Auslandstürken wählen

Stimmabgabe für in Österreich lebende Türken zur Wahl ihres Präsidenten begonnen

von
Wahlen - Auslandstürken wählen

Gut organisiert erscheint die Stimmabgabe in der großen Halle am Wiener Messeplatz: Große Schilder mit Pfeil und der Aufschrift "Cumhurbaskani Secim Mahalline Gider" (zu Deutsch in etwa "Zum Wahllokal zur Präsidentschaftswahl") zeigen den Weg zum überdimensionalen Wahllokal. Davor fanden sich im Laufe der ersten Stunden nach Öffnung der Halle zwar Wähler ein, großer Andrang herrschte jedoch keiner. Bei der Online-Einschreibung waren an die Wähler Termine mit genauem Tag und Zeitfenster für ihre Stimmabgabe in Österreich vergeben worden. Von den 90.000 Stimmberechtigten in der Alpenrepublik haben sich laut Homepage der obersten Wahlbehörde nur 6.559 Türken als Wähler registrieren lassen.

In insgesamt 47 durchsichtigen Urnen werden die Wahlzettel gesammelt, bei jeder davon sitzen "insgesamt fünf Beauftragte", erklärte Uzunay. Jeweils einer davon sei ein Staatsbeamter der Türkei. "Wir müssen dabei sein", so der Sekretär. Die anderen vier setzten sich jeweils aus einem Mitglied der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP, einem Mitglied der Partei der Nationalistischen Bewegung (MHP), einem Mitglied der Republikanischen Volkspartei (CHP) und einem "normalen türkischen Bürger" zusammen. Letzterer sei notwendig um den Wahlvorgang zu beobachten, so Uzunay.

Drei Kandidaten haben sich für das höchste Amt in der Türkei beworben. Als aussichtsreichster Kandidat wird der amtierende Regierungschef der AKP, Recep Tayyip Erdogan gehandelt. Gegen ihn treten der Kurde Selahattin Demirtas und der konservative Muslim Ekmeleddin Ihsanoglu an.

Gemischte Gefühle gegenüber Erdogan

Gemischte Gefühle gegenüber Erdogan legten die von der APA befragten Wähler an den Tag: Während die einen klar hinter ihm stehen, sehen andere einen autoritären Staatschef in ihm. "Erdogan hat viel Gutes getan", sagte eine knapp 30-jährige Österreicherin mit türkischen Wurzeln. Dabei verwies sie auf den Ausbau der Infrastruktur und den wirtschaftlichen Aufschwung in der Türkei unter der Amtszeit Erdogans als Premierminister (seit 2003). Zudem habe Erdogan bei dieser Wahl "keine starken Gegner". Sie begrüßte die erstmalige Gelegenheit an der Wahl vom Ausland aus teilnehmen zu können. Unklar sei noch, ob sie am Samstag noch wählen gehen könne - das Zufallsprinzip der Terminvergabe habe ihr den Sonntag als Wahltag zugewiesen. Zu dem Zeitpunkt könne sie jedoch nicht in Wien sein. "Aber wenn ich kann, werde ich natürlich Erdogan wählen."

Eine um die 50-jährige, aus dem nahe der türkischen Hauptstadt gelegenen Yozgat stammende Wählerin stellte sich ebenfalls bedingungslos hinter den Premier. "Erdogan soll unser Präsident sein. Er hat viel gutes für die Armen gemacht", erklärte sie.

Kritisch gegenüber dem Premier äußerte sich ein etwa 40-jähriger Wähler: "Erdogan ist ein Diktator", erklärte er. In der Türkei herrsche Angst vor ihm, auch in Österreich könne man sich vor seinem Regime nicht sicher fühlen. Die Medien seien in Erdogans Hand und unterlägen einer Zensur, zudem liefen auch die wirtschaftlichen Fäden allesamt bei ihm zusammen. Es sei "alles ungerecht" an der Wahl, sagte der Mann sichtlich enttäuscht. Seinen für Sonntag zugeteilten Termin könne er aus Arbeitsgründen höchstwahrscheinlich nicht wahrnehmen, stimmen wolle er für Selahattin Demirtas. "Er ist Kurde, Sozialist und steht für Frieden und Freiheit", erklärte er. "Das Ergebnis der Wahl geht aber zu hundert Prozent für Erdogan aus", zeigte sich der Mann überzeugt.

Wahllokale bis 3. August geöffnet

Diejenigen, die die Online-Terminvergabe verpasst oder an ihrem ihnen zugeteilten Termin nicht am Urnengang teilnehmen können, haben laut oberster Wahlbehörde nur mehr an den geöffneten Wahllokalen an der türkischen Grenze die Gelegenheit zum Stimmzettel zu greifen. Dort sind die Wahllokale laut Uzunay seit dem 26. Juli bis zum Tag der Präsidentschaftswahl in der Türkei, am 10. August, geöffnet.

Die Wahllokale in Wien (Messezentrum), Salzburg (Messezentrum) und Hohenems (Tennis Event Center) sind am 2. und 3. August von 8.00 bis 17.00 Uhr für Auslandstürken geöffnet. Bei einer möglichen Stichwahl wird neuerlich am 19. und 20. August abgestimmt. Für Stichwahl haben sich nur 2.539 Türken eingeschrieben.

Kommentare

seidenstraße

gegenständlicher urnengang stellte die ideale gelegenheit dar, austrotürkinnen mit doppelpässen ausfindig zu machen (ihre identität wird von der türkischen botschaft und den behörden nicht herausgerückt, um sie als staatsbürgerinnen nicht zu verlieren).
unsere ämter sind aber leider an einer wahrheitsfindung ebenfalls nicht interessiert, weil auch sie auf rotgrüne stimmen hoffen.
st.rache freuts.

und wer bezahlt den aufwand den ein nicht euland in österreich anrichtet?? wie immer die depperten östereicher die noch hackeln gehen. bravo rot/grün und övp ihr seid die besten, viva demokratie

Seite 1 von 1