ÖSV-Athleten bleiben ohne Medaille bei WM: Auch im Einzelbewerb kein Stockerlplatz

Titel an Ackermann, "Blech" für Bieler, Gottwald 5. Erste WM seit 1995 ohne Erfolg für Kombinierer

Felix Gottwald hat auch in der Stunde der Enttäuschung Größe bewiesen. Der 31-jährige Salzburger ging in Sapporo auch im dritten Bewerb seiner finalen Titelkämpfe leer aus und verlässt die Bühne der Nordischen Kombination mit den Rängen vier (Teambewerb) und zweimal fünf. "Selbst von so einer WM kann ich für spätere Aufgaben viel mitnehmen. Das beweist, wie schwer eine Medaille zu holen ist. Man muss dankbar und demütig bleiben, es gibt Schlimmeres als einen fünften Platz", sagte der Gewinner von 14 Medaillen bei Großereignissen.

Titelverteidiger Ronny Ackermann erwies sich einmal mehr als Spezialist für Großereignisse. Der 29-jährige Deutsche, zweifacher Champion von Oberstdorf, kürte sich zum dritten Mal in Folge zum Weltmeister im Einzelbewerb. Der Fünfte nach dem Springen setzte sich 8,5 Sekunden vor dem US-Amerikaner Bill Demong und 8,7 vor dem Finnen Anssi Koivuranta durch. Dahinter landeten die zwei besten Österreicher: Christoph Bieler als Vierter (+59,3) und Gottwald (1:07,2).

Bieler vermochte seinen dritten Rang aus dem Springen (hinter dem Franzosen Jason Lamy Chappuis und Koivuranta) nicht zu verteidigen. Ackermann und auch der 1:18 Minuten später gestartete Demong (zweitbeste Laufzeit) überholten den Tiroler. Bieler hatte schon vor dem 15-km-Lauf gemerkt, dass das Unternehmen Medaille fast unrealistisch war. "Die Verhältnisse waren sehr schwierig, leider habe ich die zwei nicht halten können."

Mit seiner persönlichen Leistung sei er zufrieden, meinte der dreifache Saisonsieger. "Aber ich weiß nicht, ob ich mich freuen soll, dass ich einen geilen Tag gehabt habe." Den im zweiten Durchgang durch den bei seinem Sprung eingeschlafenen Aufwind vergebenen Metern und Sekunden wollte er nicht nachtrauern, sondern aus den Fehlern für die Zukunft lernen. "Für mich war es eine neue Situation, ich bin als Mitfavorit zur WM gekommen, das ist nicht so leicht."

Bei Gottwald klappte es in seinem letzten Einsatz bei einem Großereignis auf der Schanze nicht nach Wunsch. "Im ersten Durchgang war nicht der nötige Fluss im Sprung", analysierte ÖSV-Trainer Alexander Diess. Im zweiten Durchgang musste der Pinzgauer bei gutem Aufwind vom Balken, nach dem Springen hatte er als 17. 2:38 Minuten Rückstand. Da wusste er schon, dass eine außergewöhnlich gute Leistung nötig sein würde, um das 15. Edelmetall zu erobern.

"Ich hätte mir und dem Team gerne eine Medaille beschert", meinte der Doppel-Olympiasieger, der noch zwölf Konkurrenten überholte. "Ich habe mein Herz in die Hand genommen, von der Leistung her war ich nicht so unzufrieden", bilanzierte Gottwald, der aber gegenüber dem laufstarken Demong kein Terrain gut zu machen vermochte. Vorzuwerfen hatte er sich nichts. "Mich ärgert nur, dass ich das Sprungniveau trotz harter Arbeit nicht so hinbekommen habe wie erhofft."

Dem neuen Cheftrainer Diess war die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. "Man ist leer", beschrieb der Oberösterreicher seinen Zustand nach der medaillenlosen WM. "Es ist bitter, weil wir immer in Schlagdistanz waren. Wir haben an den Medaillen geschnuppert, aber sie nicht gemacht." Das fehlende Quäntchen Glück und kleine Fehler hätten Edelmetall verhindert. Man werde in Ruhe analysieren, was man hätte besser machen könne. "Aber derzeit fällt mir nicht viel ein", meinte Diess nach dem ersten Großereignis für die ÖSV-Kombinierer ohne Medaille seit Olympia 1998 ebenfalls in Japan (Nagano) und der ersten WM ohne Edelmetall seit Thunder Bay 1995.

(apa/red)