Österreich, das Osteoporose-Land: Bereits 700.000 Menschen von Krankheit betroffen

Gefährlichkeit der Krankheit wird oft unterschätzt Österreich bei Patientenkosten an der Spitze Europas

Schlechte Aussichten für Hunderttausende Menschen in Österreich, für viele Millionen weltweit: Die Osteoporose, der krankhafte Knochenschwund, wird in ihrer Gefährlichkeit unterschätzt. Invalidität und zahlreiche Todesfälle sind die Folge. Weltweit erlitten im Jahr 2000 rund neun Millionen Menschen Hüft-, Unterarm- oder Wirbelfrakturen als Folge der Osteoporose. In Österreich sind bis zu 700.000 von krankhaftem Knochenschwund betroffen. Die Alpenrepublik ist im internationalen Vergleich in einer schlechten Position. Dies geht aus dem heute, Montag, in Wien veröffentlichten 1. Österreichischen Osteoporosebericht 2007 hervor.

Österreich, das Osteoporose-Land: Bereits 700.000 Menschen von Krankheit betroffen

"Weltweit wird geschätzt, dass im Jahr 2000 9,0 Millionen osteoporotische Frakturen erlitten worden sind. von diesen waren 1,6 Millionen Hüftfrakturen, 1,7 Millionen Frakturen des Unterarms, 1,4 Millionen Wirbelfrakturen. Die größte Anzahl an osteoporotischen Frakturen waren in Europa zu verzeichnen (34,8 Prozent)", schrieb Autorenteam unter Leitung der Wiener Sozialmedizinerin Anita Rieder.

Kdolsky fordert neues Finanzierungs-Modell
Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky erklärte zu den offenkundigen Problemen in Sachen Osteoporose in Österreich, dass man nur durch eine gute Steuerung mit allen Beteiligten an einem Tisch Fortschritte erzielen könne. Dazu müsste auch die gemeinsame Finanzierung von ambulantem und stationärem Sektor beitragen. WGKK-Obmann Franz Bittner möchte vor allem, dass die Diagnose einer allfälligen Osteoporose an die wirklichen Risikopersonen herankommt und dann auch von einer wirksamen Behandlung gefolgt wird.

Frauen doppelt so stark gefährdet
Die Osteoporose entsteht aus einem Ungleichgewicht von Knochenaufbau und Knochenabbau. Generell nimmt die Knochendichte mit dem Alter ab. Besonders betroffen davon sind Frauen nach der Menopause. Unterschreitet die Knochendichte einen bestimmten Wert, kann es schließlich vor allem zu Hüftgelenksfrakturen, Wirbeleinbrüchen und im Fall von Stürzen speziell zu Unterarmfrakturen kommen. Die Experten: "In den USA und Europa ist die Inzidenz (Häufigkeit, Anm.) von Hüftfrakturen in jeder Altersgruppe bei Frauen doppelt so hoch wie bei Männern (...) Das Lebenszeitrisiko für eine Frau beträgt 17 Prozent, das für einen Mann nur sechs Prozent in der weißen Bevölkerung der USA." Das Lebenszeitrisiko für eine Wirbelfraktur beträgt für weiße Frauen 16 Prozent, für Männer fünf Prozent.

Österreich, ein Osteoporose-Land
Österreich befindet sich in Sachen Osteoporose in keiner guten Position. "Gemäß Expertenmeinungen leiden in Österreich etwa 600.000 bis 700.000 Personen an Osteoporose. Schätzungen zufolge haben in Österreich etwa 470.000 Frauen über 50 Jahren Osteoporose", heißt es in dem Report. Laut EU-Daten erleiden in Österreich rund 16.500 Personen eine Hüftfraktur. Im Jahr 2004 wurden in Österreich 12.551 Frauen und 5.243 Männer nach solchen Knochenbrüchen aus dem Spital entlassen.

Patientenkosten bei uns an der Spitze
Bei den Kosten liegt Österreich im Europa-Vergleich gar an der Spitze. So beträgt der Aufwand für die Versorgung eines Patienten mit einer Hüftgelenksfraktur bei 30.000 Euro. An zweiter Stelle folgend ie Niederlande (28.250 Euro) und an dritter Deutschland mit 20.300 Euro. In Schweden sind es 10.000 Euro, in Italien 6.500 Euro, in Estland (letzter unter 23) nur noch 1.000 Euro. Diese enormen Unterschiede dürften aber nicht nur durch die Kostenstruktur, sondern auch durch die Qualität der Versorgung bedingt sein. (APA/red)