Duell um Niederösterreich

Wenn Pröll und Stronach wahlkämpfen, wird weder an Geld noch harten Worten gespart

Erwin Pröll hätte mit dem Polit- Neuling Frank Stronach so verfahren können, wie er es seit 20 Jahren mit jedem Kontrahenten tut. Zwei-, dreimal kurz aufreiben, bös anschauen und den Aufmüpfigen ins politische Winkerl schicken. Doch der niederösterreichische Landeshauptmann am Zenit seiner Macht lässt sich auf einen grellen Zweikampf mit dem alten Mann aus Ebreichsdorf-Kanada ein. Warum er das tut?

von Erwin Prölls Wahlkampfauftakt in Niederösterreich. © Bild: NEWS/ Marcus Deak

Erwin Pröll kann Frank Stronach zurzeit ganz gut gebrauchen. Der macht ihm nämlich den Wahlkampf leichter. Der Milliardär bringt die schwarzen Funktionäre zum Laufen. Und er deckt mit seinem aufgeregten Gepoltere jene Themen zu, die selbst einem Erwin Pröll mit seiner geölten Wahlkampfmaschine unangenehm sein könnten. Szenen aus dem niederösterreichischen Wahlkampf …

Pröll holt Amerika nach Niederösterreich

Das Schwechater „Multiversum“. Eine Halle mit steil aufsteigenden Tribünen, sie ist mit 4.000 enthusiasmierten schwarzen Funktionären zum Brechen voll. Eine Arena. Ein Drehbuch. Ein Meer blau-gelber Schals, die auf Geheiß hoch gehalten werden. Dazu mehr als 300 Landtagskandidaten, die unter Beifallsgekreische im Sternmarsch einziehen. Am Schluss: Auftritt des Spitzenkandidaten. Erwin Pröll tänzelt ganz Obama-like durch die Massen. Polit-Stratege Thomas Hofer: „Das ist das Amerikanischste, was Österreichs Politik zu bieten hat.“

Polit-Beraterin Heidi Glück, ehemals Sprecherin des auch nicht ganz patscherten Wahlkämpfers Wolfgang Schüssel: „Pröll tritt extrem pathetisch auf, wie im angloamerikanischen Raum. Kurze Sätze, empathische Aussagen, nichts technokratisch Fades. Gleichzeitig wird um ihn ein Personenkult entwickelt, in dem kritische Äußerungen zum Landeshauptmann wie eine Art Landesverrat behandelt werden.“

»Das Land als Diktatur zu bezeichnen, das gehört bestraft«

Dem wird Pröll mehr als gerecht. Zunächst beschwört er den guten Weg Niederösterreichs unter seiner Führung. Alles ist gut. Dem Land geht’s gut, Pröll geht’s gut. Wie gut wird’s ihm erst gehen, wenn er am 3. März seine Absolute verteidigt hat. Und damit genau das passiert, knöpft er sich – wortgewaltig, donnernd, echauffiert – Frank Stronach vor. „Das Land zu beleidigen, die Niederösterreicher runterzumachen, das geht zu weit. Dass er mich persönlich attackiert, macht nichts, das halte ich schon aus. Aber das Land als Diktatur, als Sauhaufen zu bezeichnen, das gehört bestraft.“

Und Pröll zielt seinerseits knapp unter die Gürtellinie, wenn er polemisiert: „Der Herr Milliardär will ja für Niederösterreich nichts arbeiten, sondern sitzt am 4. März schon wieder in seinem Jet nach Kanada. Eines muss er wissen: Niederösterreich ist kein Spielzeug, das man in eine Ecke wirft, wenn es einem nicht mehr passt!“ Heidi Glücks Resümee: „Der Angriff Stronachs auf Pröll gab diesem die Möglichkeit, sich noch mehr als jener darzustellen, der sich um das Land kümmert.“

Stronachs Paralleluniversum

Zur gleichen Zeit, aber in wesentlich kleinerem Maßstab in Tulln: Frank Stronach hat dort die Messehalle gemietet, um ebenfalls einen Hauch von Übersee in den Intensivwahlkampf zu bringen. Auch hier gibt es laut Drehbuch nur einen Star in der Show – Frank Stronach. Der reife Kandidat erzählt gerne und ausschweifend seine Vom-Tellerwäscher-zum-Milliardär- Biografie, erwähnt bei jeder Gelegenheit, wie viel Geld er für gute Zwecke nicht schon im Land Niederösterreich verstreut habe, und schüttelt tapfer jede Hand, die ihm entgegengestreckt wird. Er beweist dabei erstaunliche Kondition. Dem Kandidaten hinter ihm, Ernest Gabmann jun., geht im Vergleich dazu erstaunlich schnell die Puste aus.

»Der Pröll versteht ja von der Wirtschaft gar nichts«

Das Publikum – nicht so straff organisiert wie bei Pröll. 1.500 Menschen, die meisten schon etwas älter, eine typische Szene der Politikverdrossenen, aber nicht das dumpfe Umfeld eines Heinz-Christian Strache. Und lange nicht so skurril wie der Kandidat, dessentwegen sie nach Tulln gekommen sind. Stronach weiß, dass ihn der Zweikampf mit Pröll ins Rampenlicht bringt und was seine Anhänger hören wollen.


„Der Pröll versteht ja von der Wirtschaft gar nichts. Er hat keine Kompetenz, er ist verantwortlich für die Schulden in Niederösterreich und in der ganzen Republik Österreich. Er hat, da traue ich mich wetten, noch keinen einzigen Euro per sönlich für Sozialzwecke gespendet. Also, Pröll ist kein Mann, sondern ein Feigling!“

»Keine andere Chance als Match mit Pröll«

Was Stronach so magerlt: Dass Pröll ihm jede Direktkonfrontation im TV verweigert. Er selbst hat jedoch seine Teilnahme an der ORF-„Elefantenrunde“ eine Woche vor der Wahl im St. Pöltner TV-Studio wohlweislich abgesagt. Denn noch nie hat sich Stronach direkt mit einem Politiker gematcht, sondern mit polternden, schwurbelnden, schwer verständlichen Einzelauftritten für Furore gesorgt.


Daher: Das Duell in Blau-Gelb bleibt virtuell, wird aber stets vorangetrieben. Heidi Glück sagt: „Stronach hat gar keine andere Möglichkeit, als sich mit Pröll persönlich zu matchen, weil ansonsten sind seine Polit- Botschaften ja nicht klar, sie bleiben unkonkret.“ Allerdings geht Stronach mit dem Zweikampf ein größeres Risiko ein als Pröll.

Thomas Hofer: „Wenn Stronach Pröll in Niederösterreich nicht die Absolute abjagt, gleichzeitig aber sein Kärntner Statthalter Gerhard Köfer zwölf oder mehr Prozent schafft, ist das nicht der große persönliche Triumph des Herrn Stronach. Damit wäre er für die Nationalratswahl im Herbst nicht in bester Ausgangslage.“ Sprich: Wenn die Marionette in Kärnten mehr schafft als jener, der sie an den Fäden hält, dann ist das eine kleine Niederlage. Ein weiterer Schwachpunkt in Stronachs Kampagne: Er nimmt es zu persönlich, weil er mit Niederösterreich und Pröll wegen einiger gescheiterter Projekte, etwa der Weltkugel in Ebreichsdorf oder dem Fußballstadion in Wiener Neustadt, eine Rechnung offen hat.

Mehr zum Duell um Niederösterreich lesen Sie in der aktuellen Printausgabe von NEWS (08/2013)

Kommentare

Interessant wie ständig von der ÖVP und vom Stronach berichtet wird - da vergisst man ja schon gleich auf die anderen Parteien ;)
Naja die können sich's halt lesiten :-)

manipura melden

Schaut man sich dieses Bild an, kommen unweigerlich Assoziationen zu einem bekannten Film, der sich mit gezielter Manipulation beschäftigt! Die Aussagen der ÖVP bekräftigen das!

manipura melden

Wer den Landeshauptmann angreift, greift das Land an! Jeder Kritiker ist ein Landesverräter - das sind dann somit ca. 50 % der Niederösterreicher!

manipura melden

Auf der facebook-Seite der VP NÖ wurde gepostet: "Ein Hoch auf unseren Landesvater und geliebten Parteiführer". Sind DAS die Meldungen, die Herr Pröll hören möchte?

wintersun melden

Auch das ist bemerkenswert. Ist ja gemeinhin bekannt dass es sich bei Herrn Pröll um einen Egoisten handelt.

http://www.youtube.com/watch?v=GxOnpOAZXyQ

Irre ich mich oder hat es da nicht mal geheißen dass Herr Pröll auch zu seinen Mitarbeitern (Untertanen) ein ziemliches A-Loch ist?

Ignaz-Kutschnberger
Ignaz-Kutschnberger melden

Geh bitte @wintersun... das ist doch schon fast 14 Jahre her... mittlerweile verdient er ja schon über 200.000 :-) ...so wie seine Kollegen/innen in den anderen 8 Bundesländern auch

Ignaz-Kutschnberger
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also eigentlich schon 15 Jahre... aber scheinbar konnte dem ERWIN bis jetzt noch kein POLITIKER in NÖ das Wasser reichen :-) ...scheinbar alle nicht qualifiziert genug um einen Landeshauptmann abzugeben bzw. eine Landeshauptfrau :-) Für die ÖVP in NÖ kann man nur hoffen, dass der Mann noch 50 Jahr lebt... sonst sehe ich da SCHWARZ !! Wenn der Erwin geht, kann die ÖVP NÖ auch gleich zusammen packen

wintersun melden

Sie wollen mir doch nicht etwa streitig machen dass der Erwin ein Egoist ist oder? :-) Ich glaub charakterlich hat sich in den 15 Jahren keine größere Veränderung bemerkbar gemacht :-)
Aber vielleicht gerade deswegen ist er schon so lange an der Spitze, und ja, ÖVP NÖ würd ohne ihn wohl eher arm aussehen.

Miroslav Pergel Mpö

Keiner der beiden Opa´s ist der richtige für NÖ!! Wie schon im Untertitel gut beschrieben ist, wird "an Geld nicht gespart"! Da ist wohl unser STEUERGELD gemeint, mit dem die inhaltslosen und untergriffigen Beschimpfungen dieser Herren finanziert werden! Mit dem Geld könnte man eingen in Not geratenen österreichischen Familien helfen, anstatt es in den unobjektiven medialen Rachen zu schmeißen!
Es wird Zeit für Veränderungen! Aber weder die Groß-Parteien noch der Austro-Kanadier werden es bringen! Es ist Zeit ... www.mitte-partei.at

Hallo was willst mit den Stronach kein Programm nur den Pröll beschimpfen ist ein alter Millardär der immer seine alten Geschichten von Amerika erzählt und der soll bei der Zukunft NÖ mitreden - der will doch nur abrechnen mit Proll.- Stronachs Zeit ist abgelaufen !!

diesem herrn pröll gehört endlich ein denkzettel verpasst ! nicht nur dass er die leute aufs ärgste belügt, spielt er noch 'casino royal' mit deren steuergeldern !!.....ebenso diese misere in wien.....eine Olympia....aber nur mit dem geld von herrn häuptel !!!!

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