Nordkorea droht für den Fall neuer Sanktionen mit "Gegenoffensive"

USA drängen wegen neuerlichen Atomtest durch Pjöngjang auf harte Strafmaßnahme

Nach seinem weltweit verurteilten Atomtest hat Nordkorea für den Fall neuer Sanktionen mit Gegenmaßnahmen gedroht. Das Außenministerium in Pjöngjang unterstellte den USA, eine feindselige Politik und dazu eine "hektische Sanktionskampagne" zu betreiben.

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"Wir werden auf die verabscheuungswürdigen Sanktionen und den Druck der USA mit unserer eigenen Art der Gegenoffensive antworten", wurde ein Sprecher am Dienstagabend von den Staatsmedien zitiert. Welche Art von Maßnahmen ergriffen werden sollen, blieb unklar. UNO-Generalsekretär Antonio Guterres hatte zuvor an alle Staaten appelliert, dass ein Krieg auf der koreanischen Halbinsel unbedingt verhindert werden müsse.

Wasserstoffbombe als Auslöser

Die USA werfen Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un vor, einen Krieg provozieren zu wollen und drängen im UNO-Sicherheitsrat auf "größtmögliche Sanktionen" gegen Pjöngjang. Nordkorea hatte am Sonntag eigenen Angaben zufolge eine Wasserstoffbombe getestet, mit der Interkontinentalraketen (ICBM) bestückt werden sollen. Es war der sechste und bisher größte Atomtest des diplomatisch isolierten Landes seit 2006. Sein Raketen- und Atomprogramm wird weltweit als ernste Gefahr angesehen.

»Die USA sollten keinen Moment vergessen, dass Nordkorea eine "voll entwickelte Atommacht ist. «

Die USA sollten keinen Moment vergessen, dass Nordkorea eine "voll entwickelte Atommacht ist, die im Besitz von ICBM wie auch einer Atom- und Wasserstoffbombe" sei, sagte der Ministeriumssprecher in Pjöngjang. Er antwortete dabei auf eine Frage bezüglich neuer Sanktionen. Seit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump habe Nordkorea seine Anstrengungen "verdoppelt, um die staatlichen Atomstreitkräfte zu stärken".

Bald weitere Raketenversuche?

Südkorea und die USA befürchten, dass Nordkorea nach zwei ICBM-Tests im Juli und dem Start einer neuerlichen Mittelstreckenrakete in der vergangenen Woche, die dabei über Japan hinweg in den Pazifik flog, schon bald weitere Raketenversuche unternehmen wird.

»Das Risiko eines Nuklear-Konflikts mit Nordkorea ist derzeit die gefährlichste Krise der Welt.«

Das Risiko eines Nuklear-Konflikts mit Nordkorea sei derzeit die "gefährlichste Krise" der Welt, sagte UNO-Chef Guterres am Dienstag in New York. "Die möglichen Konsequenzen einer Militäraktion sind zu schrecklich." Er verurteilte erneut den neuerlichen Atomtest. Nordkorea müsse sich an internationale Verpflichtungen halten.

Putin warnte vor "globaler Katastrophe"

Am Mittwoch reiste der südkoreanische Präsident Moon Jae-in nach Wladiwostok, wo er vor Beginn eines regionalen Wirtschaftsforums mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin auch über den eskalierenden Nordkorea-Konflikt reden wollte. Putin hatte am Vortag in der südchinesischen Hafenstadt Xiamen vor einer "globalen Katastrophe und vielen Opfern" gewarnt. Er rief nachdrücklich zu Verhandlungen auf.

Sanktionen gegen Nordkorea

Die USA sehen Forderungen nach einem Dialog mit Pjöngjang allerdings kritisch. Die amerikanische UNO-Botschafterin Nikki Haley hatte einen Katalog mit härteren Maßnahmen gegen Nordkorea angekündigt, über den der Sicherheitsrat am kommenden Montag abstimmen solle. Den USA geht es besonders um eine Aussetzung der Öllieferungen aus China nach Nordkorea. Peking, das wie Moskau zu Zurückhaltung mahnt, befürchtet einen Kollaps des Nachbarlandes mit unkalkulierbaren Folgen.

Nordkorea-Krise könnte unvorhersehbar werden

Südkoreas Präsident Moon Jae-in hat vor einer "unvorhersehbaren" Entwicklung der Nordkorea-Krise gewarnt. Es sei nicht mehr absehbar, was passiere, wenn die Regierung in Pjöngjang ihre Provokationen nicht beende, sagte Moon am Mittwoch nach einem Treffen mit seinem russischen Kollegen Wladimir Putin am Rande eines Wirtschaftsgipfels in Wladiwostok.

Während Südkorea, die USA und Deutschland für härtere Sanktionen plädieren, zweifeln Russland und China deren Sinn an. Bisher haben die von den Vereinten Nationen verhängten Strafmaßnahmen Nordkorea nicht von seinem Kurs abgebracht. Diplomaten erklärten, der UN-Sicherheitsrat könnte als weitere Sanktionen ein Verbot von nordkoreanischen Textilexporten, Landeverbote für nordkoreanische Flugzeuge, Einreiseverbote für nordkoreanische Funktionäre, ein Entsendeverbot für nordkoreanische Arbeiter und die Unterbindung von Öllieferungen in Betracht ziehen.

Moon forderte Putin nach Angaben aus seiner Delegation auf mitzuarbeiten, um die Ölzufuhr Nordkoreas zu unterbinden. Putin habe allerdings erklärt, das würde nur die Bevölkerung treffen. Nach Angaben Putins liefert Russland nur rund 40.000 Tonnen Rohöl pro Jahr an Nordkorea. Die chinesischen Lieferungen belaufen sich nach Angaben aus Industriekreisen auf rund 520.000 Tonnen.

Der britische Verteidigungsminister Michael Fallon sagte, China halte den Schlüssel zur Lösung der Krise in der Hand. Er verwies unter anderem auf die Öllieferungen. "China hat nicht nur Einfluss, sondern auch viele der Hebel, die nötig sind, um Nordkorea zu einem anderen Verhalten zu bringen", sagte Fallon der BBC.