Warum kaum noch wer die Olympischen Spiele austragen will

Explodierende Kosten und nutzlose Sportstätten führen zu immer weniger Bewerbern

Nach PyeongChang: Den globalen Sportbewerben drohen die Veranstalter auszugehen. Grund dafür sind ihr eigener Erfolg und die deshalb immer gigantischeren Ausmaße. Die mittlerweile nötigen Milliarden-Investitionen für danach meist nutzlose Austragungsstätten will sich kaum noch eine Stadt leisten.

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Olympia - Warum kaum noch wer die Olympischen Spiele austragen will

Nach der Abschlussfeier der Olympischen Winterspiele in PyeongChang richten sich die Blicke in die Zukunft. Und diese sieht für Olympia nicht in allen Bereichen allzu rosig aus. Während die Aufmerksamkeit für die Spiele in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich zunahm, wird es für das Internationale Olympische Komitee immer schwieriger, Austragungsstädte für das Event zu finden. Der Trend ist klar: Für die Sommerspiele 2004 bewarben sich noch zwölf Städte. Für 2020 waren es fünf. Und für die Winterspiele 2022 und Sommerspiele 2024 gab es jeweils nur noch zwei Bewerber. In einem einzigartigen Schritt sagte das IOC daher gleich zwei Städten zu: Paris für 2024 und Los Angeles für 2028. Weil man Angst hatte, für 2028 würde sich möglicherweise gar niemand mehr bewerben.

Stadion um 109 Millionen Dollar wird wieder abgerissen

Alle lieben die Spiele, aber kaum noch jemand will sie selbst ausrichten. So könnte man die Krise der olympischen Bewegung zusammenfassen. Der Grund ist simpel: Geld. Als Austragungsstadt muss man quasi im Alleingang für die Kosten des Mega-Events aufkommen. Und diese sind in den vergangenen 20 Jahren geradezu explodiert. Die Winterspiele von Sotschi (Russland) 2014 waren mit 51 Milliarden Dollar die teuersten olympischen Spiele aller Zeiten. PyeongChang war mit rund 13 Milliarden dagegen geradezu bescheiden dimensioniert. Doch auch Südkorea zeigt mit einer geradezu grotesken Geldverschwendung das Problem Olympias auf: Das 109 Millionen Dollar teure Olympia-Stadion von PyeongChang wird nur viermal benutzt werden, bevor es wieder abgerissen wird.

Außerhalb von Olympischen Spielen gibt es nur sehr selten Verwendung für Indoor-Eislaufbahnen oder Schwimmarenen mit 10.000 Sitzen. Die meisten olympischen Sportarten ziehen einfach (außer bei Olympia) nicht derart viele Zuschauer an. Und für Massensportarten wie Fußball gibt es in der Regel schon andere Stadien, womit die olympischen Arenen gefüllt werden sollen, ist oft unklar. Auch die nötigen Umbauarbeiten für neue Nutzungen kommen dann oft noch sehr teuer. Deutlich gewachsen sind die Budgets in den letzten Jahren auch aufgrund der Kosten für Sicherheitsmaßnahmen. Seit dem 11. September wird die Bedrohung für Großveranstaltungen deutlich ernster genommen. Allein die Sicherheit mache nun "zwischen zwei und fünf Milliarden" mehr aus, schätzen Experten.

Ist eine zentrale "Olympia-Stadt" die Lösung?

Zugleich dürften die Rekordsummen, die für Peking (2008) und Sotschi ausgegeben wurde, eine Art "Vorbildwirkung" für andere Bewerberstädte gehabt haben. Sie glauben, mit ähnlich gigantischen Plänen auftrumpfen zu müssen, um überhaupt eine Chance zu haben. Ernüchternderweise hat sich auch herausgestellt, dass der so oft beschworene "nachhaltig positive Effekt" Olympischer Spiele, etwa für den Tourismus, nur selten eingetreten ist. Einen solchen konnte etwa Barcelona nach den Spielen 1992 verzeichnen, weil die Vorzüge der Stadt damals tatsächlich noch vielen unbekannt waren. Meist gab es aber keine längerfristigen Auswirkungen. Doch was könnte die Lösung des Problems sein? Manche Experten schlugen bereits vor, einfach einmal feste Austragungsorte für Sommer- und Winterspiele zu errichten. Doch das IOC ist strikt dagegen: Das würde den weltumspannenden Charakter zerstören.