Nicht erkrankt, sondern ertappt. Dopingkontrolle am 16. Februar noch zu Hause in Österreich, das leistungssteigernde EPO aufgespürt. Anders als Lance Armstrong und Konsorten, die möglichst lange die Unschuldsengel gespielt hatten, hat Dürr sofort gestanden.
Johannes Dürr, gerade im Flugzeug nach Wien und mit sich und seinen Gedanken allein, weiß vermutlich nicht, was er angerichtet hast. Er hat nicht nur sich selbst schwer beschädigt und seine Karriere ruiniert. Sein Fall liegt völlig anders als etwa der des Radrennfahrers Bernhard Kohl, der im Netz der Radsport-Mafia zappelte und als exemplarisch für den dopingverseuchten Radsport galt.
Als Einzeltäter nimmt der Skilangläufer eine ganze erfolgreiche Mannschaft in Geiselhaft. Ist verantwortlich dafür, dass Medaillen plötzlich in Frage gestellt werden, zumindest hinter vorgehaltener Hand. Denn seit den Vorfällen von Salt Lake City und Turin gilt Österreichs Olympiateam als vorbestraft. Was nützen neue strenge Gesetze, harte Strafverfolgungen, Beteuerung, wie sauber es in unserem Sport nun zugehe. Irgendwas bleibt immer hängen. Das ist ungerecht, aber Realität.
So schließe ich verärgert mein Olympia-Tagebuch. Ich wollte mich heute über großartige Olympische Spiele und außergewöhnliche Erfolge der Österreicher freuen. Aber dafür hat mir der Herr Dürr den Platz geraubt. Verderben darf er uns die Erinnerung an wunderbare Tage von Sotschi aber nicht.