Warnsteik bei den ÖBB:
100.000 Kunden betroffen

Der Streik war nicht mehr abzuwenden, die Züge der ÖBB sind bis 14 Uhr stillgestanden. Nun wird der Zugverkehr wieder sukzessive hochgefahren. Die neunte Verhandlungsrunde zum Bahn-KV ist unterdessen ergebnislos abgebrochen worden.

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Die ÖBB haben um 14 Uhr nach Ende des vida-Warnstreiks angekündigt, den Zugverkehr wieder hochzufahren, dies geschehe sukzessive. "Die Fernverkehrszüge setzen ihre Fahrt ab 14.00 Uhr fort, der Nahverkehr folgt direkt im Anschluss. Die Fahrgäste müssen mit Auswirkungen jedenfalls bis zum späten Nachmittag rechnen", teilten die Bundesbahnen mit. Die ÖBB gehen davon aus, dass rund 100.000 Fahrgäste betroffen sind.

Verhandlungen abgebrochen

Die Gewerkschaft habe das Angebot bedauerlicherweise abgelehnt, sagte Arbeitgeber-Chefverhandler Thomas Scheiber vor Journalisten. Vida-Chef Roman Hebenstreit sagte, das Angebot habe sich unterm Strich nicht verbessert.

In einer Aussendung legte die Gewerkschaft nach: "Hier im Vorfeld von einem substanziell verbesserten Angebot zu sprechen, das spottet jeder Beschreibung und ist eine Frechheit." Die Gewerkschaft kritisierte Einschüchterungsversuche und sieht das als Folge des Regierungswechsels. "Es ist mittlerweile wirklich viel möglich geworden in diesem Land", ließ sich Hebenstreit in der vida-Pressemitteilung zitieren.

Für eine zehnte Verhandlungsrunde gibt es keinen Termin. Beide Seiten erklärten nach dem Verhandlungsabbruch, nun die internen Gremien für Beratungen einzuberufen. Aufseiten der vida werde das binnen 48 Stunden passieren, so Hebenstreit. Weitere Streikmaßnahmen schloss der Gewerkschaftschef nicht aus: "Die nächste Stufe nach dem Warnstreik ist der Streik, aber soweit sind wir noch nicht."

Auch kein grenzüberschreitender Bahnverkehr

Züge, die aus Nachbarländern kommen oder in solche unterwegs sind, können ab 12.00 Uhr nicht mehr übernommen bzw. übergeben werden. Somit gibt es im Zeitraum des angekündigten Streiks keinen grenzüberschreitenden Bahnverkehr.

Ersatzverkehr

In Wien werden Tickets der ÖBB von den Wiener Linien anerkannt. In Vorarlberg wird der gesamte Personennahverkehr mit 30 Bussen im Schienenersatzverkehr geführt. Von Linz und Graz werden Flughafenbusse für Reisende mit Flugticket zur Verfügung gestellt. Neben den nicht betroffenen Vienna Airport Lines werden auch in Wien Busse als Schienenersatzverkehr für die Anbindung zum Flughafen Wien bereitgestellt.

Appell an Reisende: Informieren

An den Hauptverkehrspunkten sollen Mitarbeiter zur Kundenlenkung und Kundeninformation vor Ort eingesetzt werden. Die ÖBB appellieren an die Fahrgäste, sich selbst über die Social-Media-Kanäle der ÖBB und die Website oebb.at zu informieren. Der ÖBB-Kundenservice bzw. die Hotline würden während des Streiks nur eingeschränkt besetzt sein.

Streik für ÖBB-Chef "untragbarer Zustand"

Österreichweit stehen laut ÖBB wegen des heutigen Warnstreiks 670 Züge, davon 70 im Fernverkehr. Für ÖBB-Chef Andreas Matthä ist es "ein untragbarer Zustand, dass sich trotz der Angebote sowohl Wirtschaftskammer als auch Gewerkschaft offensichtlich nicht annähern können" und "ich kann nicht verstehen, dass man für dieses Angebot streikt". Leidtragende seien die Fahrgäste.

Auch Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) versteht nicht, warum es keine Einigung gegeben hat. Er würde gerne selber am Verhandlungstisch sitzen, sagte er, sei doch eine Einigung möglich. Das Angebot sei aus seiner Sicht sehr gut, für die beamteten Mitarbeiter höher als der Beamten-KV und für die anderen "in der Nähe des Abschlusses der Metaller". Alleine die ÖBB würde dieser Abschluss 80 Mio. Euro kosten. "Der einzige, der einen Grund zum Streiken hätte, ist der Finanzminister", so Hofer. Er habe den Eindruck, dass Hebenstreit auf einem Fußballfeld stehe aber Rugby spiele. Die Bahnkunden, auf deren Rücken der Streit ausgetragen werde, hätten damit wenig Freude.

Matthä wollte sich nicht ausdrücklich dazu äußern, ob aus seiner Sicht Gewerkschafts- und Bahn-Betriebsratschef Roman Hebenstreit den Streik dazu nutze, sich selber zu profilieren. "Jeder Fahrgast kann sich davon heute ein eigenes Bild machen", so der Bahn-Chef und auf die Frage, ob die Gewerkschaft mit dem Streik Oppositionspolitik betreibe: "Wenn man sich die ganze Geschichte dieser Verhandlungen ansieht, kann man sehr gut erkennen, worum es geht."

»Wir wollen nicht, dass die Mitarbeiter unter Druck gesetzt werden«

Matthä wies auch den Vorwurf aus der Gewerkschaft, sein Unternehmen setze Mitarbeiter unter Druck, von sich. Die ÖBB müssten registrieren, wer streikt, selbst die Gewerkschaft empfehle allen Streikenden sich zu registrieren. "Wir wollen nicht, dass die Mitarbeiter unter Druck gesetzt werden. Das werden wir nicht tun, da sorge ich dafür ... wir erwarten das aber auch von den Betriebsräten."

Kritik gab es von ÖVP-Verkehrssprecher Andreas Ottenschläger: "Hier wird am Rücken der Bahnfahrerinnen und Bahnfahrer Politik gemacht", schreibt er in einer Aussendung. "Die betroffenen Passagiere, darunter auch viele Schülerinnen und Schüler oder auch ältere Menschen, die sich im Alltag auf die Bahn verlassen, kommen nun unfreiwillig zum Handkuss." Zugleich warf er Hebenstreit politische Profilierung vor: "Die Spitze der Gewerkschaft sollte sich nun die Frage stellen, ob ihr Vertreter Hebenstreit seine Funktion zur persönlichen Profilierung missbraucht."

Auch FPÖ-Verkehrssprecher Christian Hafenecker sieht politische Motive hinter dem Streik: "Als letzter Defibrillator einer dahinsiechenden SPÖ" müsse man wohl noch einmal zeigen, dass noch "Saft in den Batterien" sei, heißt es in seiner Aussendung. "Gewerkschaftsbonze Hebenstreit" wäre auf einer Donnerstagsdemo besser aufgehoben.

Unterstützung der Gewerkschaft

Unterstützung kam dagegen von der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp). Vorsitzende Barbara Teiber schreibt: "Wir sprechen den streikenden Eisenbahnerinnen und Eisenbahnern unsere volle Solidarität aus. Niemand streikt um des Streikes Willen. Die Beschäftigten haben sich eine faire und gute Lohnerhöhung verdient. Ein guter Abschluss ist ein weiterer Schritt auf dem Weg, Branche für Branche für Gerechtigkeit zu sorgen".

Unterstützung kommt auch von Jetzt (Liste Pilz) "Ich habe daher Verständnis für die Streikmaßnahmen der Gewerkschaft vida im Bahnsektor, denn Lohnerhöhungen kommen nun einmal nicht von alleine, sie müssen erkämpft werden", findet Daniela Holzinger, Sozialsprecherin der Liste.

Kommentare

Rote Erpresser !!!!! hätten sie vor 2 Jahren machen sollen.

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