Nordische Titelkämpfe in Sapporo: Veranstalter mit 1. WM in Asien zufrieden

Trotz des geringen Interesses japanischer Fans

35 Jahre nach den Olympischen Spielen hat Sapporo auf der Insel Hokkaido im Norden Japans wieder ein sportliches Großereignis ausgetragen. Die ersten Nordischen Weltmeisterschaften auf asiatischem Boden überhaupt waren für die Veranstalter "ein großer Erfolg" wie das Organisations-Komitee versicherte. Auch das international kritisierte, mangelnde Zuschauer-Interesse tat daran keinen Abbruch.

"Mit 1.086 Athleten aus 49 Nationen hatten wir etwa dieselben Teilnehmerzahlen wie 2005 in Oberstdorf. Insgesamt sind 90.000 Zuschauer zu den Weltmeisterschaften gekommen, da hätten wir natürlich mehr erwartet", gestand OK-Präsident und Bürgermeister Fumio Ueda. Exakt 190.000 waren als oberstes Ziel vor der WM angepeilt worden. Zieht man von den 90.000 etwa 30.000 bei der Eröffnungs-Zeremonie ab, - von denen viele die anschließenden Langlauf-Sprintbewerbe gar nicht mehr verfolgt haben (!) -, bleiben gerade 60.000 für insgesamt 18 Bewerbe in elf Bewerbstagen.

Freude herrschte darüber, dass Japan in der Medaillenwertung (wenn auch an letzter Stelle) aufscheint. Das überraschende Bronze im Skisprung-Teambewerb für die Gastgeber war einer der wenigen, sportlichen Lichtblicke aus Nippon-Sicht.

Fehlende "local heroes"
Daran hängen die Organisatoren auch die unter den Erwartungen gebliebenen Zuströme der Fans auf. "Uns fehlen einfach Spitzenathleten. Im Skispringen haben wir mehr Tradition, aber im Langlauf fehlt uns noch viel. Wir haben von anderen Ländern eine Menge über das richtige Wachsen gelernt", meinte der nationale Skiverbands-Präsident Yoshiro Ito. Bei den Titelkämpfen 2005 in Oberstdorf, wo übrigens rund 300.000 Zuschauer vor Ort waren, habe man lediglich drei Disziplinen aus Japan besetzt. "Aber wir haben ein zu niedriges Budget", erklärte Ito.

Möglicherweise könnten diese Titelkämpfe für Japan eine Art Katalysator werden, um den Horizont da ein bisschen zu erweitern. Die fehlenden Einnahmen durch den Ticketverkauf haben zu einigen Einschnitten im Budget geführt.

Die Titelkämpfe waren z.B. im Vergleich zu den Olympischen Spielen 2006 im Piemont hervorragend organisiert, es gab trotz der nicht immer leichten Wetterbedingungen keine einzige Verschiebung oder gar Absage einer Konkurrenz und auch die Freundlichkeit der Japaner auch hinter den Kulissen war außerordentlich.

Es bleibt aber der bittere Beigeschmack der fehlenden Zuschauer-Resonanz. "In jedem Sport ist das soziale Interesse davon abhängig, ob das Gastgeberland starke Athleten hat. Bei uns ist das nicht genug, um Zuschauer anzuziehen", erklärte Ito.

Aufholbedarf in Sachen Marketing
In Sachen Marketing und Promotion sind die Japaner aber sicher noch lernfähig. Abgesehen vom "Fanpark" bei der Sapporo Station (dem Bahnhof) war in ganz Sapporo wenig davon zu bemerken, dass es hier große Weltmeisterschaften gibt. Kein einziger regulärer TV-Kanal in Japan übertrug die Titelkämpfe live, sondern nur in Aufzeichnungen. In Europa unvorstellbar.

"In Sachen Promotion haben wir viel gelernt", sagte dann auch Bürgermeister und OK-Präsident Fumio Ueda. Vielleicht auch für künftige Olympische Winterspiele? "Die Spiele vor 35 Jahren haben sicher auch dazu beigetragen, dass wir die WM hierher bekommen haben. Es wäre sicher ein Ziel in der Zukunft."

"Wir hätten gerne eine weitere Chance", ergänzte Ito. Die nächste Chance erhält aber vom 18. Februar bis 1. März 2009 Tschechien, das auf Grund seiner Lage wieder viel mehr Zuschauer anziehen wird können. Sayonara, Sapporo - haló Liberec!

(apa/red)