Österreich weniger
sozial als gedacht

In Österreich herrschen immer noch hohe soziale Standards, aber andere Länder holen auf. Im Vergleich liegt Österreich laut dem Social Progress Index 2019 (SPI) nur noch im Mittelfeld der Industriestaaten.

von Hallstatt © Bild: iStockphoto.com/CHUNYIP WONG

"Andere vergleichbare Nationen entwickeln sich nicht nur wirtschaftlich, sondern auch bei sozialen Themen schneller und besser", sagt Bernhard Gröhs, CEO von Deloitte Österreich. Die NGO "Social Progress Imperative" hat gemeinsam mit Deloitte die weltweite Entwicklung unter sozialen Gesichtspunkten analysiert.

Im aktuellen Index-Ranking wurden 149 Länder in Bezug auf 50 soziale und ökologische Faktoren analysiert. Die drei untersuchten Hauptkategorien sind dabei "Menschliche Grundbedürfnisse", "Grundlagen des Wohlbefindens" und "Chancen und Möglichkeiten". Im Durchschnitt entwickelt sich der Index positiv: Die Mehrheit der Länder hat sich zumindest in einzelnen Bereichen konstant verbessert.

Deutlicher Rückschritt

Österreich lag vor drei Jahren noch auf Rang 13, inzwischen nur mehr auf Rang 20 und damit im Mittelfeld. Sehr gut liegt Österreich bei der Befriedigung der Grundbedürfnisse, etwa Verfügbarer leistbaren Wohnraums, Sicherheit oder Zugang zu Trinkwasser. Weniger stark entwickelt sich Österreich bei "Grundlagen des Wohlbefindens" und "Chancen und Möglichkeiten". "Wir sehen vor allem Aufholbedarf bei Bildung, Chancengleichheit, Diversität sowie Rechtssicherheit", sagte Gröhs. Der Index wird seit 2013 jährlich von der NGO Social Progress Imperative in Zusammenarbeit mit Deloitte herausgegeben.

Nordische Länder im Spitzenfeld

Spitzenreiter beim sozialen Fortschritt sind die nordischen Länder und die Schweiz. Schlusslichter sind die afrikanischen Staaten Tschad, Zentralafrikanische Republik und Südsudan. Die USA wiederum verzeichneten als einziges G-7-Land in den letzten fünf Jahren einen sozialen Rückschritt.

Wenig rosig sind die Aussichten, die von den UN proklamierten sozialen Ziele (Social Development Goals/SDG) bis 2030 zu erreichen. Der SPI-Bericht zeige, dass die Welt aktuell in acht von zwölf großen Bereichen unzureichend abschneide. "Durch den zu langsamen sozialen Fortschritt wird die Zielerreichung demnach frühestens 2073 möglich sein", so der Schluss des Berichts. Zwar habe sich der Zugang zu Information und weiterführender Bildung verbessert, aber das letzte Jahr habe "im Bereich der persönlichen Rechte für viele Menschen Rückschritte gebracht, etwa bei der Religionsfreiheit".