jetzt liegen neue Ermittlungsergebnisse vor. © Bild: Marcus E. Deak/Repro

Taufkirchen: eine 3.000-Seelen-Gemeinde im oberösterreichischen Innviertel. Viel Natur. Wälder, Wiesen, Äcker. Landwirtschaften, solid gebaute Einfamilienhäuser, ein paar Geschäfte, gemütliche Gaststätten. Idylle pur also.

Der „Overkill“.

Bis damals, am Abend des 26. Oktober 2012, plötzlich „das Böse“ eindrang, in diesen sonst so beschaulichen Ort. Renate D., 68: brutal getötet, auf ihrem Anwesen. Ihr Schädel zertrümmert, durch unzählige Hiebe mit einer Axt. Am Brustkorb Stichwunden; post mortem zugefügt, wie Gerichtsmediziner rasch feststellten. Ihr Peiniger: ein Irrer? Oder eine Person, die das Opfer gekannt und extrem gehasst haben musste? Die Einbruchsspuren am Tatort: ein dilettantischer Versuch, das Drama als Raubdelikt zu tarnen. Die Terrassentüre erst nach dem Mord eingeschlagen. Auf den Glassplittern: Blut der Frau.

Von Beginn der Erhebungen an stand Ehemann Leopold D. im Visier der Fahnder. Um Mitternacht hatte der 72-Jährige die Leiche der Gattin aufgefunden und in Anrufen bei Polizei und Rettung seltsame Aussagen getätigt: „Meine geliebte Renate ist umgebracht worden. In meiner Abwesenheit, was Dutzende Zeugen bestätigen werden.“ Tatsächlich verfügte der Pensionist über ein wasserdichtes Alibi. Am 26. Oktober war er nachweislich von 14 Uhr bis spätnachts bei einem Maturatreffen in einem Lokal in Taufkirchen gewesen.

Lukas (18) tötete im Herbst seine Oma. Jetzt liegen neue Ermittlungsergebnisse vor.
© Marcus E. Deak/Repro Leopold D., 72, steht unter dem Verdacht, den Mord an seiner Ehefrau in Auftrag gegeben zu haben. In seiner Heimatgemeinde galt der frühere Hauptschuldirektor als „Dorfkaiser“, gegen dessen Befehle sich kaum jemand aufzulehnen traute.

Ein „fast perfekter Mord“.

Er hatte Bier getrunken. Eine Bretteljause und ein Schnitzel verspeist. Bestens gelaunt mit seinen ehemaligen Schulkameraden geplaudert. Über gemeinsame Erlebnisse aus der Vergangenheit. Über seine fulminanten Erfolge, früher, als Hauptschuldirektor und Leiter eines Fußballvereins; über seine noch immer bestehende Bedeutsamkeit in der Gemeinde, seine Arbeit im Heimatmuseum und in der Kirche. Über seine perfekte Familie. „Und wie aufs Stichwort“, erinnern sich seine Freunde, „tauchte um zirka 21 Uhr sein Lieblingsenkel auf und setzte sich zu uns an den Tisch.“ Lukas Sch., dieser Musterknabe. Vorzugsschüler in jenem Linzer Elitegymnasium, das Leopold D. einst selbst besucht hatte.

Der 18-Jährige: angeblich ein begnadeter Orgelspieler und Chorsänger, der – sollte ihm keine Top-Karriere als Musiker vergönnt sein – natürlich, wie sein großes Vorbild, der Opa, den Lehrerberuf ergreifen würde. Die Konsumation eines Johannisbeersaftes lang wurde über die tollen Zukunftsaussichten des Burschen philosophiert. Dann verabschiedete sich Lukas höflich.

So weit die ersten Rechercheergebnisse der Kripo zu Leopold D.s Tun, am 26. Oktober 2012. Der Versuch, seine Psyche zu durchleuchten. Umfangreiche Ermittlungen in Taufkirchen. Eine Mauer des Schweigens, zunächst. Der Ex- Schuldirekter: ein „Dorf kaiser“, über den sich kaum jemand ein böses Wort zu verlieren traute. So korrekt, so gläubig, so anständig wäre er; und ohnehin gehöre er zu den angesehensten Bürgern des Dorfs. Doch die Beamten ließen nicht locker, und nach und nach wurde offenkundig, dass die spießbürgerliche Fassade des Mannes einige Risse aufwies. Sein Haus war von ihm ab 2002 mit Krediten belastet worden, zuletzt betrug die Pfändungssumme 110.000 Euro.

Abstruses Doppelleben.

Geld, das der als sparsam bekannte Pensionist mit einem Nettoeinkommen von 2.400 Euro monatlich wofür verwendet hat? Für Sex-Abenteuer. Ja, nach Gottesdienst-Visiten schmiss er sich schon gern mal Viagra ein und fuhr los, zu einer seiner Gespielinnen, die er nobel beschenkte.

Lukas (18) tötete im Herbst seine Oma. Jetzt liegen neue Ermittlungsergebnisse vor.
© Marcus E. Deak/Repro Das Opfer. Renate D. Fast 50 Jahre war sie mit ihrem Gatten – angeblich unglücklich – verheiratet; der Beziehung entstammen drei Kinder. Am 26. Oktober 2012 wurde sie in ihrem Haus in Taufkirchen von ihrem Enkel Lukas erschlagen.

Renate D.: Sie litt unter den Eskapaden des Gatten. Eine Scheidung? Undenkbar. Für sie, für ihn. Denn beiden war immens wichtig, nach außen hin den Schein zu wahren. Innerhalb der eigenen vier Wände und laufend öfter auch bei Treffen mit den drei gemeinsamen Kindern, deren Partnern, den sieben Enkeln – verlor die Frau jedoch die Contenance; kritisierte Leopold D. bald bei jedem Satz, den er sprach. Und seit Frühjahr 2012 machte sie sogar Andeutungen über „Poldis perverses Doppelleben“ und sein „schlimmes Geheimnis“, sein „Kuckuckskind“.

Sticheleien, unerträglich für den 72-Jährigen, der gewohnt war, hofiert zu werden. Überall, von jedem. Aber wie das häusliche Drama beenden, ohne im Dorf seine Ehre zu verlieren? Sah der frühere Lehrer letztlich den einzigen Ausweg – im Tod der Gattin? Erkor er Lukas, den ihm zutiefst ergebenen Enkel, zum Werkzeug eines teuflischen Mordplans aus?

Ein „Instrument des Satans“?

Fakt ist: Am 23. November wurde der Schüler verhaftet. Nachdem auf den Pedalen seines Mopeds und auf seinem Sturzhelm Blut von Renate D. sichergestellt worden war. Der 18-Jährige: ein eiskalter Killer? Nein! Sagen die Taufkirchner. Der Bub wäre nämlich „ganz anders“. So klug, so strebsam, so sympathisch. Antialkoholiker, Nichtraucher. Nein! Lukas Sch., der doch nicht mal fähig sei, eine Fliege zu töten; der nachts nie ausging, weil er sich im Dunkeln fürchtete – ER soll am 26. Oktober 2012, nach Sonnenuntergang, freiwillig sein Zuhause verlassen haben, um die geliebte Oma abzuschlachten? Nein, nein, nein! Und ohnehin wäre der Bursch in Wahrheit bei seinem Verbrechen bloß „ein willenloses Instrument des Satans“ gewesen. War er das tatsächlich?

„Ich habe meine Großmutter umgebracht“ , so der Bub in Verhören, „weil mein Opa das so wollte.“ Also gab es einen konkreten Tatauftrag? „Im September 2012 sagte er zu mir, die Oma müsse weg und dürfe nicht wiederkommen.“ Hat Leopold D. mit seinem Enkel auch über einen Modus Operandi gesprochen? „Er meinte: Du weißt eh, wo in meinem Keller die Werkzeuge liegen.“ Und: „Du wirst’s schon richtig machen. “ Und: „Lass dir was einfallen, wie du alles vertuschst.“ Und „ungefähr Mitte Oktober“ hätte ihm der Großvater bei einem zufälligen „Meeting“ auf der Straße zugeraunt: „Am 26. bin ich aus dem Schneider, weil ich ein Maturatreffen hab. Und wenn du fertig bist mit der Sache, komm beim Wirten vorbei und gib mir ein Zeichen.“ Ob Leopold D. den Burschen je bedroht oder geschlagen hat? „Nein. Aber ich fürchtete, dass er mich, wenn ich nicht gehorche, zerstört.“ Wie? „Irgendwie halt.“

Zum Ablauf des Delikts gibt Lukas Sch. an: „Ich nahm am 26. Oktober, gegen 20 Uhr, die Zweitschlüssel meiner Großeltern, die bei uns daheim lagen, an mich. Zog alte Kleider und Schuhe an. Sagte Papa und Mama, ich würde einen Spaziergang unternehmen. Marschierte zum Haus der Oma, sperrte auf.“ Die Frau saß auf der Wohnzimmercouch, sah fern, „sie hörte mich nicht. Ich schlich in die Werkzeugkammer, holte die Hacke. Plötzlich stand ich vor meiner Großmutter. Sie fragte: ,Was soll das? Der Opa leicht?‘ Und dann hab ich sie getötet.“ Das Einschlagen eines Fensters, „um einen Einbruch vorzutäuschen. Danach holte ich mein Moped und fuhr, Beil und Messer in der linken Hand, zum Pram-Ufer.“ Wo der 18-Jährige sein Gewand in eine Mülltonne und die Tatwerkzeuge in den Fluss warf. „Folglich düste ich, bloß in Unterhose, heim. Duschte, zog mich um. Und besuchte den Opa im Gasthaus.“ Haben Großvater und Enkel nach der Tat über das Geschehene geredet? „Nein, nie.“

„Ich liebte meine Frau.“

Leopold D.: Er befindet sich mittlerweile ebenfalls in Untersuchungshaft. Was gibt er zu Protokoll? Dass er „eine harmonische Ehe“ geführt habe. Dass er über das Verbrechen an der Gattin „schwer schockiert“ sei, dass er damit „nichts zu tun“ habe und sich nicht erklären könne, „warum Lukas Anschuldigungen gegen mich erhebt“.

Mehr über die Wahnsinnstat lesen Sie im NEWS 05/2013!

Kommentare

Ignaz-Kutschnberger
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Hallo !!??...Todesstrafe??...Habt ihr sie noch alle??...ich mein er hat ja NUR seine Oma getötet und das ja auch nur, weil es der Opa angeblich so wollte... also bitte!! Versteh euch echt nicht!!

Ignaz-Kutschnberger
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was anderes wäre es gewesen, wenn er seine Katze umbracht hätte oder den Hund...da täte ich das mit der Todesstrafe ja vielleicht noch verstehn ...aber so...

Ignaz-Kutschnberger
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Warum kann man nicht einfach eine Satansaustreibung mit Weihwasser und einem Holzpfahl machen...das funktioniert bei denen im Fernsehen auch immer und die zerfallen dann zu Staub...

zuzanka
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