Lindsey Vonn:
"Man wird schnell gierig"

Vonn greift in Südkorea nach den Sternen

Lindsey Vonn gilt als Topfavoritin für die Olympia-Abfahrt. Doch wie geht sie mit den großen Erwartungen um?

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Olympia - Lindsey Vonn:
"Man wird schnell gierig"

Besser hätte es für Ski-Star Lindsey Vonn in Garmisch-Partenkirchen nicht laufen können. "Es war ein perfektes Wochenende", sagte die US-Amerikanerin nach ihrem "Back-to-Back"-Sieg in Bayern. Am Mittwoch steigt Vonn in den Flieger nach Südkorea, wo sie nicht nur in Abfahrt und Super-G, sondern auch in der Kombination antritt. Der Teambewerb wird wie gewohnt ohne sie stattfinden.

»Das war wirklich genau die Vorbereitung, auf die ich gehofft habe, bevor es nach Südkorea geht«

Insgesamt vier Siege hat Vonn in dieser Weltcup-Saison gefeiert. Begonnen hat ihr Lauf erst am 16. Dezember in Val d'Isere, wo sie im ersten Super-G triumphierte. Im Jänner kam die zweite Abfahrt in Cortina d'Ampezzo auf die Liste dazu, in Garmisch gewann sie beide Abfahrten. "Das war wirklich genau die Vorbereitung, auf die ich gehofft habe, bevor es nach Südkorea geht", betonte die 33-Jährige.

"In Schwung" gekommen

"Die Saison hat natürlich nicht gut angefangen, aber ich bin dann immer besser in Schwung gekommen. Ich fühle mich körperlich und mental sehr gut, und alles funktioniert. Das Material funktioniert gut, meine Vorbereitung läuft gut, es könnte wirklich nicht besser sein", gab sich Vonn vollends zufrieden.

Dass sie sich als Topfavoritin für die Olympia-Abfahrt geradezu aufdrängt, ist der Speed-Queen bewusst. Die Erwartungen von außen prallen aber direkt ab, der größte Druck geht ohnehin von ihr selbst aus. Die Olympia-Abfahrt sei "das einzige Ding im Kopf im Moment", gab sie zu Protokoll.

»Sie ist eine ganz starke Rivalin, die man immer im Auge haben muss«

Vonn verwies allerdings auf harte Konkurrenz, vor allem die Italienerin Sofia Goggia hat sie auf der Rechnung. "Sie ist eine ganz starke Rivalin, die man immer im Auge haben muss." Goggia hatte im vergangenen Jahr bei der Olympia-Generalprobe in Jeongseon Abfahrt und Super-G gewonnen, Vonn musste sich zweimal mit Platz zwei begnügen.

Olympia-Programm im Kopf

Das komplette Olympia-Programm hat sie schon im Kopf. "Ich werde nur Abfahrt, Super-G und Kombination fahren", sagte Vonn. In der Kombi sind freilich andere zu favorisieren, allen voran ihre Teamkollegin Mikaela Shiffrin.

»In der Kombination hoffe ich nur auf eine Medaille. Bronze ist realistisch«

"In der Kombination hoffe ich nur auf eine Medaille. Bronze ist realistisch." Zuletzt war sie bei der Weltcup-Kombi in Lenzerheide als Vierte nur knapp am Podium vorbeigeschrammt. "Wenn ich einen besseren Speed-Lauf habe, und ich weiß, dass ich das kann, und mit einem größeren Vorteil in den Slalom gehe, ist es definitiv möglich, auf das Podium zu kommen", erläuterte Vonn.

Andere Bewerbe "zu gefährlich"

Um die anderen Bewerbe will sie einen weiten Bogen machen. Auch der Teambewerb ist keine denkbare Option. "Ich würde da theoretisch gerne starten, es wäre eine weitere Chance, eine Medaille zu gewinnen. Aber gleichzeitig möchte man nicht dieses Risiko gehen", erklärte sie. "Als ich gesehen habe, wie sich Benni Raich hier in Garmisch bei der WM das Kreuzband gerissen hat, war es für mich erledigt. Es ist zu gefährlich. Speziell bei meiner Vorgeschichte von Stürzen brauche ich nicht noch einmal extra Risiko eingehen."

Hündchen Lucy immer dabei

Auch Hündchen Lucy begleitet Vonn nach Südkorea, obwohl sie zunächst überlegt hatte, der kleinen Spaniel-Dame die Reise zu ersparen. "Lucy ist immer dabei. Sie muss dabei sein, sie macht mich immer locker. Hoffentlich habe ich keine Probleme da", erzählte die viermalige Weltmeisterin. "Sie kann leider nicht ins Ziel kommen, das ist nicht mehr erlaubt. Aber sie ist immer im Hotel im Zimmer und wartet. Sie ist geduldig."

Fortsetzung der Rekordjagd

Nach den Olympischen Spielen will Vonn die Rekordjagd fortsetzen. Es gilt, den Schweden Ingemar Stenmark, der es in seiner unvergleichlichen Karriere auf 86 Weltcup-Siege brachte, vom Thron zu stoßen. Vonn hält bei 81 Siegen. Wenn sie das Tempo behält, dass sie seit Dezember 2017 an den Tag legt, könnte es schon nächstes Jahr so weit sein.

»Man wird schnell gierig. Wenn du am Gewinnen bist, möchtest du mehr gewinnen«

"Man wird schnell gierig. Wenn du am Gewinnen bist, möchtest du mehr gewinnen", meinte Vonn. "Ich weiß nicht, ich werde sicher noch eine Saison fahren und schauen, wie hoch ich die Nummer bekomme. Aber es ist nicht einfach", klang sie für einen Moment gar nicht so optimistisch. "Ich weiß, ich kann weitermachen und weitere Siege holen, ich weiß nur nicht, für wie lange."

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