ÖFB-Teamchef Foda: "Für
mich ist auch der Mensch wichtig"

Deutscher nach ausführlichem Gespräch mit Alaba: "Er kann alles spielen"

13 Fußballspiele hat Franco Foda in den ersten beiden Monaten des Jahres 2018 bereits im Stadion gesehen, dazu zahlreiche Gespräche geführt. Selbst steht der neue ÖFB-Teamchef erst Ende März gegen Slowenien (23. März) und in Luxemburg (27. März) an der Seitenlinie.

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© Video: APA

Das Testspiel-Doppel ist der Auftakt in ein Jahr, in dem sich das neu formierte ÖFB-Team finden soll. Im Interview mit der APA - Austria Presse Agentur sprach der 51-jährige Deutsche über seine Taktik- und Personalplanung, die Bildung einer neuen Hierarchie und ein ausführliches Gespräch mit David Alaba.

Nach zwei Monaten nicht auf dem Trainingsplatz: Wie sehr geht es Ihnen ab, und wie sehr kribbelt es vor dem ersten Teamcamp des Jahres bereits?
Klar, wenn du zehn Jahre am Stück Trainer warst und tagtäglich am Platz gestanden bist, fehlt dir das am Anfang. Aber ich war sehr viel unterwegs, habe viele Spiele und Spieler beobachtet. Es wurde mir nicht fad, im Gegenteil. Es ist immer wichtig, im Leben auch unterschiedliche Dinge zu tun. Auch dieses neue Aufgabengebiet ist interessant. Man lernt neue Menschen kennen. Insofern bin ich sehr zufrieden. Aber ja, die Vorfreude auf den Lehrgang ist sehr groß. Ich muss nur aufpassen, dass ich nicht viermal am Tag trainieren will, weil ich so gerne am Platz stehe.

»Wir wollen immer jedes Spiel gewinnen«

Worauf liegt der Fokus in den beiden Tests? Wollen Sie etwas probieren, auch anderen Spielern eine Chance geben, oder geht es mit dem derzeit besten Kader auch um Ergebnisse?
Wir wollen immer jedes Spiel gewinnen - egal gegen wen, ob Freundschaftsspiel oder Wettbewerb. In diesen Länderspielen gegen Slowenien und Luxemburg werde ich aber auch etwas probieren - einmal Richtung Spielsystem und einmal, was die taktische Ausrichtung betrifft.

Das Testen bezieht sich also eher auf Taktik und Spielweise, als auf das Personal?
Genau. Es kann sein, dass wir vom System her einmal etwas anderes probieren - etwa Dreierkette statt Viererkette. Wir wollen variabel sein. Flexibilität ist wichtig. Wir haben einen Pool von 40 bis 50 Spielern, die für uns in Zukunft interessant sind. Ich kann aber nur 23 nominieren. Es herrscht das Leistungsprinzip. Wir sind beim Nationalteam. Ich werde immer die Spieler nominieren, die im Moment am besten sind.

Sie wollen auch verstärkt auf die österreichische Liga schauen.
Es werden sicher auch wieder Spieler aus der österreichischen Liga dabei sein - wenn sie besser sind als die anderen. Für mich macht das keinen großen Unterschied. Es ist unabhängig, ob einer in Österreich spielt, in Deutschland oder England. Wenn einer über mehrere Wochen wirklich gut spielt, hat er die Möglichkeit, dass er nominiert wird. Da ist für mich auch zweitrangig, ob er 18 ist, 19 oder 30.

»Ich habe eine klare Linie und klare Vorstellungen«

Vergangene Woche haben Sie ein erstes längeres Gespräch mit David Alaba geführt. Was kann man über die Inhalte sagen bzw. ist es darin auch um seine immer wieder diskutierte bevorzugte Spielposition gegangen?
Es heißt Einzelgespräch, daher sollten die Inhalte unter uns bleiben. Wir haben generell über alles gesprochen, auch über private Themen. Das eine ist der Sportler, den man auf dem Platz sieht. Für mich ist aber auch der Mensch wichtig. Ich kenne David schon extrem lange, aber wir haben nie so persönliche Gespräche geführt. Es war wichtig, dass er weiß, wie ich funktioniere, wie ich den Fußball sehe. Ich habe eine klare Linie und klare Vorstellungen. David kann auf mehreren Positionen spielen. Das hat er gerade unter Guardiola gezeigt, da wurde er nicht nur als linker Verteidiger eingesetzt, sondern auch im Mittelfeld und sogar in der Dreierkette. Er kann alles spielen, er hat einfach diese Spielintelligenz. Wichtig ist, dass er jetzt fit ist. Er hat wieder einen super Rhythmus. Und er spielt supergerne für Österreich, das war für mich das Wichtigste aus dem Gespräch.

Welche Auswirkungen hat die Entscheidung, welche Position er einnimmt, auf das Gesamtkonzept, das Sie mit Ihrer Mannschaft umsetzen wollen?
Ich versuche immer einen Plan zu entwickeln, wie man Spiele gewinnen kann. Dementsprechend werde ich meine Spieler auch aufstellen. Jeder Gegner hat Stärken und Schwächen. Ich stelle die Spieler dorthin, wo ich glaube, dass sie in diesem Spiel für die Mannschaft am wertvollsten sind. Das betrifft aber nicht nur David, das betrifft alle. Das Team steht über allem.

»Ich will die Spieler mit ins Boot holen«

Es gibt mehrere Spieler mit großer internationaler Erfahrung im Kader. Wie wichtig ist Ihnen deren Meinung?
Ich will die Spieler mit ins Boot holen. Das eine ist: Der Trainer trifft die Entscheidungen, er trägt die Verantwortung. Aber das zweite ist: Es gibt auch einen Kapitän, eine Hierarchie, einen Spielerrat. Mit dem muss man kommunizieren. Man muss seine Ideen mitteilen, man muss zuhören können. Ich sage immer: Ohne Disziplin und ohne Professionalität hast du keinen Erfolg. Die ganze Nation Österreich schaut auf uns. Dementsprechend muss man sich verhalten. Auch außerhalb des Platzes haben wir eine Vorbildfunktion. Da haben wir klare Regeln. Aber innerhalb dieser Regeln können sich die Spieler frei bewegen. Ich will Spieler, die auf dem Platz Verantwortung übernehmen. Da kannst du nicht alles vorgeben und vorschreiben. Ich will ja, dass Spieler eine eigene Meinung haben und diese kundtun. Warum auch nicht? Für mich gibt es keine schwierigen Spieler. Man muss nur wissen, wie man mit ihnen umgeht.

Wie sollen Sie den anstehenden Lehrgang nutzen, um die Bildung einer neuen Hierarchie zu unterstützen?
Der letzte Lehrgang war ein Beschnuppern, da war ich noch in einer Doppelfunktion. Jetzt sind wir einen Schritt weiter. Es wird einen neuen Spielerrat geben, da es ja einige Rücktritte gegeben hat. Es werden ein paar Dinge detailliert besprochen. Im Juni ist der letzte Test vor der Nations League, und da müssen wir bereit sein. Da müssen die Abläufe passen und wir müssen eine klare Struktur in der Mannschaft haben.

»Training ist das eine, Wettbewerb das andere«

Rund um die Nations League sind zwei zusätzliche Länderspiele fixiert worden. Unter Ihrem Vorgänger hat es diese vor Bewerbsspielen zugunsten einer längeren Vorbereitung nicht immer gegeben. Was erhoffen Sie sich davon?
Training ist das eine, Wettbewerb das andere. Du kannst wochenlang trainieren, aber das Wichtigste ist, dass du im Spiel gewisse Dinge umsetzt und erkennst, was du besser machen musst. Ich will sehen, wie das funktioniert. Es kann vor der EM-Quali auch wieder anders sein, da haben wir alle Optionen. Wir spielen heuer gegen Russland, Deutschland, Schweden und Dänemark - vier WM-Teilnehmer. Das ist so eine kleine WM für uns. Da sieht man auch, wo man steht.

Salzburg steht im Achtelfinale der Europa League und trifft dort auf Dortmund. Sie kennen Peter Stöger und seine Mannschaft, was trauen Sie den Salzburgern zu?
Wenn sie in beiden Spielen die Leistung vom Heimspiel gegen Real Sociedad wiederholen können, besteht durchaus die Möglichkeit, da auch eine Runde weiterzukommen. Klar muss alles perfekt funktionieren. Dortmund wird gewarnt sein. Die wissen auch, dass Salzburg riesige Qualität hat, gerade zu Hause. Es wird interessant. Peter Stöger hat den Vorteil, dass er die österreichische Liga sehr gut kennt. Er wird Salzburg nicht unterschätzen.

In der Bundesliga ist Salzburg seit der Winterpause davongezogen. Wie schwierig war es für Sie als ehemaligen Sturm-Trainer da zuzuschauen?
Als Außenstehender ist es immer schwierig. Die ersten zwei Spiele von Sturm habe ich nicht gesehen. Gegen Rapid auswärts und zu Hause gegen Salzburg waren die Leistungen okay. Man weiß ja, dass Salzburg im Frühjahr immer extrem stark ist. Alles andere will und kann ich nicht bewerten, weil ich jetzt Teamchef bin. Nach vier Spielen konnte man es vielleicht nicht erwarten, dass Salzburg zehn Punkte vorne ist. Aber für Sturm ist es auch in so einer Situation wichtig, normal weiterzuarbeiten.

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