Oleg Deripaska im Porträt: Schillernder Oligarch mit besten Kontakten zum Kreml

FORMAT: Einer jüngsten superreichen Oligarchen

Der neue Strabag-Miteigentümer ist eines der jüngsten und reichsten Mitglieder in der neuen russischen Oberschicht. Seine Methoden sind freilich umstritten.

Mit 39 Jahren und einem Vermögen von knapp 14 Milliarden Dollar ist er einer der jüngsten unter den neuen superreichen russischen Oligarchen. Der Aluminium-Tycoon Oleg Deripaska gilt als geschickter Netzwerker, dem nützliche Kontakte zum Geheimdienst und zu Präsident Wladimir Putin nachgesagt werden. Sogar familiär hat er Kontakt in den engsten Führungskreis Russlands. Sein Schwiegervater war einst Kabinettschef beim jetzt verstorbenen Vorgänger Putins, Boris Jelzin. Und Jelzins Adoptivsohn ist mit der Mutter von Deripaskas Frau verheiratet.

Als Eigentümer des führenden russischen Aluminiumkonzerns Rusal ist er klarer Dominator in dieser Branche. Außerdem gehört ihm die Auto-Gruppe GAZ, die eine Kooperation mit Magna eingegangen ist, sowie ein Flugzeughersteller. Mit dem Baukonzern Razvitiye ist der Russe auch zu einem der führenden Bauherren des Landes aufgestiegen. Hans Peter Haselsteiner beschrieb in seiner Bilanzpressekonferenz Deripaska als "angenehmen Gesprächspartner" und einen Industriellen "ohne Attitüde".

Die Aufstiegsgeschichte von Oleg Deripaska ist symptomatisch für eine ganze Reihe von jungen Oligarchen, die nach dem Ende des Kommunismus die Gunst der Stunde nutzten und zu unermesslichem Reichtum aufstiegen. Allen voran der FC-Chelsea-Eigner und Tirol-Urlauber Roman Abramowitsch, mit dem auch geschäftliche Kontakte bestehen.

Anfang der 90er-Jahre hatte Deripaska als junger Mann gerade sein Studium der Physik an der Moskauer Lomonossow-Universität abgeschlossen. Er witterte sofort den Geruch des Geldes an der Moskauer Börse und verdiente sich so seine ersten Millionen.

1993 wurde der damals erst 26-Jährige aus der südrussischen Provinz Generaldirektor der drittgrößten russischen Aluminiumschmelze von Sajansk in Sibirien, nachdem er zuvor Aktienpakete der Firma zusammengekauft hatte. Nach und nach gelang es ihm, weitere Werke zu übernehmen. Riesige Alu-Kombinate wechselten bei dieser Verramschung des Jahrhunderts für wenige Millionen Dollar die Besitzer. Der Kampf um die Vormachtstellung in der Aluindustrie verlief blutig und kostete zahlreiche Menschenleben. In dieser Zeit wurden etliche Verfahren gegen Deripaska eingeleitet. Die Verdachtsmomente reichten von Geldwäsche, Erpressung und Mafia-Kontakten bis hin zur Mittäterschaft an mehreren Mordfällen. Letztlich führte keines der Verfahren zu einer Verurteilung. Was die US-Behörden aber nicht daran hinderte, dem Oligarchen die Einreiseerlaubnis in die Vereinigten Staaten zu entziehen. Der Grund: widersprüchliche Aussagen gegenüber dem FBI.

Deripaskas wirtschaftlicher Aufstieg dürfte noch längst nicht zu Ende sein. Sein Konzern Rusal, der für 16 Prozent der weltweiten Aluherstellung steht, wurde in den vergangenen Jahren mit dem Konkurrenten Sual und dem Schweizer Handelshaus Glencore zum weltgrößten Aluminiumproduzenten verschmolzen. Damit überholt Deripaska die bisherigen Spitzenreiter Alcoa und Alcan. Der russische Industrielle hält zwei Drittel an dem neuen Branchen-Giganten.

Basic Element heißt Deripaskas Investmentgesellschaft, die auch das Einstiegsvehikel bei der österreichischen Strabag SE ist. Einziger Begünstigter ist Deripaska selbst, er steht der Gesellschaft auch als Verwaltungsratsvorsitzender vor. Zu Basic Element gehören neben den Aluminium-, Auto- und Bau-Aktivitäten noch diverse Energieversorger.

Deripaska teilt mit Abramowitsch seine Vorliebe zu England. Erst kürzlich erwarb er eine Prachtvilla im Londoner Nobelviertel Belgravia für 25 Millionen Pfund.

(FORMAT)