Bundespräsident
vereidigt ÖOC-Athleten

Österreichs Staatsspitze mit Bundespräsident Alexander van der Bellen, Bundeskanzler Sebastian Kurz sowie Vize-Kanzler und Sportminister Heinz-Christian Strache hat am Mittwoch das österreichische Olympia-Aufgebot für die bevorstehenden Winterspiele verabschiedet.

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Olympia - Bundespräsident
vereidigt ÖOC-Athleten

"Alles Gute, wir werden auf jeden Fall stolz sein", sagte Van der Bellen beim Empfang des 105-köpfigen ÖOC-Teams in der Hofburg.

Karl Stoss, Präsident des Österreichischen Olympischen Komitees (ÖOC), sprach in Anwesenheit der Sportler und Betreuer, darunter Ski-Superstar Marcel Hirscher, die Gelöbnisformel für die am 9. Februar beginnenden Winterspiele. Stoss kündigte auch zahlreiche Unterstützung vor Ort an. Ein seit 20 Jahren in Österreich lebender Herr Park habe einen "österreichisch-südkoreanischen Fanclub organisiert und mehr als 900 Tickets gekauft", erzählte der ÖOC-Präsident.

Van der Bellen, Kurz und Strache hoben davor nicht nur die Leistungen der Sportler hervor, die sie bis nach Pyeongchang gebracht haben, sondern auch deren Vorbildfunktion. "Natürlich träumen sie alle davon, gut abzuschneiden und eine Medaille zu gewinnen", sagte Van der Bellen. Unter den TV-Zuschauern werden "sehr viele Kinder und Jugendliche dabei sein. Für viele werden sie ein Vorbild, ein Idol sein. Es ist nicht immer leicht, ein Vorbild zu sein, weil 'nobody is perfect'. Was die Jugend von ihnen lernen kann und soll, ist, dass man etwas anstrebt mit aller Kraft. Man kann verlieren, aber man gibt nicht auf", so der Bundespräsident.

"Wir werden eifrig die Daumen drücken und hoffen auf möglichst viele Medaillen. Sie werden eine großartige Visitenkarte für Österreich sein", sagte Kurz. Mit einem Schmunzeln appellierte er an die Sportler, ihren "Beitrag für die Stimmung der Österreicher" zu leisten. Aufgrund des Zeitunterschieds von acht Stunden werden viele Bewerbe in der europäischen Nacht sein, bei Erfolgen der heimischen Sportler würden die Österreicher "gut gelaunt in die Arbeit fahren".

"Ich bin überzeugt, dass Sie Großartiges leisten werden. Ich wünsche viel Erfolg und viel Freude", sagte Sportminister Strache, der ab 15. Februar vor Ort die Daumen drücken wird. "Die Nominierung ist eine Belohnung, die sie sich selbst erarbeitet haben. Jeder, der es bisher geschafft hat, ist schon ein Sieger. Freuen sie sich auf den Wettkampf, genießen sie jeden Moment", so der Vizekanzler, der die Sportler auch als Botschafter sieht. "Von ihren Leistungen profitiert nicht nur der Sport, sondern auch die Wirtschaft, der Tourismus. Jeder einzelne ist ein rot-weiß-rotes Aushängeschild für unser Land".

Erfreut zeigten sich alle drei Politiker auch, dass durch den Sport ein politische Tauwetter auf der koreanischen Halbinsel eingesetzt hat. Die beiden verfeindeten Nachbarn Nord- und Südkorea werden bei der Eröffnung gemeinsam einmarschieren und bilden im Frauen-Eishockey sogar ein gemeinsames Team. "Gerade die letzten Wochen haben durchaus positive Schritte gebracht, die zeigen, dass Olympia einen friedensstiftenden Beitrag leisen kann", erklärte Kurz.

Van der Bellen meinte: "Einmal kann man sagen, dass der Sport etwas dazu beigetragen hat, dass zwischen den beiden Nachbarstaaten ein freundlicheres Verhältnis Platz greift durch die Spiele, und nicht diskutiert wird, wer den größeren Roten Knopf hat", spielte der Präsident auf eine Prahlerei von US-Präsident Donald Trump an, er habe einen größeren Knopf als Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un, der mit seinem Atomwaffenknopf gedroht hatte.

»Das ist schon sehr aufregend. Meine ganzen Freunde hocken in der Schule, und ich steh da vor dem Bundespräsidenten«

"Das ist schon sehr aufregend. Meine ganzen Freunde hocken in der Schule, und ich steh da vor dem Bundespräsidenten", sagte Lara Wolf, die mit 17 Jahren diesmal knapp die jüngste ÖOC-Athletin in Südkorea ist. Die Tirolerin ist Freestyle-Skifahrerin und startet im Slopestyle. "Hier spürt man einfach, dass Olympia etwas Besonderes ist", sagte Wolf im Zeremoniensaal weiters. Selbst Nicole Schmidhofer, die zum bereits dritten Mal zu Spielen fährt, war begeistert. "Es ist immer wieder beeindruckend und ein Privileg, hier dabei zu sein", betonte die Super-G-Weltmeisterin.

Mit Helikopter angereist

Die spektakulärste Anreise zur Angelobung hatten die Slalom-Asse Manuel Feller, Marco Schwarz und Michael Matt. Sie wurden per Helikopter von Schladming direkt nach Wien geflogen und landeten mitten in der Stadt.

Während Matt dabei kurz sogar selbst an den Steuerknüppel durfte, verschlief Feller den Großteil des Fluges. "Es war ein langer, harter Tag in Schladming, außerdem schlafe ich gerne", erklärte der Tiroler lachend. Zumindest den Start hatte er noch miterlebt. "Der Dachstein war wirklich beeindruckend."

Hirscher freute sich über Gratulationen

Marcel Hirscher hat sich auch am Tag nach seinem Sieg beim Nachtslalom in Schladming zur Egalisierung der 54 Weltcupsiege von Hermann Maier geäußert. Selbst Italiens Skistar Alberto Tomba habe gratuliert, berichtete Hirscher bei der Olympia-Angelobung am Mittwoch in Wien. "Das ist echt saucool und eine wirklich große Wertschätzung."

Maier hatte noch am Dienstagabend in einer Ausendung zu Hirschers 54. Weltcupsieg Stellung genommen. "Hermann hat sich bei mir noch nicht gemeldet", sagte Hirscher aber. Die Nacht sei aber sehr lange gewesen und habe für ihn bis um ein Uhr früh gedauert. "Ich muss also erst mal alles durchlesen."

Jetzt gleich viele Siege wie Maier zu haben und damit Nummer eins in Österreich zu sein, sei jedenfalls "unfassbar". "Es ist schon unfassbar, wenn man sich bewusst wird, dass man sowas Großartiges erreichen hat dürfen", meinte Hirscher und verwies darauf, dass er ja auch noch einige Jahre vor sich habe. "Das Gute ist, dass ich ja noch ein paar Rennen habe."

»Wenn man mich damals auf 54 Siege angesprochen hätte, hätte ich gefragt, ob man mich häkeln will oder ob das ein blöder Schmäh ist.«

Er habe vor zehn Jahren im Weltcup begonnen. "Wenn man mich damals auf 54 Siege angesprochen hätte, hätte ich gefragt, ob man mich häkeln will oder ob das ein blöder Schmäh ist. Dass das jetzt real geworden ist, ist unfassbar und unterstreicht die sechs Weltcupsiege in Folge, die dafür notwendig waren."

»Es ist ganz wichtig, wieder auf dieser positiven Stimmung wie in Sotschi aufzubauen", hat sich Veith vorgenommen. "Dieser Tag heute mit der Angelobung in Wien war der Startschuss dafür.«

Noch hoffentlich viele Rennen vor sich hat auch Anna Veith. Die Salzburgerin fährt als regierende Super-G-Olympiaisegerin nach Südkorea, hat aber mehrere Verletzungsjahre hinter sich. "Es ist ganz wichtig, wieder auf dieser positiven Stimmung wie in Sotschi aufzubauen", hat sich Veith vorgenommen. "Dieser Tag heute mit der Angelobung in Wien war der Startschuss dafür."

Für Veith wird Pyeongchang der letzte Auftritt bei Olympischen Winterspielen sein. "Ich habe ziemlichen Raubbau an meinem Körper betrieben und mich jetzt wieder zurück gekämpft. Die letzten Jahre waren sehr intensiv. Ich weiß nicht, ob ich noch zwei oder drei Jahre fahre, aber vier Jahre kann ich mir nicht mehr vorstellen", sagte Veith zur APA. Fix eingeplant ist auf jeden Fall die Teilnahme an der WM 2019 in Aare in Schweden. "Das ist ein Ort, an dem ich schon schöne Erfolge hatte und an den ich nochmals gerne zurückkehre", sagte Veith.

Olympia-Gold für Hirscher?

Hirscher fährt im Weltcup auf einer einzigartigen Erfolgswelle. "Im Endeffekt kann ich bei Olympia also nur verlieren", scherzte der Salzburger in der Wiener Hofburg. "Aber es ist ja für mich eine Comebacksaison, das nimmt ein wenig den Druck. Natürlich fahre ich wegen einer Medaille hin. Ob es glückt, wird sich herausstellen."

Dass ihm Olympia-Gold noch fehlt, kratzt den Weltcup-Leader nach außen hin wenig. "Ich brauche keine perfekte Karriere. Es wird mein Leben nicht ändern, ob ich Olympiasieger bin oder nicht. Ich werde es versuchen, aber es wird meine Karriere nicht ändern."

Ob Hirscher in Südkorea auch in der Kombination startet, wird nach Stockholm entschieden: "Dafür müsste ich einige Tage in Speed investieren, die fehlen mir im dann im Technischen."


Olympia, so Hirscher sei eine faire Sache. "Es zählt nur eins, zwei und drei. Der Rest ist für nix. Ich kann also befreit drauflos fahren, weil bei uns alles andere ohnehin nicht relevant ist."