"Was will man mehr?"
Drittes Gold für Hirscher möglich

Trainer Pircher sieht den Druck anwachsen, statt abfallen

"Zweites Gold, Doppel-Olympiasieger. Was will man mehr?", fragte Michael Pircher, der Trainer von Marcel Hirscher, in die Runde. Geht es aber nach der Wahrnehmung des Salzburger Skirennläufers, dann fordert ganz Österreich eine dritte Goldene vom 28-Jährigen bei den Winterspielen in Pyeongchang. Am Donnerstag im Slalom ist er nach den Titelgewinnen in Kombination und Riesentorlauf wieder Favorit.

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Olympia - "Was will man mehr?"
Drittes Gold für Hirscher möglich

Je nachdem, was er gerade benötige, begibt sich Marcel Hirscher auf Internet-Recherche, oder auch nicht: "Wenn ich einen Push vorwärts brauche zur Motivation, lese ich eure Schlagzeilen durch. Und dann denke ich mir, 'sind die deppert oder was?'. Dann versuche ich mich wieder gescheit zusammenzureißen, damit ich die Erwartungen erfüllen kann. Wenn es mich eh von Haus aus schon stresst, drehe ich den Kübel einmal nicht auf", berichtete Hirscher.

»Eine g'mahte Wiese ist es schlussendlich erst, wenn man mit dem Rasenmäher drübergefahren ist«

Umso erleichterter war er, dass er dem Druck standhielt und das Riesen-Gold eroberte. "Diese Medaille im Riesentorlauf ist Gold wert. Weil sie erwartet worden war. Nicht von mir selbst, sondern von der Öffentlichkeit und den Medien. Wir haben sie uns insgeheim erhofft. Von da her ist es eine tolle Geschichte, dass es heute funktioniert hat." Nur weil man Favorit sei, heiße das noch nichts. "Eine g'mahte Wiese ist es schlussendlich erst, wenn man mit dem Rasenmäher drübergefahren ist."

Nach der ersten Goldenen in Südkorea schrie alles nach der zweiten, nach der zweiten wird der Ruf nach Nummer drei laut. Hirscher hat die Chance, mit Toni Sailer (1956) und Jean-Claude Killy (1968) gleichzuziehen, die im Alpinskisport jeweils drei Goldmedaillen bei einer Olympia-Veranstaltung erobert haben.

Der Schalter zum Slalom wird am heutigen Montagabend umgelegt, den Tag über war "weniger ist mehr" angesagt, wie Hirscher erklärte. "Alles piano. Behandeln lassen. Fitnessstudio gehen, und danach heißt es, so schnell wie möglich bestmöglich auf den Slalom vorzubereiten, mich darauf einzustellen und hoffentlich auch im Slalom einigermaßen aufgestellt zu sein."

Sollte die Slalompiste in Yongpyong noch wie erhofft mit Wasser behandelt und vereist werden, wäre das ganz nach dem Geschmack von Hirscher. "Grundsätzlich ist es derzeit extrem aggressiv. Das kommt einem Henrik Kristoffersen sicherlich sehr gut entgegen. Er hat schon oft bewiesen, dass er auf diesen Verhältnissen sehr gut zurecht kommt. Auch ein Michi Matt hat heuer schon gezeigt, warum und wieso er so schnell sein kann, speziell auf diesen Bedingungen."

"Der beste Marcel Hirscher, den es je gegeben hat"

Pircher sieht derzeit "den besten Marcel Hirscher, den es je gegeben hat" auf den Skipisten im Einsatz. "Er hat in diesem Winter zehn Siege im Weltcup gefeiert und hat jetzt zwei Olympia-Goldmedaillen. Natürlich ist eine dritte Goldmedaille noch möglich, aber wir bleiben am Boden, wir sind schon mit zwei happy."

Eine Hoffnung hat sich während der Winterspiele allerdings nicht eingestellt: anstatt nach dem ersten Goldmedaillengewinn kleiner, wurde der Druck noch größer. "Nach dem ersten Gold habe ich geglaubt, wir können die restlichen Olympischen Spiele lockerer angehen, aber dem war nicht so. Der Druck war größer, die Anspannung war den ganzen Tag über sehr groß. Wir hatten uns erhofft, das mit der einen Medaille eh schon alles erledigt ist", sagte der Coach.

Prinzipiell findet es Pircher aber gut, wenn eine Anspannung drinnen ist. Und auch er kam zur Erkenntnis: "Bei gewissen Weltcuprennen ist Marcel lockerer, muss ich sagen."

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