Kuhn über Sotschi - Tag 10:
Die heimlichen Olympiasieger

Reporter-Legende Michael Kuhn berichtet für NEWS über die Spiele in Russland

Die zweite Olympiawoche niste ich mich also zu Hause vor dem Flatscreen ein, nicht mehr in Sotschi. Hat auch seine Vorteile. Keine Kontrollen, kein Warten auf den Pressebus. Aber auch weniger aufregende Olympia-Atmosphäre. Trotzdem gelitten unter dem Drama Bode Miller, dem Drama Matthias Mayer, dem Drama Otmar Striedinger. So unerbittlich kann Sport sein.

von Michael Kuhn © Bild: NEWS / Thomas Jantzen

Der dreistündige Rückflug im A 320 Airbus tags zuvor war nicht uninteressant. An Bord der ÖOC-Präsident, der übers Wochenende seinen vernachlässigten Hauptberuf als Casino-General nachholt, ehe er Montag zurückdüst nach Russland. An Bord drei Silbermedaillen mit ihren stolzen Besitzern, nämlich Daniela Iraschko-Stolz und die Linger-Brüder. An Bord aber auch ein heimlicher Olympiasieger, nämlich ORF-Sportchef Hans-Peter Trost, auf den ich heute noch zurückkomme.

Die ÖOC-Prämien für diese drei Medaillen im Charterflieger bringen 39.000 Euro, ausbezahlt nicht in bar, sondern als Goldmünzen. Olympiasieger wie Anna Fenninger, Matthias Mayer und hoffentlich bald noch ein paar andere dürfen sich über einen Goldschatz von je 16.000 Euro freuen – und natürlich über ihren erheblich gesteigerten Marktwert. Wenn sie demnächst die restriktive Olympiaregion Sotschi verlassen haben, dürfen sie ja wieder für ihre Sponsoren werben.

250.000 Dollar für Gold

Mit seinen Prämien liegt das ÖOC international im Mittelfeld. Unerreichter Spitzenreiter ist Kasachstan. Die Ex-Sowjetrepublik lobt die Goldmedaille mit 250.000 Dollar aus, das sind 190.000 Euro. Erstens ist die Gefahr nicht allzu groß, dass das Staatsbudget in Astana angetastet werden muss. Und wenn doch: Anders als Österreich sitzt Kasachstan nicht auf Hyposchulden, sondern auf einem unermesslichen Öl-Schatz.

Stichwort überglücklicher ORF-Sportchef: Die Einschaltziffern der Olympia-Übertragungen sind gigantisch. Die Männerabfahrt hatte 80 Prozent Marktanteil. Das heißt: 80 Prozent aller, die zu diesem Zeitraum ihren Bildschirm angeworfen hatten, sahen ORF eins. Und heute beim Super G wird’s nicht viel anders gewesen sein, obwohl die Fans im Morgengrauen aus den Betten klettern mussten. Wir sind doch ein „sportnarrisches” Volk.

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