Oktober November: Wie das Leben so spielt

Götz Spielmann legt fünf Jahre nach "Revanche" ein neues Meisterwerk vor

von Ursula Strauss in "Oktober November" © Bild: coop 99/Spielmannfilm

Wie bereits in „Revanche“ holte Götz Spielmann auch für „Oktober November“ wieder Ursula Strauss ins Boot und vertraute ihr eine der Hauptrollen an. Die Darstellerin, die bereits eine breite Filmographie aufweisen kann, aber den meisten Zusehern wohl eher aus der TV-Krimiserie „Schnell ermittelt“ bekannt ist, spielt in „Oktober November“ Verena. Verena ist eine bodenständige Ehefrau und Mutter, die sich im heimatlichen Alpen-Dorf um Familie sowie deren noch nicht ganz stillgelegten Gasthof kümmert. Auch der Vater, nach dem Unfalltod der Mutter, alleinstehender und etwas griesgrämiger Patriarch der Familie, wird umsorgt. Die Kraft für all diese Pflichten zieht Verena aus einer heimlichen Affäre mit dem Dorfarzt Andreas (Sebastian Koch), der auch sofort zur Hilfe eilt, als das Familienoberhaupt einen Herzinfarkt erleidet. Ebenso eilt mit diesem Unglück auch Verenas Schwester Sonja (Nora von Waldstätten) nach Hause. Sonja ist genau das Gegenteil von Verena: Sie ist in jungen Jahren bereits nach Berlin ausgewandert, um dort – erfolgreich - ihre Schauspielkarriere voranzutreiben.

Trailer zu Spielmanns "Oktober November"

Gemeinsam kümmern sich die unterschiedlichen Schwestern um den nun ans Bett gefesselten Vater, der durch den Unfall wie ausgewechselt scheint: Er ist dankbar und „lieb“ – und weiß, dass ihm zur Enthüllung eines lange gehüteten Geheimnisses nicht mehr viel Zeit bleibt. Im Elternhaus vereint, kommen sich Verena und Sonja wieder näher, was aber auch das Aufreißen alter Wunden mit sich bringt. Denn wirklich glücklich im Leben ist weder die eine noch die andere. Verena beneidet die jüngere Schwester, die die Abnabelung von Heimatdorf, Familie und damit einhergehenden Pflichten vollzog. Dennoch ist auch diese trotz allem Erfolg nicht glücklich, ist sie doch eine Schauspielerin, die auch im Privaten nur Rollen spielt. „Du weißt doch gar nicht, wer du wirklich bist“, wirft ihr Verena vor.

Wer ist man?

Dies ist auch eine der großen Fragen die Götz Spielmann in „Oktober November“ aufwirft: Welche ist die "wahre" Identität eines selbst? Oder ist das Leben tatsächlich ein einziges Rollenspiel? Denn eigentlich spielt auch die bodenständige Verena ihre Rollen: Ehefrau, Mutter, Tochter und Geliebte. Als Letztere diskutiert sie diese Frage mit dem Arzt: Es seien nicht ihre Gedanken, die sie als Mensch prägen, sondern ihre Taten. So lautet zumindest eine Antwort.

Götz Spielmann inszeniert in „Oktober November“ eine Art Kammerspiel, in dem man den durch die Bank brillanten Schauspielern bis zur letzten Minute gebannt beim Leben zusieht und dabei neben der Identitätsfrage auch mit weiteren großen Fragen des Lebens konfrontiert wird. Antworten darauf gibt der Film natürlich keine, aber er regt auf grandiose Weise zum Nachdenken an.

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