Streit um Schul-Turnstunden

Ist mangelnde Bewegung in der Schule schuld am österreichischen Olympia-Debakel?

von
Olympia London 2012 - Streit um Schul-Turnstunden

Für Schmied haben Bewegung und Sport in der Gesellschaft einen ebenso wichtigen Faktor wie Kunst und Kultur. Nur weil es jetzt aber bei Olympia keine Erfolge gegeben habe, sei es nicht sinnvoll, reflexartig nach irgendeinem Schuldigen zu suchen.

Dem Wunsch von Norbert Darabos, eine tägliche Turnstunde zu etablieren, schloss sich die Ministerin nicht an. Dies sei eine Frage des Stundenplans, meinte Schmied ausweichend. Ohnehin gebe es Schulen mit Sportschwerpunkten. Zudem sei es den Sportverbänden ermöglicht worden, Kooperationen mit Schulen einzugehen. Ohnehin sei eine tägliche Sportstunde nur im Rahmen der Schulautonomie oder in der Tagesbetreuung an Ganztagsschulen - auch in Kooperation mit Sportvereinen - möglich. Wer die tägliche Sportstunde fordere, müsse also auch die ganztägige Schule fordern.

Unverbindliche Übungen zu unverbindlich
Dass es heute weniger Sportstunden gibt als früher, liegt laut Ministerium nicht nur an den Stundenkürzungen von 2003, die vielfach zulasten der Turnstunden gingen. Zusätzlich werde in allen Schulformen zur Behandlung "dringender Schulthemen" gerne die Sportstunde genutzt, die dann entfällt. An den Berufsschulen, wo es gar keine Pflicht-Turnstunden gibt, scheitert das Ministerium nach eigenen Angaben sogar am Versuch, den "unverbindlichen Übungen", die von Bundesland zu Bundesland sehr unterschiedlich angeboten werden, mehr Verbindlichkeit zu geben. Die Sozialpartner wollen die Zeit lieber für "wichtigere" Angelegenheiten der Berufsausbildung genutzt sehen, heißt es aus dem Ministerium.

Mehr Fachlehrer in Hauptschulen
Dort verweist man gegenüber der APA auf Bemühungen, über die Schulaufsicht das Sportangebot abzusichern: Laut deren Vorgaben dürfen keine Sportstunden entfallen und es sollen mehr unverbindliche Übungen und Unterricht über Schulstufen angeboten werden. An den Hauptschulen, wo laut Rechnungshof vielfach ungeprüfte Lehrer das Fach unterrichten, wurde mehr in fachgeprüftes Personal investiert. Außerdem werden an Volksschulen derzeit erstmals Bildungsstandards für Bewegung und Sport umgesetzt, jene für die höheren Schulen werden gerade an Modellschulen erprobt.

Hauptsache Bewegung
Gesundheitsminister Alois Stöger wollte sich in die Debatte um die tägliche Turnstunde sichtlich nicht einmischen. Klar sei, dass sich Kinder und Jugendliche eine Stunde pro Tag bewegen sollten. Ob dies in der Schule stattfinden müsse, sei eine andere Frage. Vizekanzler Michael Spindelegger erwartet sich hingegen, dass nach dem Debakel in London von den zuständigen Ministern, also Darabos und Schmied, ein Konzept auf den Tisch gelegt werde, wie man den Sport schon von Jugend an fördern könnte. Sowohl Spindelegger als auch Kanzler Faymann zeigten Sympathien für die tägliche Turnstunde. Beide machten aber klar, dass dieser zusätzliche Schulsportunterricht nicht alleine zu besseren Ergebnissen im Spitzensport führen würden. Die Turnstunde für medaillenlose Spiele verantwortlich zu machen, lehne er jedenfalls ab, betonte der Kanzler.

Ganztagsschulen "einmalige Gelegenheit"
Für Anja Richter als Vizepräsidentin des ASKÖ-Landesverbands WAT ist auch das Schulsystem der Zukunft gefordert, für ausreichend Sport und Bewegung zu sorgen. "Turn- und Bewegungseinheiten an den Volksschulen sollten in der Zukunft von Spezialistinnen und Spezialisten abgehalten werden", meinte die frühere Spitzensportlerin. Außerdem biete der Ausbau des flächendeckenden Angebots von Ganztages-Schulen eine einmalige Chance, Sport und Bewegung täglich in den Schulalltag zu integrieren sowie vermehrt Kooperationen mit Vereinen einzugehen.

Kommentare

melden

... die Turnstunden an sich sind nicht schlecht nur das Konzept gehört geändert, als ich noch zur Schule ging haben wir zwei Jahre nur Fußball gespielt beziehungsweisse müßen, weil die Merheit in einem Verein gespielt hat und die Lehrer selbst trainiert haben, nur wenn auf dem Lehrplan Zirkeltraining gestanden hat war ein wenig Abwechslung zu erwarten, von Basketball, Völkerball und andere Sportarten ganz zu schweigen, jeder der etwas anderes als Fußball spielen möchte kann dieses nur in seiner Freizeit tun und muß sich selbst darum kümmern, in den Schulen wird das Hauptaugenmerk nur auf Fußball gesetzt und Österreich ist in diesem Überschätzten Sport nur Kanonenfutter und kann so als WAHRE Schande für Österreich gesehen werden,

melden

Re: ... Da kann ich Ihnen nur 100%ig zustimmen. Auch ich hatte das Glück, eine Turnlehrerin gehabt zu haben, die uns die verschiedensten Sportarten zeigte. Zumindest durften wir Leichtathletik und rhythmische Sportgymnastik schnuppern. Beim Schwimmen wurde es kritisch: in einer Stunde Umziehen und Föhnen (für 16 Schülerinnen gab es 4 Föhns) und rechtzeitig mit trockenenen Haaren in der nächsten Unterrichtsstunde sitzen, war ein Ding der Unmöglichkeit. Folgen: 1 x schwimmen = 2 Wochen erkältet. Dennoch glaube ich, dass ein Schulsport ein Anfang einer Sportlerkarriere sein könnte. Dann ist der Vereinssport gefragt, wo auch die Politik, Funktionäre aber auch Eltern gefragt sind, Leistungen zur Förderung zu erbringen. Dann wäre ein Anfang gemacht.

schon im Schulalter beginnen Als ich mal im Osten unterwegs war und einer Schulgruppe beim Eislaufen zusah konnte ich meinen Augen nicht trauen. Die kleinen Racker zwischen 6 und 8 hatten Kunststücke drauf. Da habe ich am Rand eine Person angesprochen, die ihre Lehrerin war, sie meinte dass es völlig normal sei,dass oft ein ausgebildeter Trainer dabei ist. In dem Fall eine Eiskunstläuferin und die Kinder hätten Spaß da sie anstatt im Kreis laufen auch gefordert und gefördert werden würden. Da war kein Drill, es wurde ihnen mit Spaß an der Sache Eislaufen beigebracht. Da weckt man in den Kindern das Interesse,dass Eislaufen wesentlich mehr als nur im Kreis laufen ist und oft entdeckt vielleicht eines genau das verborgene Talent.

Bei uns ist nicht nur der Bewegungsmangel schuld, sondern eher die Qualität.

simm1111
simm1111 melden

Mehr turnen Ist ja nicht so schwer, die Sommerferien etwas verkürzen und mit den frei werdenden Stunden kann man schon mehr Turnstunden pro Woche haben! Schadet sicher nicht!

Rasso melden

Re: Mehr turnen Schon wieder Neid?

Ignaz-Kutschnberger
Ignaz-Kutschnberger melden

@Rasso...man sollte darüber durchaus mal nachdenken... Ne ne, kein Neid, die Sache hat was...wäre auch gleich dafür, dass in den Sprachen die Lehrer in den Klassen wechseln - also alle 3 Monate rotieren, sprich Lehrer A unterrichtet nach 3 Monate mal die Klasse B und Lehrer B die Klasse A...Außerdem gibts mittlerweile genug Native-Speaker (Muttersprachler)-zum Beispiel arbeitssuchende Spanier oder englisch-/französischsprechende Afrikaner, die hier möglicherweise geringfügig zusätzlich einige Stunde eingesetzt werden könnten... Und die Verkürzung der Sommerferien heißt ja nicht überhaupt keine Sommerferien, sondern halt um 2 Wochen kürzer...in den 2 Wochen könnte man auch PISA auf Vordermann bringen und bissl die Figur fördern. Und eventuell mal im Herbst dafür ne Woche Ferien dranhängen, damit sich die Schüler und der Tourismus nicht beklagen

Ignaz-Kutschnberger
Ignaz-Kutschnberger melden

Gibt es eigentlich noch dieses Pensionisten-Turnen mit... der über 80 jährigen Ilse Buck?? ...das war immer recht anregend...und jetzt eine Kniebeuge und langsam Strecken, tief einatmen und 2 Wiederholungen... *grins ...

simm1111
simm1111 melden

Re: Gibt es eigentlich noch dieses Pensionisten-Turnen mit... Sie schon gestorben!!

clsc melden

leistung nicht gleichschaltung sollte in der schule und im leben wieder einen größeren stellenwert bekommen. aber gleiche schule für alle und weiterkommen mit ungenügenden leistungen geben das vorbild. wenn in stams alle aufgenommen werden und die besten schifahrer den unbegabten den stemmbogen vorzeigen müssten, wären unsere guten schi-ergebnisse auch bald weg. und die frau banker-ministerin ist stolz, die gymnasien zum vorteil der gesamtmittelschulen auszuhungern.

Ignaz-Kutschnberger
Ignaz-Kutschnberger melden

@clsc da mag viel Wahres in ihren Sätzen stecken...allerdings bitte machen Sie der Banker-Ministerin jetzt keinen Vorwurf, weil für die zunehmende Volksverblödung kann sie ja auch nur am Rande was für ;-) ...und ne Turnstunde pro Woche mehr, würd den Kids vermutlich sicher nicht schaden... aber eher gesundheitlich, weil in nem Land wo fast 50% der Bevölkerung jenseits der 60 Jahre ist, werden wir jetzt wohl kaum zu einer Spitzensportler-Nation mutieren ...

Bananenbiager melden

Ich ziehe meinen Hut Zypern, Griechenland und andere Staaten ziehen uns an den Rand des Ruins!

Welche Sorgen haben wir?

TURNEN...

Tu felix Austria

Ignaz-Kutschnberger
Ignaz-Kutschnberger melden

Re: Ich ziehe meinen Hut ...@Bananenbiager Bitte ziehen Sie nicht ihren Hut und sagen sie nicht Adieu...das hat schon mal vor Ihnen ein österr. Politiker gemacht...und später war er dann irgendwo auf der Fußballbank und ist dann trotzdem wieder in die Poltitik zurück gekommen... wenn ich doch nur jetzt noch den Namen von dem Typ wüsste, der sich angeblich bei einer Schlägerei das 1 Qadratmeter-Klo in nem Lokal noch mit 3 anderen Personen geteilt hat und daher von der Rauferei nix mitbekommen hat...

Ignaz-Kutschnberger

Da ist was WAHRES dran... hätten unsere heutige Politiker und -innen auch damals vor ihrem "Volksschulmatura-Abschluss" und der anschließenden Laufbahn als Laienschauspieler auf der Bühne der Politik mehr Sport betrieben, wären sie heute auch nicht so ausgfressen und träge... bzw. manche von denen waren eh sogar ziemlich sportlich, nur durch ihr politisches Amt sind sie dann lahmarschig worden...

Wieder einmal: Haben SPÖ+ÖVP beweisen, dass auch die Sportförderung im Proporz (und die Förderung von Parteigünstlingen) international wenig bringt.

Seite 1 von 1