50 Jahre Olympia in Innsbruck 1964

Winterspiele am Bergisel waren ein Meilenstein in der olympischen Historie

von Skispringer während der Olympischen Spiele 1964 in Innsbruck © Bild: getty images/Allsport Hulton/Archive

Tirols Landtagspräsident Herwig van Staa, der die Spiele 1964 als Student in der Tiroler Hauptstadt hautnah erlebte, erinnert sich an damals: "Diese Spiele haben Österreich und Tirol den Anschluss an die Welt gegeben. Denn neun Jahre zuvor war Österreich und Tirol noch ein besetztes Land. Plötzlich war es ein internationales Treffen auf sportlicher und freundschaftlicher und nicht auf kriegerischer Ebene. Diese Dimension soll man nicht vergessen."

Erstmals wurden olympische Winterspiele weltweit im TV übertragen. Rund 1.300 Journalisten berichteten weltweit. Sonderzüge aus Deutschland brachten Fans nach Innsbruck. In der Medaillenbilanz gelang Österreich mit vier Goldenen (insgesamt zwölf) der Sprung auf Platz zwei hinter der Sowjetunion (10 Goldene, insgesamt 24).

Publikums-Magnet Olympia

Und die Spiele, für die sich im Vorfeld Bürgermeister Alois Lugger, der den Spitznamen "Olympia-Luis" bekam, eingesetzt hatte, wurden zum großen Publikumshit. Über eine Million Zuschauer pilgerten zu den 34 Wettkämpfen und auch zu den diversen Trainings. Unfassbare 60.000 Zuschauer verfolgten im Bergisel-Stadion den Skisprungsieg von Toralf Engan. Zum Vergleich: Beim diesjährigen Bergisel-Springen hieß es mit 22.500 Zuschauern ausverkauft.

Nicht profitieren von den Zuschauermassen konnte jedoch Josef Feistmantl, der mit seinem Partner Manfred Stengl (bei einem Motorradrennen 1992 auf der Isle of Man verstorben, Anm.) im Doppelsitzer-Rodeln, das erstmals olympisch war, zu Gold gerast war. Wegen Wetterkapriolen wurde der Bewerb um einen Tag verschoben und in der Früh ausgetragen. "Wir wurden um vier Uhr in der Früh geweckt, dann ging es auf die Bahn. Um acht Uhr in der Früh war alles schon vorbei, zugejubelt haben uns nur die Betreuer. Aber am Abend bei der Medaillenübergabe war der Trubel umso größer."

Feistmantl und das Fackel-Problem

Feistmantl schrieb aber weiter olympische Geschichte: 1976, als Innsbruck als Ersatzort für Denver zum zweiten Mal Olympische Winterspiele austrug, war er auserkoren, das olympische Feuer zu entzünden. "Das war für mich der emotionalste Moment." Wobei er im Gespräch mit der APA auch ein lang gehütetes Geheimnis verriet: "Die Original-Fackel hat dabei nicht funktioniert. Kurz entschlossen schnappte ich mir die alte Pechfackel mit der Josl Rieder, der neben mir stand, 1964 das Feuer entzündet hat. Und keinem ist etwas aufgefallen."

Neben Feistmantl/Stengl gab es aber auch große Erfolge im alpinen Bereich: Unvergessen der Dreifach-Triumph von Christl Haas vor Traudl Hecher (Mutter von Elisabeth Görgl, Anm.) und Edith Zimmermann in der Abfahrt in der Axamer Lizum. Oder der Abfahrtssieg von Egon Zimmermann vor Karl Schranz am weißen Schneeband inmitten grüner Wiesen auf dem Innsbrucker Patscherkofel, und auch der Slalomsieg von Pepi Stiegler (Vater der aktuellen US-Slalom-Spezialistin Resi Stiegler, Anm.).

Nachhaltiger Erfolg für die Region

Doch die Spiele in Innsbruck waren nicht nur ein Fest für die Sportler und die Fans, sondern sorgten auch für echte Nachhaltigkeit in der Infrastruktur Tirols. So wurden extra für die Spiele der Autobahnabschnitt von Innsbruck nach Wattens gebaut, die Europabrücke im Wipptal und im olympischen Dorf 700 Wohnungen errichtet. Die "Barackensiedlung" im Stadtteil Reichenau war damit Vergangenheit.

"Und das ganze ohne gravierenden Eingriff in die Natur", erinnerte sich van Staa, der später selbst Innsbrucks Bürgermeister und dann Tirols Landeshauptmann war, "es waren Spiele im Interesse der Völkerverständigung. Und wenn man jetzt nach Sotschi schaut, soll man bedenken, die Spiele auf ein menschlich verträgliches Maß zu reduzieren." Innsbruck 1964 hat es vorgemacht.

Dabei wurde in Innsbruck, dem "Herz der Aplen", noch zweimal das olympische Feuer entzündet. 1976 und auch 2012 als die ersten Olympischen Jugend-Winterspiele ausgetragen wurden.

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