"Müssen uns nach
der Decke strecken"

Die ÖSV-Kombinierer übererfüllten ihre Medaillenziel in Pyeongchang. Lukas Klapfer und Co. werden mit zweimal Edelmetall im Gepäck Südkorea verlassen.

von ÖSV-Kombinierer - "Müssen uns nach
der Decke strecken" © Bild: Christof STACHE / AFP

Mit dem Ziel, eine Medaille zu erreichen, waren Österreichs Nordische Kombinierer zu den Olympischen Spielen nach Pyeongchang gekommen. Am Samstag werden Lukas Klapfer und Co. mit zweimal Edelmetall im Gepäck Südkorea verlassen. Die Bilanz der Truppe von Christoph Eugen konnte deshalb freilich nur positiv ausfallen, dementsprechend wurde auch noch lange im Österreich-Haus gefeiert.

»Gegen Deutsche und Norweger verlieren ist keine Schande«

Klapfer hatte mit der Bronzemedaille im Einzel von der Normalschanze gleich einmal alle Last von den Schultern der Truppe genommen. Im abschließenden Teambewerb am Donnerstag setzten Wilhelm Denifl, Klapfer, Bernhard Gruber und Mario Seidl die tolle Serie von ÖSV-Kombinierern bei Olympia fort, denn seit 2002 hat es im Mannschaftsbewerb bei Olympia immer Edelmetall gegeben. "Gegen Deutsche und Norweger verlieren ist keine Schande. Natürlich würden wir gern Gold oder Silber machen, aber wir sind die gute dritte Kraft", sagte Klapfer.

Daran soll sich bis zur Heim-WM in einem Jahr in Seefeld etwas ändern. Die aktuell große Lücke zu den Deutschen zumindest zu verkleinern, muss das Ziel sein. "Deutschland ist sehr weit vorne, da wollen wir auch hin und da haben wir sicherlich noch viel zu tun", sagte ÖSV-Cheftrainer Christoph Eugen zur APA. "Mit den zwei Medaillen im Rücken sind wir alle motiviert genug. Wir müssen schon Gas geben, um aufzuholen", weiß der Ex-Weltklasse-Athlet.

»Die Burschen sind richtig motiviert«

Davor gilt es aber die Weltcup-Saison gut zu Ende zu bringen. "Die Burschen sind richtig motiviert, auch wenn jetzt ein bisserl ein Spannungsabfall kommen wird. Wir haben noch 900 Weltcup-Punkte zu vergeben, es ist für uns schon noch ein Riesenprogramm zum Abspulen", sagte Eugen. Er hofft aber auf den positiven Effekt der zwei Olympia-Medaillen. "Wir wollen natürlich die Saison erfolgreich zu Ende bringen."

Der zweifache Medaillengewinner Klapfer sieht es ähnlich. "Am Anfang der Saison hat man gesagt, die Deutschen sind weg, jetzt sind sie wieder da. Wir werden sicher unsere Hausaufgaben erledigen und alles tun, dass wir wieder näher hinkommen", versprach der Steirer. Für das Weltcup-Finish, das kommende Woche in Lahti eingeleitet wird, hat Klapfer selbst auch noch Ziele. "Ich bin jetzt Zehnter. Die Top Ten im Gesamt-Weltcup waren mein Mindestziel, Blickrichtung Top 6 ist auch noch realistisch", hofft er.

Auch "Berni" Gruber, der bei der Medaillenfeier im Österreich-Haus nach Mitternacht wieder einmal mit Gitarre und Gesang für Stimmung sorgte, möchte den Schwung von Pyeongchang nutzen. Das Gefühl der letzten beiden Sprünge auf der Großschanze, um genau zu sein. "Ich bin oft mit der Brechstange unterwegs. Man muss 'smooth' fliegen, alles rund, das möchte ich beibehalten und in die letzte Weltcup-Serie mitnehmen."

Steigerungspotenzial

Gruber beeindruckt immer wieder mit seiner Leidenschaft. Ob es nun die Musik ist, oder die Liebe zu seinem Sport. Darum denkt er sogar laut über Olympia 2022 nach, obwohl er da schon 39 wäre. "Es ist überhaupt keine Qual, wenn ich in die Kraftkammer oder auf die Langlaufski gehe, es ist pure Leidenschaft. Ich möchte dem Sport noch eine Weile treu bleiben", versprach der Salzburger.

Einer, der dem Sport vor drei Jahren als Athlet Adieu gesagt hat, ist als ORF-Co-Kommentator bei seinen ersten Spielen auf der "anderen Seite" dabei gewesen. Mario Stecher ist mit Gruber, Denifl und Klapfer noch selbst gesprungen und gelaufen und freut sich dementsprechend mit. "Es ist natürlich wunderschön, wenn man in wirklich beeindruckender Manier den dritten Platz über die Ziellinie bringt. Es war ein starkes Rennen von allen zusammen", freute sich Stecher im Gespräch mit der APA.

Besonders gefreut hat den Steirer, "dass da Athleten drinnen sind, die man von klein auf extrem gut kennt wie Lukas Klapfer". Was der mittlerweile 40-Jährige, zweifache Mannschafts-Olympiasieger von den Deutschen denkt? "Ich glaube, sie haben sich über die Jahre hinweg ein super System aufgebaut, haben einen Jungen nach dem anderen Richtung Spitze gebracht. Durch das entsteht neuerlicher Druck auf die Arrivierteren. Deshalb sind sie jetzt so weit vorne."

Stecher sieht aber Steigerungspotenzial für die Österreicher. "Wir haben drei Leute daheim, die echt stark sind, mit Orter Philipp, Greiderer Lukas und Pommer David. Diese drei können es auch. Wir müssen weiterarbeiten, versuchen, uns nach der Decke zu strecken. Nicht mit dem dritten Platz zufrieden sein, auch wenn es momentan wunderschön ist."

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