Österreichs Wachstum
bremst sich 2019 ab

Österreichs Wirtschaftswachstum wird sich nächstes Jahr auf zwei Prozent oder knapp darunter abbremsen. Das haben die heimischen Wirtschaftsforschungsinstitute am Freitag bestätigt. Für 2018 erwarten sie an die drei Prozent Plus. Die Arbeitslosenquote wird weiter sinken, sogar etwas rascher als zuletzt gedacht. Größte Risiken für die Prognose bleiben der Brexit und internationale Handelskonflikte.

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Heuer wächst die heimische Wirtschaft deutlich stärker als die des Euroraums, 2019 wird sich das Tempo angleichen, erklärte das Institut für Höhere Studien (IHS). Die Abwärtsrisiken für die Weltwirtschaft seien heuer merklich gestiegen, Gefahr drohe von einer weiteren Eskalation des Handelskonflikts zwischen den USA und China sowie von zusätzlichen Zöllen im Handel der USA mit Europa.

Österreichs Konjunktur wird weiter vom Privatkonsum gestützt, der wiederum vom starken Beschäftigungsanstieg, steigenden Reallöhnen und hohem Konsumentenvertrauen profitiert. Den Nachfrageausfall im Außenhandel kann der private Konsum 2019 aber nicht voll ausgleichen, so das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo). Der Arbeitsmarkt profitiert den Experten zufolge von der guten Konjunktur. 2019 dürfte der Aufbau neuer Stellen aber an Dynamik verlieren; auch dann dürfte nur ein kleiner Teil der neuen Jobs aus dem Pool der Arbeitslosen besetzt werden, die Hinweise auf Fachkräftemangel und Mismatch nehmen zu, so das IHS.

Institute setzten Prognosen leicht herab

Im Einzelnen rechnet das Wifo für heuer mit 3,0 Prozent realem Wirtschaftswachstum für Österreich - in der Sommerprognose wurden noch 3,2 Prozent erwartet. Auch für 2019 setzte das Wifo die Prognose um zwei Zehntelprozentpunkte von 2,2 auf 2,0 Prozent herab. Das IHS reduzierte die Vorhersage für heuer ebenfalls - von 2,9 auf 2,7 Prozent -, ließ den Ausblick für 2019 aber mit +1,7 Prozent gleich.

In die neuen Prognosen spielen die kürzlich erfolgten BIP-Revisionen der Statistik Austria für die Vorjahre hinein. Demnach hatte schon 2016 der Konjunkturaufschwung eingesetzt - mit damals 2,0 Prozent Wachstum statt 1,5 Prozent. Hingegen blieb das Wachstum 2017 wie berichtet mit 2,6 Prozent unter den bisherigen Berechnungen der Wifo-Experten von 3,0 Prozent zurück.

Bis Jahresende deuten die Vorlaufindikatoren noch auf eine gute Konjunktur in Österreich hin, betonte das Wifo am Freitag. Zunehmend würden aber Währungskrisen in den Schwellenländern, die unklare handelspolitische Ausrichtung der USA und Unsicherheiten im Zuge des Austritts Großbritanniens aus der EU die Konjunktur in exportorientierten Ländern belasten. "Dies wird auch in Österreich das Wachstum dämpfen", so die Experten.

Die Eurozone und Deutschland sieht das Wifo 2019 nur noch um je 1,6 Prozent wachsen, nach 2,0 bzw. 1,9 Prozent heuer. "Seit dem Jahreswechsel hat die Konjunktur im Euroraum an Fahrt verloren", erklärte das IHS dazu. Auch das BIP-Plus in den USA und China wird sich 2019 abbremsen. Die Normalisierung der Geldpolitik der US-Notenbank Fed belaste die Wirtschaftsentwicklung in einigen Schwellenländern, die verstärkte Kapitalabflüsse und Abwertungen ihrer Währungen hinnehmen müssten, so das IHS: "Die Krisen in Argentinien und der Türkei könnten einen Vertrauensverlust gegenüber anderen Schwellenländern auslösen", wird gewarnt.

Exportdämpfer wird Investitionen bremsen

Die Abschwächung des Exportwachstums Österreichs im nächsten Jahr wird die Investitionsbereitschaft der Firmen dämpfen, nimmt das Wifo an. Es erwartet für heuer und 2019 nur noch 4,9 bzw. 3,7 Prozent Wachstum der Gesamtexporte bzw. 5,6 und 4,5 Prozent Plus bei den Warenausfuhren. Die Ausrüstungsinvestitionen sieht man heuer um 4,7 Prozent wachsen, 2019 um 4,0 Prozent, die Bruttoanlageinvestitionen um 3,4 bzw. 2,7 Prozent.

Die Lage der öffentlichen Haushalte stellt sich aus Sicht des IHS "gegenwärtig recht erfreulich dar". Für einen nachhaltigen Budgetkurs und eine Absenkung der Schuldenquote seien zusätzliche Anstrengungen nötig. Längerfristig müssten Potenziale zur Finanzierung der Kosten für Alterung sowie Bildung, Digitalisierung und Forschung geschaffen werden. "Die Umsetzung von Strukturreformen in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Pensionen und Föderalismus sollten umgehend angegangen werden", fordert das Institut für Höhere Studien.

Den Finanzierungssaldo des Staates laut Maastricht-Definition - also die gesamtstaatliche Verschuldung - erwarten Wifo und IHS für 2018 bei -0,1 bzw. -0,2 Prozent des BIP, 2019 rechnen sie mit 0,2 bzw. 0,1 Prozent Überschuss. Voriges Jahr hatte das Defizit 0,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts betragen.

Günstige Konjunktur für Arbeitsmarkt

Zum heimischen Arbeitsmarkt weist das Wifo darauf hin, dass die günstige Konjunktur eine anhaltende Ausweitung der Beschäftigung ermöglicht, die heuer mit +88.000 einen Höchstwert erreiche. 2017 sei die Zahl der unselbstständig aktiv Beschäftigten um knapp 71.000 gestiegen. Seit Einsetzen des Aufschwungs 2016 habe sich die Beschäftigung in Summe um 210.000 Personen erhöht, 2019 dürfte sich die Dynamik aber auf +55.000 abschwächen. Im gesamten Prognosezeitraum werde - wie in den Vorjahren - die Zahl der Arbeitskräfte aus dem Ausland stärker steigen als die der inländischen Beschäftigten.

Die heimische Inflationsrate sehen die Institute bei 2,1 (Wifo) bzw. 2,0 (IHS) Prozent verharren - nur knapp über dem EZB-Zielwert von knapp unter zwei Prozent. Heuer wird die Teuerungsrate vor allem von kostspieligerer Energie getrieben. Im August sei die Kerninflation bei 1 3/4 Prozent gelegen, so das IHS: "Das Inflationsdifferenzial zum Euroraum hat sich somit weiter verringert."

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