NEWS-Serie Teil 3: Österreichs Stunde Null
Am 12.11. 1918 startete der neue Kleinstaat

Mehr Informationen zu Kaiser Karl & Kaiserin Zita und Franz Künstler - Der letzte Soldat der Monarchie

NEWS-Serie Teil 3: Österreichs Stunde Null
Am 12.11. 1918 startete der neue Kleinstaat

Imperialismus und Erster Weltkrieg

Der Erste Weltkrieg

Austria Forum aeiou - Erster Weltkrieg 1914-1918

Demonstration zur Ausrufung der Republik in Prag, 1918.

Weblinks:

Erste Republik

Sonderausstellung über Kaiser Karl I. im Museum Kierling eröffnet

"Kaiser Karl I. hatte prophetisches Europa-Konzept"

"Kaiser Karl war ein Freund des Friedens"

Nach der Hochzeit von Karl I. und Zita von Bourbon-Parma: Kaiser Franz Joseph, Karl, Zita, Franz Ferdinand und Josepha in der Gartenlaube, 1911.

Franz Joseph I.

Literatur:

Peter Broucek. Karl I. (IV.). Der politische Weg des letzten Herrschers der Donaumonarchie.

Karl I. (IV.), der Erste Weltkrieg und das Ende der Donaumonarchie

Nathan Cochran: Der Diener Gottes Karl aus dem Hause Österreich.

Österreich I/1-2. Die unterschätzte Republik / Abschied von Österreich

Bürgerkrieg - Sozialpartnerschaft. Das politische System Österreichs.

Die Gründung der Republik (1918)
Österreich-Ungarn zerfiel. Am 21. Oktober 1918 traten die deutschen Reichsratsabgeordneten (sie bezeichneten sich selbst als Deutsche) zum ersten Mal als Provisorische Nationalversammlung für Deutschösterreich zusammen; den Vorsitz hatte Karl Seitz. Ihr Vollzugsausschuss, ebenso unter Seitz’ Vorsitz, wurde Staatsrat genannt und bestellte am 30. Oktober 1918 die erste Regierung Deutschösterreichs (die Minister hießen Staatssekretäre); erster Staatskanzler wurde Karl Renner, der 1945 bei der Gründung der Zweiten Republik neuerlich eine wichtige Rolle spielen sollte. Erster provisorischer Außenminister war Viktor Adler. Auf dem vorwiegend von Menschen mit deutscher Muttersprache bewohnten Gebiet Altösterreichs entstand so ein neuer Staat.

Die noch amtierende kaiserliche Regierung versuchte Anfang November 1918, den deutschösterreichischen Staatsrat in die Waffenstillstandsentscheidungen einzubeziehen. Der Staatsrat entschied jedoch, die Monarchie, die den Krieg begonnen habe, müsse ihn auch beenden. Der Waffenstillstand zwischen Österreich und Italien vom 3. November 1918 (die ungarischen Truppen hatten die Front bereits Ende Oktober, zum Austritt Ungarns aus der Realunion mit Österreich, verlassen) wurde somit noch von Kaiser Karl I. und seiner k.k. Regierung verantwortet.

Führende Politiker der k.k. Regierung und des Staatsrates arbeiteten gemeinsam die Erklärung aus, mit der Karl I. am 11. November 1918 auf „jeden Anteil an den Staatsgeschäften“ verzichtete. Dies war zwar nicht dasselbe wie eine Abdankung, die Entscheidung über die Staatsform war damit aber de facto gefallen. Am 12. November wurde von der Provisorischen Nationalversammlung formell beschlossen, dass der Staat Deutschösterreich eine demokratische Republik sei.

Erste Republik (1918–1938)
In der Republik waren erstmals auch alle Frauen wahlberechtigt. In den Koalitionsregierungen 1918–1920 entstanden bedeutende Sozialgesetze (z. B. Schaffung der Arbeiterkammer als gesetzliche Interessensvertretung der Arbeiter und Angestellten, Acht-Stunden-Tag, Sozialversicherung). Der Adel wurde im April 1919 abgeschafft, Mitglieder der Familie Habsburg-Lothringen durften nur in Österreich bleiben, wenn sie sich als Bürger der Republik bekannten und jeden Herrschaftsanspruch aufgaben. „Der ehemalige Träger der Krone“ (wie er im Gesetz hieß) wurde, da er die Abdankung verweigerte, auf Dauer des Landes verwiesen, war aber zuvor bereits in die Schweiz ausgereist, um der drohenden Internierung zu entgehen. Die Habsburg-Lothringenschen „Familienfonds“, quasi Stiftungsvermögen zugunsten selbst einkommensloser Habsburger, wurden als Staatseigentum erklärt, individuelles Privatvermögen nicht angetastet.

Einige Gebiete, in denen die Mehrheit der Bevölkerung Deutsch sprach (z. B. Egerland, Südmähren, Südtirol) durften aber auf Wunsch der Siegermächte nicht bei Österreich verbleiben. Im Vertrag von Saint-Germain wurde 1919 der Staatsname „Republik Österreich” vorgeschrieben und der laut Verfassung vorgesehene Beitritt zur neuen Deutschen Republik untersagt.
Am 21. Oktober 1919 wurde der Name in „Republik Österreich“ geändert und 1920 das neue österreichische Bundes-Verfassungsgesetz (B-VG) beschlossen (es gilt in der Fassung von 1929, mit der das Amt des Bundespräsidenten gestärkt wurde, im Wesentlichen bis heute). Im Jahr 1921 wurde das Burgenland, der überwiegend deutsch besiedelte Teil Westungarns, als selbständiges Land im Bund in die Republik aufgenommen.

Die Bundesregierung stellten seit 1920 die Christlichsozialen und ihre Koalitionspartner vom rechten Flügel. Die Sozialdemokraten, Mehrheitspartei im „Roten Wien“, waren auf Bundesebene in scharfer Opposition.
Die Hyperinflation der frühen zwanziger Jahre wurde 1925 durch die Einführung der Schillingwährung beendet. Die konservative Regierung sorgte dafür, dass der Schilling stabil blieb; er wurde als Alpendollar bezeichnet. Kehrseite dieser kargen Wirtschaftspolitik war, dass in der 1929 einsetzenden Weltwirtschaftskrise kaum staatliche Maßnahmen zur Bekämpfung der enorm hohen Arbeitslosigkeit vorgesehen waren.

Politische Wehrverbände (Republikanischer Schutzbund, Heimwehr usw.) zogen Männer an, die als Sozialdemokraten einen Umsturz fürchteten oder als Rechte die Demokratisierung ablehnten. 1927 wurde in Schattendorf im Burgenland auf waffenlos demonstrierende Schutzbündler gefeuert. Ein Invalider und ein Kind kamen zu Tode. Der Freispruch der Schützen, ein klassischer Justizirrtum, ließ Radikale am 15. Juli 1927 den Justizpalast in Wien stürmen und in Brand stecken. Die völlig überforderte Polizei schoss daraufhin in äußerster Brutalität wahllos in die große Menschenmenge und machte dann Jagd auf flüchtende Demonstranten. Bei der so genannten Julirevolte waren 89 Tote zu beklagen, davon vier Polizisten. Bundeskanzler Prälat Dr. Ignaz Seipel („Keine Milde!“) verteidigte im Parlament das skandalöse Vorgehen der Polizei.

In den folgenden Jahren führten die schlechte Wirtschaftslage und politische Auseinandersetzungen Österreich immer tiefer in eine Krise. Der Austromarxismus sprach vom Endziel Diktatur des Proletariats und machte damit allen Konservativen Angst; allerdings wollte man dieses Ziel auf demokratischem Weg erreichen. Auf der rechten Seite des Parteienspektrums machte sich teilweise die Auffassung breit, die Demokratie sei zur Lösung der Probleme des Landes nicht geeignet. Mussolini war dafür Vorbild.

Einer der christlichsozialen Politiker, die diese Haltung vertraten (es gab auch christlichsoziale Demokraten wie Leopold Kunschak), war Bundeskanzler Engelbert Dollfuß. Als der Nationalrat nach dem Rücktritt aller drei Präsidenten (wegen einer Streitfrage um eine Abstimmung) auseinanderging, verhinderte er im März 1933, auf Grund dieser Geschäftsordnungskrise, sein Wiederzusammentreten mit Polizeigewalt und verkündete die „Selbstausschaltung des Parlaments“. Eine von mehr als einer Million Menschen unterzeichnete Petition an Bundespräsident Miklas, für die Wiederherstellung des verfassungsmäßigen Zustandes zu sorgen, blieb erfolglos, obwohl Miklas die Verfassungswidrigkeit von Dollfuߒ Vorgehen klar war.

Franz Kuenstler - Der letzte Soldat des Kaisers

Der letzte Soldat des Kaisers

90 Jahre nach Ende des 1. Weltkriegs erinnert sich der letzte noch lebende k.u.k. Soldat an Kaiser und Monarchie.

Sein Gesicht ist ungetrübt, sein Körper in geradezu bestechender Form. Franz Künstler, 107, kam in der südungarischen Stadt Soost (heute Rumänien) zur Welt, als Österreich-Ungarn nach Russland noch das zweitgrößte Land Europas war. Er erlebte die Kaiserzeit, den Ersten Weltkrieg und die Ausrufung der Republik, litt unter der Herrschaft der Nationalsozialisten und Kommunisten und überlebte sie letztlich doch alle. Heute ist er 107 Jahre alt - und damit der letzte Veteran der k.u.k. Armee.

Franz Künstler ist seit 1956 in Pension und hat einen 86-jährigen Sohn, er lebt in der deutschen Stadt Niederstetten in Baden-Württemberg, hierher musste er als deutschsprachiger Ungar nach dem 2. Weltkrieg flüchten. Doch das war mehr als 30 Jahre nachdem ein anderer Krieg sein Leben für immer veränderte.

Attentat in Sarajewo.
“Am 29. Juni 1914 kam ich gerade vom Ferienlager zurück, und mein Vater holte mich mit einem sorgenvollen Blick am Bahnhof ab". Er sagte mir, dass unser Thronfolger Franz Ferdinand erschossen worden sei und schwere Zeiten auf uns zukommen würden. Tatsächlich ist an diesem Tag die Jugend für den Knaben vorbei. Österreich-Ungarn erklärt Serbien den Krieg und löst eine Bündnis-Kettenreaktion aus. Künstlers ältere Brüder werden sofort eingezogen, er selbst muss die Schule abbrechen und am elterlichen Hof arbeiten.

“Das Attentat in Sarajewo hat auch mein Leben zerstört. Ich wollte studieren und Anwalt werden." Stattdessen muss der 14-jährige nun für den Unterhalt der Familie sorgen. Tagsüber besucht er eine Kaufmannslehre für Eisenwaren, abends kümmert er sich um die Landwirtschaft.
Als Kaiser Franz Joseph am 21. November 1916 stirbt, trägt das Reich Trauer. “Meine Eltern, die ihr ganzes Leben unter seiner Regierung verbracht haben, waren tief betroffen. Mich haben damals Mädchen aber mehr interessiert als Politik", schmunzelt er. Erst die Krönung von Kaiser Karl I. zum König von Ungarn bewegt ihn. “Wir haben gehofft, dass er bald Frieden schließt." Doch der Krieg geht unbarmherzig weiter.

Italienische Front.
Am 6. Februar 1918 wird schließlich auch er eingezogen. “Ich war erst 17 Jahre alt, doch der 1. Jänner galt in der k.u.k. Monarchie als Stichtag." Nach einer sechswöchigen Ausbildung kommt er mit dem V. Ungarischen Artillerieregiment an die italienische Front an der Piave.
“Wann immer Artillerie angefordert wurde, haben wir geschossen. Doch nicht so wie heute mit Computern und Zielfernrohren. Unser Richtkanonier war mit einem Telefon hinter dem Geschütz eingegraben und schrie uns immer die Koordinaten zu." Acht Monate dauert die Schlacht, dann beginnt der Zerfall der k.u.k. Armee. Künstlers Einheit erfährt Anfang November davon und legt die Waffen nieder.

“Wir sind dann zu Fuß den ganzen Weg bis Udine gelaufen". Dort treffen aus allen Frontabschnitten rund 3000 Soldaten zusammen: Ungarn, Slowenen, Kroaten, Tschechen, Slowaken und Deutschösterreicher. Da die Bergarbeiter im ehemaligen Kaiserreich streiken, fehlt Kohle für den Zug. Zwei Wochen müssen die Einheiten warten. “Da hab ich zum ersten Mal den Hass zwischen den Nationalitäten erlebt", schildert der Zeitzeuge. “Soldaten, die vor wenigen Wochen noch gemeinsam im Feld standen, gingen plötzlich handgreiflich aufeinander los." Doch der junge Mann bleibt ungeschoren. Noch vor Weihnachten 1918 ist er zuhause in Ungarn - und die Monarchie Geschichte.

Ein abenteuerliches Leben.
Die Zeit der Kämpfe ist für Franz Künstler damit nicht vorbei. Nach dem Ersten Weltkrieg zieht er gegen die Kommunisten in Ungarn ins Feld. Im 2. Weltkrieg wird er als Kurier in der Ukraine eingesetzt. Als er sich weigert, für die Pfeilkreuzler (Ungarns Nazi-Partei) zu den Waffen zu greifen, wird er vor ein Standgericht gestellt. Nur mit Glück und Bestechungsgeld entkommt er. 1945 wird er als Deutscher verhaftet, er flüchtet nach Österreich, wird aber von den Amerikanern zurückgeschickt. 1946 gelingt ihm mit seiner Frau Elisabeth endlich die Flucht nach Deutschland. Den 1922 geborenen Sohn Franz, der in russische Gefangenschaft kam, sieht er erst 1952 in Budapest wieder.

Doch da war es schon zu spät. “Mein Sohn und seine Familie durften aus dem kommunistischen Ungarn nicht mehr ausreisen." Deshalb kommen die Eltern von nun an jedes Jahr als Touristen zu Besuch. Bis Elisabeth 1981 an Herzversagen stirbt.

Franz Künstler lebt - als Letzter seines Jahrgangs, als letzter Soldat des Kaisers und als alter Mann, der selbst mit seinem greisen Sohn nur noch telefonieren kann. Weil inzwischen auch dieser zu alt zum Autofahren ist.

Karl I. Franz Joseph Ludwig Hubert Georg Maria

„Die Umtriebe eines haßerfüllten Gegners zwingen Mich, zur Wahrung der Ehre Meiner Monarchie, zum Schutze ihres Ansehens und ihrer Machtstellung, zur Sicherung ihres Besitzstandes nach langen Jahren des Friedens zum Schwerte zu greifen.“
Franz Joseph I., An meine Völker, 1914

“Verzichte auf alles, wenn es notwendig ist, aber verzichte niemals auf Lothringen”
In memoriam Karl I von Habsburg-Lothringen : 1922-2002. von Jean-François Thull

Karl I von Gottes Gnaden, Kaiser von Österreich, apostolischer König von Ungarn. König von Böhmen, von Dalmatien, Kroatien, von Slavonien, Galizien, Lodomerien und Illyrien; König von Jerusalem; Erzherzog von Österreich; Großherzog von Toskana und von Krakau; Herzog von Lothringen

Trotz einer kurzen Regierungszeit (1916-1918), hätte kein anderer Habsburger so viele Ehrentitel verdient, denn der letzte Kaiser von Österreich-Ungarn verkörperte die edelsten Tugenden, vereint mit einer Bindung an das Schicksal seines Volkes, ohne zu schwanken und einem unauslöschlichen Glauben inmitten einer Epoche, die dem Chaos anheimgefallen war.

Offizier der Dragoner des Herzogs von Lothringen und Bar

Karl von Habsburg-Lothringen wurde am 17. August 1887 in Persenbeug als ältester Sohn von Erzherzog Otto (1865-1906), Neffe von Kaiser Franz Joseph, und von Maria-Josepha von Sachsen geboren. Mit bemerkenswerten intellektuellen Gaben und einer seltenen Energie ausgestattet, zeichnet sich Karl seit seiner frühen Jugend auch durch eine innige Frömmigkeit aus. Für eine Karriere bei der Armee bestimmt, tritt er seinen aktiven Dienst beim 7. Dragonerregiment des Herzogs von Lothringen und von Bar an. Im Oktober 1911 heiratet Karl Prinzessin Zita von Bourbon-Parma, eine Frau mit Charakter, die ihm mit Treue und Mut während der Turbulenzen des Krieges und des Exils zur Seite steht. Im folgenden Jahr wird ihr erster Sohn Erzherzog Otto in Reichenau geboren. Als Schwadronsführer zieht Karl 1912 in Schloß Hetzendorf ein.

Das Attentat von Sarajevo im Juni 1914, dem der Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand zum Opfer fällt und das den Ersten Weltkrieg auslöst, macht Karl zum direkten Nachfolger von Kaiser Franz Joseph. Zu Beginn des Krieges führt Erzherzog Karl verschiedene Missionen durch: Inspektionsreisen an die galizische Front, wo er die Feuertaufe empfängt und sich um das Schicksal der Soldaten der österreichisch-ungarischen Armee sorgt; Interventionen im deutschen Hauptquartier, wo er standhaft den Standpunkt der Doppelmonarchie verteidigt.

Ein Kaiser für den Frieden

Im November 1916 stirbt der alte Kaiser. Erzherzog Karl folgt auf den kaiserlichen Thron. In Budapest wird er als Karl IV. zum König von Ungarn gekrönt und empfängt die Heilige Stephanskrone. Er muß sich einer Situation stellen, die durch einen weltweiten Konflikt verkompliziert wird, der immer länger andauert. Aber statt vor der Vielfalt der Aufgaben, die sich ihm stellen, zu verzweifeln, setzt sich der neue Kaiser für die Umsetzung von zwei grundlegenden Zielen ein :

- Eine Friedenslösung für Österreich-Ungarn und für Europa zu finden.

- Die Umwandlung der Doppelmonarchie in eine Föderation der freien Völker, die auf der monarchischen ldee beruht.

In Schönbrunn, wo die kaiserliche Familie lebt, führt Karl ein spartanisches Leben. Er leidet darunter, die Not der vom Krieg getroffenen Bevölkerung mitansehen zu müssen. In Wien befiehlt der Kaiser, daß die Lipizzaner, die berühmten weißen Pferde der spanischen Hofreitschule, vor die Kohlewagen gespannt werden, um die Bevölkerung der Hauptstadt zu versorgen. In einer Bekanntmachung an seine Völker verkündet er : “Ich will alles tun, um in kürzester Zeit die Schrecken und Opfer des Krieges zu bannen und meinen Völkern die verlorengegangenen Segnungen des Friedens zurückzugeben (...) Ich will die konstitutionellen und alle anderen Rechte bewahren und mit Sorgfalt über die gesetzliche Gleichheit aller wachen. Von einer tiefen Liebe zu meinen Völkern beseelt, will ich mein Leben und meine ganzen Kräfte für dieses hohe Ziel einsetzen”. Wie es Otto von Habsburg ausdrückt: “Er hat als Soldat gedient, aber den Frieden verteidigt”.

Zusätzlich eröffnet Karl im März 1917 mit Hilfe der Vermittlung seiner Schwager, der Prinzen Xavier und Sixtus von Bourbon-Parma, Unterhandlungen mit den Alliierten, um einen Separatfrieden auszuhandeln. Die Verhandlungen mit Frankreich scheitern an Sabotageaktionen, die von Clemenceau organisiert werden, dessen jakobinischer Haß den Interessen der tschechischen und serbischen Agitatoren dient, deren Ziel die Zerstörung der Habsburger Monarchie ist. So führen im Herbst 1918 die Taten der Pangermanisten, der tschechischen, italienischen und serbischen Nationalisten, welche die Destabilisierung zum Ziel haben, vereint mit dem Druck durch die Alliierten (Frankreich, England und die Vereinigten Staaten) Österreich an den Rand des Abgrundes. Im Oktober 1918 veröffentlicht Karl das kaiserliche Manifest, das die große mitteleuropäische Föderation verkündet, nach der er sich so sehr sehnt.

Ein Monarch im Sturm

Konfrontiert mit einer Atmosphäre des Aufruhrs in Wien müssen das Herrscherpaar und die kaiserliche Familie am 11. November 1918 Schloß Schönbrunn verlassen, verteidigt von den Kadetten der Militärakademie, die bis zum Schluß Habsburg-Lothringen treu und ergeben blieben. Karl verzichtet provisorisch auf den Thron ohne jedoch abzudanken, um Erzherzog Otto und seinen Nachfolgern den Weg offen zu lassen. Die kaiserliche Familie flüchtet für eine Zeit in das Schloß Eckartsau in der Nähe von Wien.

In der Sorge um die Sicherheit von Kaiserin Zita und den Kindern, von der Verhaftung durch die republikanischen Behörden bedroht, muß Karl Österreich mit seiner Familie verlassen, jedoch nicht ohne offiziell gegen die Ungesetzlichkeit einer österreichischen Pseudo-“Nationalversammlung” protestiert zu haben, die nach eigenem Gutdünken und einseitig entschieden hatte, die Familie Habsburg-Lothringen von ihrer Heimaterde zu verbannen : “Der Kaiser erklärt, daß alles, was durch sie geschehen ist und noch geschehen wird, von ihm als null und nichtig angesehen wird”. Als die kaiserliche Familie Eckartsau im März 1919 verläßt, wendet sie sich in die Schweiz, mit der Hoffnung, auf helvetischem Boden ein temporäres Asyl zu finden. Stefan Zweig, der sich nach dem ersten Weltkrieg auf der Rückreise nach Österreich befindet, erinnert sich an die überraschende Begegnung mit dem kaiserlichen Hofzug im Bahnhof von Feldkirch in der Nähe der schweizerischen Grenze : “Da erkannte ich hinter der Spiegelscheibe des Wagens hochaufgerichtet Kaiser Karl, den letzten Kaiser von Österreich, und seine schwarzgekleidete Gemahlin, Kaiserin Zita.

Ich schrak zusammen : der letzte Kaiser von Österreich, der Erbe der habsburgischen Dynastie, die siebenhundert Jahre das Land regierte, verließ sein Reich ! (…) Nun stand der hohe ernste Mann am Fenster und sah zum letztenmal die Berge, die Häuser, die Menschen seines Landes (…) Die ruhmreiche Reihe der Habsburger, die von Jahrhundert zu Jahrhundert sich Reichsapfel und Krone von Hand zu Hand gereicht, sie war zu Ende in dieser Minute. Alle um uns spürten Geschichte, Weltgeschichte in dem tragischen Anblick”.

Die Wege des Exils

In ihrem Zufluchtsort in Schloß Wartegg am Ufer des Sees von Konstanz, dann in Prangins im Kanton von Vaud, lebte die Familie Habsburg–Lothrigen zwei Jahre lang in Ruhe, umgeben von einigen treuen Legitimisten, wenn auch unter großen Entbehrungen : “Gesandte der Nachfolgestaaten kamen und boten dem Kaiser 184 Millionen Schweizer Franken im Austausch für eine formelle Erklärung, mit der er für sich selbst und seine Nachfahren auf die Rechte der österreichisch-ungarischen Krone vezichtete.

Kaiser Karl wählte jedoch die Armut”. Unterdessen empfand Karl die dringende Notwendigkeit, auf den Ruf seiner Völker zu reagieren. Im März des Jahres 1921 unternimmt er seinen ersten Restaurationsversuch in Ungarn, aber er prallt am zynischen, treulosen Widerstand von Nikolaus Horthy, dem ehemaligen Flügeladjutanten Kaiser Franz Josephs, ab (dieser verstand es, die von der Unterdrückung Bela Kuns ausgelösten Unruhen in Ungarn dahingehend auszunutzen, dem Land seine Macht aufzuzwingen und sich selbst als “Regent” des Königreiches Ungarn zu proklamieren), der ihn an der Grenze zwingt, umzukehren. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz wird Karl gezwungen, mit seiner Familie Prangins zu verlassen und nach Luzern zu gehen. (Von dort sollte der Kaiser dann einen Ausflug in den Kanton Aargau organisieren, um seinen Kindern die Stätte des Stammsitzes der Habsburger, die mittelalterkliche Festung der Habichtsburg, zu zeigen).

Im Oktober des gleichen Jahres unternimmt Karl, diesmal von seiner Gemahlin Kaiserin Zita begleitet, seinen zweiten Restaurationsversuch. Während das Herrscherpaar sich an der Spitze einer treuen Armee und einer begeisterten Bevölkerung Budapest nähert, mobilisiert Horthy eine Miliz unter seinem Kommando, um dem triumphalen Vormarsch Widerstand zu leisten. Der Kaiser und König will kein Blut vergießen und entscheidet sich daher, mit Horthy zu verhandeln. Zweimal bricht der “Regent” den Treueeid, den er seinem König geschworen hatte. Schlimmer noch, er selbst liefert das Herrscherpaar an den Kommandanten der englischen Flotte auf der Donau aus.

Kaiser Karl und Kaiserin Zita werden nun auf die Insel Madeira, nach Funchal, deportiert, wohin ihnen ihre Kinder folgen. Dank der Gastfreundschaft eines portugiesischen Adeligen wird ihnen eine bescheidene Villa zur Verfügung gestellt. Die Familie muß ein ungesundes Klima ertragen und primitive Lebensumstände. Der Zusammenhalt und die Eintracht, die in der kaiserlichen Ehe herrschen, ermöglicht ihnen, dieses Schicksal zu ertragen. Im Exil führt Karl seinen Sohn Otto in seine Aufgaben als Herrscher ein : “Er versuchte, uns sein Wissen zu vermitteln, als ob er seinen baldigen Tod vorausgeahnt hätte”.

Die Verwandlung des Kaisers

Der Kaiser ist von den Leiden des Exils erschöpft : “Ich erinnere mich, wie sehr mein Vater in den letzten Monaten seines Lebens in Madeira darunter litt, zur Tatenlosigkeit verurteilt zu sein und nicht die Katastrophe, welche die Donauländer bedrohte, abwenden zu können”, schreibt Otto von Habsburg. Geschwächt von den Entbehrungen, die er erleidet, und den Strapazen, die er erträgt, nachdem er seine ganze Energie im Dienste für die Doppelmonarchie und seine Völker erschöpft hat, erkrankt er im Laufe des März 1922 an einem virulenten Fieber. Er benötigt Bettruhe. Sein Zustand ist am Anfang der Krankheit (Lungenentzündung) stabil, um sich dann rapide zu verschlechtern. Stoisch nimmt der Kaiser die Leiden auf sich, bis zum Schluß bestärkt von seinem starken Glauben : “Ich muß viel leiden, damit meine Völker wieder zusammenfinden”. Als er spürt, daß sein Ende naht, ruft er Erzherzog Otto zu sich und sagt zu ihm : “Ich will, daß er dabei ist.

Das wird ihm ein Beispiel für sein ganzes Leben sein; er muß wissen, was in einem solchen Fall ein König, ein Katholik, ein Mann zu tun hat”. Nachdem er tapfer gegen die Krankheit gekämpft hat, übergibt er seine Seele Gott. Kaiser und König Karl I von Habsburg-Lothringen stirbt zu Mittag am 1. April 1922. In die graue Uniform eines Feldmarschalls gekleidet, das goldene Vlies auf der Brust, wird die sterbliche Hülle von Karl nach der Begräbniszeremonie in der Kapelle der Kirche von Monte, auf der Insel Madeira, aufgebahrt. Das tragische Geschick von Kaiser Karl, der Leidensweg, den er in seinem Leben beschreiten mußte, haben eine Seele, die durch das Martyrium geadelt wurde, geschaffen.

Für Haß und Rachsucht unerreichbar, hat Karl von Habsburg-Lothringen das Leben eines Gerechten geführt : “Karl ist einer jener seltenen Menschen, die in einem profanen Jahrhundert ihren Pflichten die Qualität des Heilgen verleihen (…) Er kennt nur seine königliche Pflicht, für die er allein Gott Rechenschaft schuldet”. Die Beispielhaftigkeit seiner Verdienste und Tugenden bilden die Grundlage des Heiligsprechungsprozesses, der seit 1949 angestrengt wird. Eines Tages wird der letzte Kaiser nach Wien zurückkehren; er wird mit seinen Vorfahren in der Kapuzinergruft wiedervereint sein, mitten unter seinen Völkern, im Herzen des Reiches, für das er sich geopfert hat. 80 Jahre sind seit dem Begräbnis des Kaisers und Königs vergangen, aber sein historisches und spirituelles Erbe lebt weiter.

Während Kaiserin Zita mutig und treu bis an das Ende ihres Lebens die Erinnerung an Karl aufrecht hielt, gelang es Erzherzog Otto, das Erbe, das er von seinem Vater erhielt, zu sammeln und fruchtbar werden zu lassen, sodaß sich über die Umwälzungen unserer Zeit hinaus Geist und Ideal, die seit Jahrhunderten durch den Monarchen des Heiligen römischen Reiches deutscher Nation und der habsburgisch-lothringischen Doppelmonarchie verkörpert sind, weiter bestehen : “Friedensstifter dieser Welt (…), heiligt er die Verbindung von Ritter und Priester”.

Gott erhalte, Gott beschütze unseren Kaiser!

(* 17. August 1887 auf Schloss Persenbeug in Niederösterreich; † 1. April 1922 in Funchal auf Madeira) war von 1916 bis 1918 Kaiser von Österreich und als Karl IV. (ungarisch Károly IV., kroatisch Karlo IV.) König von Ungarn und Kroatien (Königreich Ungarn) und als Karl III. König von Böhmen, in Ungarn auch als "Letztkönig" bezeichnet. 2004 wurde er durch Papst Johannes Paul II. selig gesprochen.

Abstammung und Familiäres
Karl war der älteste Sohn von Erzherzog Otto (1865–1906) und Maria Josepha Luise von Sachsen (1867–1944). Sein Großvater Erzherzog Karl Ludwig (1833–1896) war ein Bruder von Kaiser Franz Joseph I.; damit war Karl dessen Großneffe. Ottos älterer Bruder und damit Karls Onkel war der 1914 in Sarajevo ermordete Erzherzog-Thronfolger Franz Ferdinand.

Leben bis 1916

Skulptur am Bergisel
Karl wurde zunächst von Hauslehrern erzogen, zu denen auch Godfried Marschall gehörte. Später besuchte er bis Juni 1901 das Schottengymnasium in Wien. 1903 ernannte ihn der Kaiser zum Leutnant des Ulanenregiments „Erzherzog Otto“ Nr. 1. Am 1. Oktober 1905 begann seine militärische Ausbildung beim 7. Dragonerregiment. Die Garnison war zuerst in Kutterschitz bei Bilin in Böhmen, 1906 in Brandeis-Altbunzlau stationiert. Am 1. November wurde er zum Oberleutnant befördert. In diesem Jahr unterbrach er den Militärdienst für ein zweijähriges Studium an der Prager Karl-Ferdinands-Universität. Ab Sommer 1908 war er wieder bei seiner Garnison.

Als sein Vater 1906 starb, wurde Onkel Franz Ferdinand sein Vormund, der seit 1900 in einer morganatischen Ehe („zur linken Hand“, also nicht standesgemäß) verheiratet war. Da Franz Ferdinands Kinder von der Thronfolge ausgeschlossen waren, wurde Karl nunmehr der nächste Thronanwärter.

Erst 1911 erhielt Karl Einsicht in außenpolitisch wichtige Akten und ab 1913 dürfte ihn Franz Ferdinand näher über seine Reformpläne informiert haben. Er wurde aber bis zu seinem Regierungsantritt nicht in die politischen Entscheidungen der Monarchie eingebunden.

Am 13. Juni 1911 verlobte sich Karl in der Villa delle Pianore bei Lucca (Italien) mit Zita von Bourbon-Parma, die er am 21. Oktober des gleichen Jahres in Schloss Schwarzau am Steinfeld (Niederösterreich) heiratete. Aus der Ehe gingen acht Kinder hervor:

Otto Franz Josef (* 1912) ∞ 1951 Regina, Prinzessin von Sachsen-Meiningen (1925)
Adelheid (1914–1971), Erzherzogin
Robert Karl Ludwig (1915–1996) ∞ 1953 Margherita, Prinzessin von Savoyen (1930)
Felix Friedrich (* 1916) ∞ 1952 Anna Eugenie, Herzogin von Arenberg (1925)
Carl Ludwig (1918–2007) ∞ 1950 Yolande, Prinzessin von Ligné (1923)
Rudolf Syringus (* 1919)
∞ 1953 Xenia, Gräfin Tschernyschew Besobrasow (1929–1968)
∞ 1971 Anna Gabriele, Prinzessin von Wrede (1940)
Charlotte (1921–1989) ∞ 1956 Georg, Herzog zu Mecklenburg (1899–1963)
Elisabeth Charlotte (1922–1993) ∞ 1949 Heinrich, Prinz von und zu Liechtenstein.

Nach der Ermordung Franz Ferdinands am 28. Juni 1914 wurde er Erzherzog-Thronfolger. Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs war er auch Mitglied des obersten Armeekommandos, aus dem er bald von Generalstabschef Conrad von Hötzendorf hinausgedrängt wurde. Er besuchte danach im Auftrag des Kaisers oft die Truppen an vorderster Front. 1916 war er Kommandierender General des 20. Armeekorps (Edelweiß) in Italien und befehligte danach Truppen in Rumänien.

Herrschaft (1916–1918)

Regierungsantritt
Nach dem Tod von Kaiser Franz Joseph am 21. November 1916 bestieg er den Thron. Er ließ er sich bereits am 30. Dezember als „Karl IV.“ bzw. ungarisch „IV. Károly“ zum ungarischen König krönen. Ab dem Zeitpunkt waren ihm, was die verfassungsrechliche Möglichkeit für Reformen betrifft, in der ungarischen Reichshälfte weitgehend die Hände gebunden.

Den legendär gewordenen Regierungsstil Kaiser Franz Josephs I., der alle Angelegenheiten allein von seinem Arbeitszimmer in der Wiener Hofburg aus geregelt hatte, ahmte Karl I. nicht nach. Karl führte regelmäßig den Vorsitz bei den Sitzungen des Gemeinsamen Ministerrates, der über die Außen- und Kriegspolitik entschied. Ungewöhnlich war auch, dass Karl alle wichtigen Entscheidungen mit seiner Frau Zita besprach und sich von ihr auch beraten ließ. Bei vielen Besprechungen war Zita auch als Zuhörerin anwesend.
Die ersten Maßnahmen des neuen Kaisers Karl, die Wiedereinberufung des Reichsrates und eine politische Amnestie, erweckten bei der Entente die Hoffnung, die Monarchie könne sich reformieren und von Deutschland lösen.

Seine sozialpolitischen Maßnahmen im Jahr 1917 wie Mieterschutz (28. Januar), Schaffung eines Ministeriums für soziale Fürsorge (1. Juni) und ein Ministerium für Volksgesundheit (30. August) haben die Monarchie überdauert. Viktor Mataja wurde der weltweit erste Sozialminister.
Anders als andere Monarchen nahm er durch häufige Frontbesuche größten Anteil an der Kriegführung. Bereits am 2. Dezember 1916 übernahm er den Oberbefehl über die Armee und verlegte das Armeehauptquartier von Teschen nach Baden bei Wien. Am 1. März 1917 setzte er Generalstabschef Conrad von Hötzendorf ab. Er konnte dadurch eine Entwicklung ähnlich jener im Deutschen Reich verhindern, wo die Politik hauptsächlich durch die Generäle Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff bestimmt wurde und Kaiser Wilhelm II. kaum noch Einfluss hatte. Durch die Absetzung Conrads schaltete Karl den Einfluss der Militärs im zivilen Bereich aus und legte die gesamte politische Aktion und diplomatische Führung des Krieges wieder in die Hand der österreichischen und ungarischen Regierung bzw. des Außenministers zurück.[2] Aber auch Österreich-Ungarn war bereits vor Karls Regierungsantritt bei den militärischen Entscheidungen abhängig von der Obersten Heeresleitung des Deutschen Reiches.

Bei den personellen Veränderungen, die Kaiser Karl bald nach Beginn seiner Regentschaft durchführte, stellte er Vertrauensleute ein, die zum größten Teil der Umgebung Franz Ferdinands angehört hatten. Durch die Entlassung von Außenminister Burián und des mächtigen ungarischen Ministerpräsidenten István Tisza drängte Karl die ungarische Dominanz in der Außenpolitik zurück, und mit dem neuen Außenminister Ottokar Czernin und Heinrich Clam-Martinic als österreichsichem Ministerpräsidenten übernahm die böhmische Hocharistokratie die Führung. Der Grund für Czernins Ernennung am 22. Dezember 1916 war hauptsächlich, dass dieser Karls Anschauung von der Notwendigkeit eines baldigen Friedensschlusses teilte.

Friedensbemühungen und Kriegsziele. Durch seinen vertieften Einblick erkannte der neue Herrscher die Aussichtslosigkeit der Lage der Mittelmächte immer deutlicher. Das Friedensangebot vom 12. Dezember 1916 scheiterte aber an der Weigerung des Deutschen Reiches, konkrete Friedensziele zu nennen.

Beim Ministerrat für gemeinsame Angelegenheiten vom 12. Jänner 1917 wurden die Friedensbedingungen eingehend diskutiert. Karl stellte ein Maximalprogramm zur Diskussion, das den (schon nicht mehr wahrscheinlichen) Anschluss Kongresspolens vorsah, weiters Montenegro, die serbische Mačva, Grenzverbesserungen an der siebenbürgischen Grenze sowie die Absetzung der serbischen Dynastie Karageorgewitsch. Sein Minimalprogramm hingegen beschränkte sich auf die Forderung der vollen territorialen Integrität der Monarchie, die Annexion des montenegrinischen Lovćen und den Wechsel der Dynastie in Serbien (für Karl das Mörderhaus Karageorgewitsch). Im Frühjahr 1917 versuchte Karl erfolglos über seinen Schwager Sixtus Ferdinand von Bourbon-Parma mit der Entente zu Verhandlungen über einen Separatfrieden zu gelangen (siehe: Sixtus-Affäre). Der Sixtusbrief war ein Zeichen für die naive Impulsivität Kaiser Karls.

Die Billigung französischer Ansprüche auf Elsaß-Lothringen durch den Kaiser stand, etwa bei der Frage der Abtretung des Trentino an Italien, in offensichtlichem Gegensatz zur Unwilligkeit eigene territoriale Zugeständnisse zu machen. Die Friedensgespräche scheiterten letztlich an der französischen Hoffnung auf einen Sieg (die USA war am 6. April in den Krieg eingetreten), an den Forderungen Italiens, aber auch an der Unnachgiebigkeit des Deutschen Reiches, wo sich immer mehr jene Kräfte durchsetzten, die an einen militärischen Sieg glaubten.

Die Friedensbemühungen, die Vorbehalte gegen den uneingeschränkten U-Boot-Krieg, das Verbot der Bombardierung ziviler Ziele und die positive Antwort auf den Friedensapell von Papst Benedikt XV., der als Verbündeter Italiens angesehen wurde, führten zu immer größeren Differenzen Karls mit dem Deutschen Reich, aber auch mit deutschnationalen Kreisen im eigenen Land. Im Zusammenhang mit dem päpstlichen Friedensapell wies Kaiser Karl Czernin an, dem Vatikan mitzuteilen, dass Österreich-Ungarn der Frage der Wiederherstellung des staatlichen Bestandes Serbiens und Montenegros nicht von vornherein ablehnend gegenüberstehe. Daraus sollte aber kein Verzicht Österreich-Ungarns auf territorialen Gewinn gegenüber diesen beiden Staaten abgeleitet werden können (26. September 1917).

Karl sah in den Plänen für Mitteleuropa, eines engen Zusammenschlusses der beiden Kaiserreiche, schlicht einen Plan gegen die Unabhängigkeit der Monarchie (14. Mai 1917). Er sprach sich gegen die enge wirtschaftliche Verbindung mit Deutschland aus, weil er fürchtete, das würde die Monarchie auf eine Stufe mit Bayern stellen und außerdem Friedensverhandlungen unmöglich machen. Gegenüber Czernin protestierte er gegen die Mitteleuropapläne, weil er diese für einen Versuch der Hohenzollern, Österreich in völlige Abhängigkeit von Deutschland zu bringen, hielt. Karl fürchtete gar einen Sieg Deutschlands im Krieg, weil dieser das Ende der österreichischen Souveränität bedeutet hätte. Ein eklatanter militärischer Sieg Deutschlands wäre unser Ruin.

Karl verbot zwar explizit jeden Einsatz von Giftgas innerhalb des Befehlsbereichs der k.u.k. Armee, konnte aber nicht verhindern, dass die Oberste Heeresleitung des Deutschen Reichs in der 12. Isonzoschlacht, der Schlacht von Karfreit, im Oktober 1917 Giftgas einsetze.
Karl hatte kaum Ratgeber, die seinen Kurs unterstützten und denen er voll vertrauen konnte. Außenminister Ottokar von Czernin befürwortete zwar am Anfang die Friedenspläne, später war auch er für eine stärkere Bindung an den Verbündeten. Czernin warf Frankreich in einer Rede am 2. April 1918 vor, geheime Friedensverhandlungen geführt zu haben. Da dies nicht stimmte, veröffentlichte der französische Ministerpräsident Georges Clemenceau am 14. April den Inhalt der geheimen Sixtus-Briefe. Dadurch erlitt das Ansehen des Kaisers enormen Schaden, besonders weil er den Brief klar wahrheitswidrig dementierte. Man diffamierte Karl als „Pantoffelhelden“ und Zita als „italienische Verräterin“. Czernin wurde am 24. April zum Rücktritt gezwungen. Karl musste einen Canossagang zu Kaiser Wilhelm nach Spa antreten und sich noch stärker an das Deutsche Reich binden.
Regierungsverzicht und Zerfall der Monarchie.

Auch Karls Versuch, mit seinem Kaiserlichen Manifest vom 16. Oktober 1918 wenigstens die österreichische Reichshälfte zu retten und in einen Bundesstaat mit weitgehender Autonomie für die einzelnen Nationen umzuwandeln, kam zu spät. Seine Einladung an die Nationalitäten Cisleithaniens, Nationalräte zu bilden, wurde angenommen; diese neuen Volksvertretungen gründeten aber voneinander und von Altösterreich unabhängige Staaten (zuletzt am 30. Oktober 1918 die Deutschösterreicher).
Ende Oktober meuterten vor allem ungarische Truppenteile der k.u.k. Armee an der italienischen Front. Innerhalb von zwei Tagen hatten sich Meuterei und passive Resistenz auf 26 der 57 Divisionen ... ausgebreitet, hält Brook-Shepherd fest.

Ungarn erklärte am 31. Oktober das Ende der Realunion mit Österreich und rief seine Truppen aus Italien zurück. Um den Waffenstillstand von Villa Giusti mit Italien vom 3. November 1918, der den Intentionen des verbündeten Deutschen Reichs widersprach, nicht selbst unterzeichnen zu müssen, übergab der Kaiser und König den Oberbefehl über das, was von der k.u.k. Armee noch der alten Ordnung gehorchte, am 3. November 1918 an General Arthur Arz von Straußenburg und ernannte am 4. November auf dessen Wunsch Feldmarschall Hermann Kövess von Kövesshaza zum Oberbefehlshaber. Am 6. November wurde die k.u.k. Armee von Karl demobilisiert.

Angesichts des völligen militärischen Zusammenbruchs und der inneren Auflösung der Donaumonarchie sowie angesichts der Abdankung Kaiser Wilhelms II. am 9. November konnte Karl am 11. November 1918 von Ministern der letzten k.k. Regierung (auf Drängen der deutschösterreichischen Politiker) dazu bewogen werden, in der österreichischen Reichshälfte auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften zu verzichten und seine (inzwischen funktionslos gewordene) österreichische Regierung ihres Amtes zu entheben. (Die Erklärung war von k.k. Ministern gemeinsam mit Vertretern des deutschösterreichischen Staatsrates entworfen worden.) Man hatte es eilig, die Unterschrift des Kaisers zu erlangen, da für den folgenden Tag bereits die Proklamierung des im Oktober 1918 entstandenen Staates Deutschösterreich zur Republik geplant war und man offene Loyalitätskonflikte um den Kaiser vermeiden wollte.

Mit einer ähnlichen Erklärung verzichtete Karl am 13. November auf Wunsch ungarischer Politiker auf die Ausübung seiner Staatsgeschäfte in Ungarn. Auch dort dankte er aber nicht formell ab; seine Gattin Zita hielt dies auf Grund des Gottesgnadentums des Monarchen für unmöglich.

Exil (1918–1922)

Das Arbeitszimmer Karls in Schloss Eckartsau 1918
Karl begab sich noch in der Nacht vom 11. auf den 12. November 1918 mit seiner engsten Familie auf Schloss Eckartsau im Marchfeld, das damals im Unterschied zu Schönbrunn habsburgischer Privatbesitz war. Der englische König Georg V. wollte ihm das Schicksal des russischen Zaren Nikolaus II. ersparen und ließ ihn dort vom englischen Oberstleutnant Edward Lisle Strutt beschützen.

In Hinblick auf die innenpolitische Entwicklung in Deutschösterreich – das geplante Habsburger-Gesetz hätte, falls Karl weder ausreisen noch abdanken wollte, seine Internierung bestimmt - bereitete Strutt die Ausreise der Kaiserfamilie in die Schweiz vor, die am 23. März 1919 im Hofzug der ehem. k.k. Staatsbahn erfolgte. Noch vor dem Grenzübertritt widerrief Karl im Feldkircher Manifest seine Erklärung vom 11. November 1918 und protestierte gegen seine Absetzung als Herrscher.

Anders als Wilhelm II. dankte er - unter dem starken Einfluss Zitas - nicht formell ab. Dies führte in Deutschösterreich zum Gesetz vom 3. April 1919, betreffend die Landesverweisung und die Übernahme des Vermögens des Hauses Habsburg-Lothringen (StGBl. 209/1919). Das Gesetz hob für Deutschösterreich alle Herrscherrechte der Dynastie auf und stellte fest:
„Im Interesse der Sicherheit der Republik werden der ehemalige Träger der Krone und die sonstigen Mitglieder des Hauses Habsburg-Lothringen, diese, soweit sie nicht auf ihre Mitgliedschaft zu diesem Hause und auf alle aus ihr gefolgerten Herrschaftsansprüche ausdrücklich verzichtet und sich als getreue Staatsbürger der Republik bekannt haben, des Landes verwiesen.“
Die Nationalversammlung von Deutschösterreich beschloss neben der Landesverweisung auch die Beschlagnahme der habsburgischen Familienfonds, nicht aber des nachweislichen Privatvermögens einzelner Familienmitglieder.

Der zuvor ausgereiste Ex-Kaiser war somit auf Lebenszeit aus (Deutsch-)Österreich verbannt. Die Mitglieder der Familie Habsburg-Lothringen entschieden sich zum Teil fur ausländische Wohnsitze, zum Teil für das republikanische Österreich. Karls Witwe Zita bekannte sich niemals zur Republik Österreich, durfte aber ab 1982 wieder einreisen, nachdem man bei neuerlicher Prüfung ihres Falles festgestellt hatte, dass sie der Dynastie nur angeheiratet war und niemals auch nur theoretisch Herrschaftsrechte gehabt hätte.

Im Schweizer Exil wohnte Karl zunächst auf Schloss Wartegg bei Rorschach am Bodensee und ab 20. Mai 1919 in Prangins am Genfersee.
Karl hielt eifrig Kontakt zu legitimistischen Kreisen, vor allem in Ungarn, wo schon 1919 nach einem kurzen republikanischen Intermezzo die Monarchie wiederhergestellt und am 1. März 1920 der vermeintlich habsburgtreue Miklós Horthy zum Reichsverweser gewählt worden war. Zwar hatte Karl diesem versprochen, ihn über seine Pläne zu informieren und erst nach einer Beruhigung der politischen Lage zurückzukehren; dennoch vertraute er eher dem Urteil seiner Berater, insbesondere dem Obersten Anton Lehár (dem Bruder des Komponisten Franz Lehár), die Zeit für eine Restauration der Habsburger sei reif.

So kehrte Karl, ohne dies Horthy wissen zu lassen, inkognito zu Ostern 1921 nach Budapest zurück und verlangte vom Reichsverweser ultimativ den Rücktritt. Dabei pochte er nur auf Horthys Treueid, ohne dessen Einwände hinsichtlich innenpolitischer Schwierigkeiten und vor allem einer drohenden Intervention der Entente bzw. einer Kriegserklärung der Nachfolgestaaten Tschechoslowakei, Rumänien und Jugoslawien ernst zu nehmen. Erst nach einem Aufenthalt von einer Woche in Szombathely (Steinamanger) in Westungarn konnte er von der Aussichtslosigkeit seiner Bemühungen überzeugt werden und reiste zurück in die Schweiz, wo er sich mit seiner Familie im sogenannten Schlosshotel Hertenstein in Weggis bei Luzern einquartierte.

Schon am 20. Oktober 1921 startete Karl, wiederum ohne den ihm mittlerweile ohnehin suspekt gewordenen Horthy zu informieren, einen zweiten Versuch und flog mit seiner Frau Zita mit einer Junkers F 13 nach Sopron (Ödenburg). Dort hatten Legitimisten unterdessen damit begonnen, die Freischärler, die sich gegen die Abtretung des Burgenlandes an Österreich wandten (siehe dazu Volksabstimmung 1921 im Burgenland), und andere kleine Truppenkontingente zu einem Heer zusammenzufassen. Da das Telegramm mit der Meldung von Karls Ankunft allerdings einen Tag zu spät eintraf, verzögerte sich der Abmarsch entscheidend. Das langsame Tempo des Vorrückens gab jedoch dem zunächst schwankenden Horthy Zeit, auf die Drohungen der Ententemächte hin seinerseits Truppen zusammenzuziehen. In Budaörs, einem Vorort von Budapest, kam es am 23. Oktober 1921 zu einem kleinen Scharmützel, bei dem 19 Soldaten ums Leben kamen. Da damit klar geworden war, dass der Restaurationsversuch in einem Bürgerkrieg enden würde, gab Karl auf, allerdings gegen die Meinung seiner militärischen Ratgeber.

Nach einer kurzen Internierung in der Abtei Tihany am Plattensee wurde Karl am 1. November mit seiner Frau Zita an Bord des britischen Donauschiffes Glowworm bis zum Schwarzen Meer und dann auf dem englischen Kreuzer Cardiff über Gibraltar auf die portugiesische Insel Madeira gebracht, wo er am 19. November eintraf. Die Kinder kamen erst am 2. Februar 1922 bei ihren Eltern an.

Grab von Kaiser Karl in Monte
Im ungarischen Parlament wurde am 6. November 1921 ein Gesetz angenommen, das die Habsburger endgültig für abgesetzt erklärte.
Karl wohnte mit seiner Familie zunächst im Hotel Victoria in Funchal. Nach dem Diebstahl der als letzte Mittel verbliebenen persönlichen Juwelen übersiedelte er in eine Quinta (Herrenhaus) in Monte, die ihm von einer Bankiersfamilie kostenlos zur Verfügung gestellt wurde. Am 9. März zog er sich eine Erkältung zu. Um Geld zu sparen, wurde erst am 21. März ein Arzt gerufen, der eine schwere Lungenentzündung feststellte. Am 1. April 1922 starb Karl knapp fünfunddreißigjährig.

An seiner Beisetzung am 5. April nahmen etwa 30.000 Personen teil. Sein Grab befindet sich in der Kirche Nossa Senhora in Monte bei Funchal, und sein Herz wird im Kloster Muri (in der Loretokapelle) in Schweizer Kanton Aargau aufbewahrt.

Gedenktafel an der Kirche in Monte
Seit der Beisetzung von Zita 1989 in der Wiener Kapuzinergruft wartet dort ein Grab auf den letzten Habsburger-Kaiser. Seine Familie, vor allem sein Sohn Otto von Habsburg, stimmte einer Überführung nach Wien aber nicht zu, da er dieses Vorhaben als Affront gegenüber der Bevölkerung von Madeira ansieht, die seinem Vater in den letzten Lebensmonaten sehr geholfen hatte. Seit der Seligsprechung Karls I. hat seine Begräbnisstätte in Monte bei Funchal für die dortige Bevölkerung noch an Bedeutung gewonnen.
Würdigung

Nach ungenügender Vorbereitung, zu spät und mitten im Ersten Weltkrieg zur Herrschaft gelangt, konnte Karl die langjährigen Versäumnisse seines Vorgängers Franz Joseph I. nicht mehr kompensieren und den Zusammenbruch seines Vielvölkerreiches nicht verhindern.

Sein Zögern und seine Selbstzweifel wurden von seiner Frau Zita ausgeglichen, die entscheidungsstärker und phantasievoller war und ihn in schwierigen Entscheidungen zum Durchhalten ermunterte. Obwohl politisch unerfahren, schätzte er die politischen Situationen und die Folgen während seiner Regierungszeit meist richtig ein. Diese Fähigkeit hatte er im Exil offenbar verloren, weil er in der Idee des Gottesgnadentums des Monarchen befangen war und vielen Menschen oft zu schnell vertraute.
Entscheidungen, die er als richtig erkannt hatte, setzte er auch durch, wenn sie ihm Feindschaften und Verleumdungen einbrachten, wie etwa das Verbot des Duells, die Amnestie für Verurteilungen durch Militärgerichte oder die Absetzung des Freimaurers Rudolf Sieghart als Bankdirektor.

Später versuchten die Nationalsozialisten, Karl als Verräter und Mitverursacher der Niederlage im Ersten Weltkrieg hinzustellen.
Der französische Schriftsteller Anatole France meinte über ihn:
„Kaiser Karl war der einzig anständige Mensch, der in diesem Krieg auf einem führenden Posten aufgetaucht ist. Er wünschte ehrlich den Frieden, und deshalb wurde er von der ganzen Welt verachtet. So wurde eine einmalige Gelegenheit verscherzt.“ Seligsprechung Kirchenfenster von Kaiser Karl I. in der Pfarrkirche Liesing gestaltet von Martin Häusle.

Die ersten Bestrebungen zur Seligsprechung wurden bereits von Kardinal Innitzer initiiert. 1954 wurde der Seligsprechungsprozess für Karl begonnen, durch die „Kaiser-Karl-Gebetsliga für den Weltfrieden“ unter dem Vorsitz von Bischof Kurt Krenn wesentlich gefördert und am 20. Dezember 2003 zum Abschluss gebracht. Die Heiligsprechungskongregation veröffentlichte in Anwesenheit von Papst Johannes Paul II. ein Dekret, das eine auf Anrufung des Verstorbenen geschehene wunderbare Heilung – die notwendige Voraussetzung für die Seligsprechung – anerkennt: Maria Zita Gradowska, eine in Brasilien wirkende Nonne aus Polen, litt jahrzehntelang an einem sehr schmerzhaften Venenleiden, das als unheilbar galt. Sie hatte offene Geschwüre und war bettlägerig. 1960 rief sie Kaiser Karl um Fürsprache an. Am nächsten Tag war sie schmerzfrei und ihre Geschwüre verheilten. Die Seligsprechung des früheren Monarchen fand am 3. Oktober 2004 statt. Sein Gedenktag ist der 21. Oktober, der Tag seiner Hochzeit.

Die Umstände der Seligsprechung, die umstrittene Persönlichkeit des Fürsprechers Kurt Krenn, der wenig später von seinem Amt als Diözesanbischof zurücktreten musste, und die Anwesenheit hoher politischer Würdenträger der Republik Österreich bei der Zeremonie – die offizielle Delegation wurde von Nationalratspräsident Andreas Khol angeführt – sorgten in Österreich für Diskussionen.

Zita von Bourbon-Parma

Literatur von und über Kaiserin Zita in der Deutschen Nationalbibliothek

Zita von Bourbon-Parma

Sixtus-Affäre

Zita Maria delle Grazie von Bourbon-Parma (* 9. Mai 1892 in Villa delle Pianore, Italien; † 14. März 1989 in Zizers, Schweiz) war von 1916 bis 1918 die letzte Kaiserin Österreichs und Königin von Böhmen und von Ungarn.

Abstammung

Zitas Vater, Robert von Parma, war der letzte regierende Herzog von Parma. Von dort wurde er durch die piemontesische Armee vertrieben und fand zusammen mit seiner zweiten Frau Maria Antonia von Braganza in Schwarzau am Steinfeld (Niederösterreich) Zuflucht.

Zitas Bruder Franz Xavier von Bourbon-Parma (Francisco Javier) wurde nach dem Aussterben des carlistischen Zweigs der spanischen Bourbonen im Jahr 1936 Regent der carlistischen Bewegung. 1952 erhob er selbst Anspruch auf die spanische Krone, womit er unter dem Namen Javier (I.) als Prätendent die zweite carlistische Dynastie begründete.

Leben bis 1916

Zita von Bourbon-Parma wurde am 9. Mai 1892 in der Villa delle Pianore in Italien geboren. 1903 bis 1908 besuchte sie die Schule im Salesianerinnen-Konvikt in Zangberg, Oberbayern.
Im Schloss Schwarzau lernte sie den späteren Kaiser Karl kennen. Am 13. Juni 1911 erfolgte in der Villa delle Pianore bei Lucca (Italien) die Verlobung und kurz darauf am 21. Oktober des gleichen Jahres die Hochzeit im Schloss Schwarzau am Steinfeld. Unter den zahlreichen Gästen waren auch der österreichische Kaiser Franz Joseph I., der die Festrede hielt, und der Thronfolger Franz Ferdinand. Am 20. November 1912 wurde ihr erster Sohn, Erzherzog Otto in der Villa Wartholz bei Reichenau an der Rax geboren. 1913 zog sie mit Karl ins Schloss Hetzendorf in Wien-Meidling um.

Nach der Ermordung des Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand am 28. Juni 1914 in Sarajevo wurde Karl Thronfolger von Kaiser Franz Joseph. Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde Karl dem Armeekommando in Teschen zugeteilt und Zita übersiedelte nach Schloss Schönbrunn. Hier wurde sie vom vereinsamten Kaiser Franz Joseph aufgenommen.

Als Kaiser Franz Joseph am 21. November 1916 starb, wurde Karl der Kaiser von Österreich (Karl I.) und König von Ungarn (Karl IV.) und Böhmen. Zita wird Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn. Am 30. Dezember wurde sie in Budapest zur Königin von Ungarn gekrönt.
Ihr voller Name lautete von nun an (vgl. Großer Titel des Kaisers von Österreich):

Zita, Kaiserin von Österreich, gekrönte Königin von Ungarn, Königin von Böhmen, von Dalmatien, Kroatien, Slawonien, Galizien, Lodomerien und Illyrien; Königin von Jerusalem; Erzherzogin von Österreich, Großherzogin der Toskana und von Krakau; Herzogin von Lothringen und Bar, von Salzburg, Steyr, Kärnten, Krain und der Bukowina; Großfürstin von Siebenbürgen, Markgräfin von Mähren; Herzogin von Ober- und Niederschlesien, von Modena, Piacenza und Guastalla; von Auschwitz und Zator, von Teschen, Friaul, Ragusa und Zara; gefürstete Gräfin von Habsburg und Tirol, von Kyburg, Görz und Gradisca; Fürstin von Trient und Brixen; Markgräfin von Ober- und Niederlausitz und in Istrien, Gräfin von Hohenems, Feldkirch, Bregenz und Sonnenberg; Herrin von Triest, von Cattaro und auf der Windischen Mark; Großwojwodin der Wojwodschaft Serbien; Infantin von Spanien, Prinzessin von Portugal und Parma.

Zita spielte fortan eine bedeutende politische Rolle. Sie beeinflusste Karl entscheidend, indem sie seine oft schwankende Willenskraft festigte. Die junge Erzherzogin besaß nicht nur Energie und Zähigkeit, sondern auch eine außerordentlich schöne Erscheinung. Zitas erstes Auftreten in der habsburgischen Hauptstadt Wien wurde ein großer Erfolg. In den Herzen des österreichischen Volkes hätte sie sich sicher einen hervorragenden Platz sichern können. Das Schicksal wollte es aber anders.

Um einen Zusammenbruch des Vielvölkerstaates zu verhindern, wurde im Frühjahr 1917 der Versuch unternommen, einen Friedensschluss mit den Ententemächten auszuhandeln. Nach der Veröffentlichung des sogenannten Sixtus-Briefes Karls durch den französischen Ministerpräsidenten wurde Zita durch die deutschnationale österreichische Propaganda als »italienische Verräterin« und Karl als ein »den hohen Frauen welscher Abkunft ausgelieferter Pantoffelheld« dargestellt.

Als Karl am 11. November 1918 eine Verzichtserklärung auf die Ausübung der Regierungsgeschäfte vorgelegt wurde, sagte sie nur:
Niemals! Ein Herrscher kann seine Herrscherrechte verlieren. Das ist dann Gewalt, die eine Anerkennung ausschließt. Abdanken nie - lieber falle ich hier an Ort und Stelle mit dir - dann wird eben Otto kommen und selbst, wenn wir alle fallen sollten - noch gibt es andere Habsburger.

Trotz Zitas Bedenken verzichtete Karl auf »jeden Anteil an den Staatsgeschäften«, dankte aber nicht ab. Die kaiserliche Familie musste Schloss Schönbrunn verlassen und wurde nach Schloss Eckartsau im Marchfeld bei Wien gebracht. Am 12. November wurde die Republik Deutschösterreich durch die provisorische Nationalversammlung ausgerufen.

Leben ab 1919

Am 24. März 1919 begab sie sich mit ihrer Familie in das Exil in der Schweiz. Am 3. April wurde das Habsburgergesetz beschlossen, in dem alle Mitglieder des Hauses Habsburg-Lothringen aus Deutschösterreich verwiesen wurden. Ihr Vermögen wurde jedoch beschlagnahmt.
Zuerst hielt sie sich auf Schloss Wartegg bei Rorschach am Bodensee auf. Am 20. Mai übersiedelte sie nach Prangins am Genfer See. Zita betrachtete die Wiedererlangung des Throns als eine von Gott auferlegte Pflicht, ermunterte Karl, nicht aufzugeben, und unterstützte ihn bei seinen Restaurationsversuchen.

Sie begleitete Karl im Oktober 1921 bei seinem zweiten Restaurationsversuch nach Ungarn. Nach dem Scheitern wurde sie gemeinsam mit Karl am 1. November auf die portugiesische Insel Madeira gebracht, wo sie am 19. November eintraf. Ihre Kinder kamen erst am 2. Februar 1922 in Madeira an.
Am 1. April starb Kaiser Karl an den Folgen einer Lungenentzündung. Ab diesem Zeitpunkt trug sie nur mehr schwarze Kleidung. Zita wurde Vormund für den neuen Thronprätendenten Otto. Die nunmehr Dreißigjährige Witwe musste alleine für ihre sieben Kinder (das achte Kind wird zwei Monate nach dem Tod Karls geboren) sorgen. Am 31. Mai übersiedelte sie in die Villa Uribarren in Lequeitio im Baskenland.

Ab 1929 wohnte sie im Schloss Ham bei Brüssel (Belgien). 1935 gab es Verhandlungen zwischen Otto und der Schuschnigg-Regierung über die Aufhebung des Habsburgergesetzes und die Wiedereinrichtung der Monarchie. Das Habsburgergesetz von 1919 wurde von Kanzler Kurt Schuschnigg teilweise aufgehoben. Durch den Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland am 13. März 1938 wurden alle Restaurationsaussichten zunichte gemacht.

Im Mai 1940 floh Zita nach dem deutschen Angriff auf Belgien und Frankreich mit ihrer Familie über Dünkirchen, Paris und Bordeaux nach Spanien und später nach Portugal. Im Juli reisten die Habsburger in die USA aus. Während Zita und ihre jüngeren Kinder sich in Québec (Kanada) niederließen, zog der Rest der Familie in die USA. Otto etablierte sich in New York. Zita traf sich dreimal mit Präsident Roosevelt und warb um ein besseres Verständnis für ihre Heimat. Nach Kriegsende organisierte sie gemeinsam mit ihrer Familie Care-Paket-Aktionen.

Als 1949 der seit 1928 laufende Seligsprechungsprozess für Kaiser Karl eröffnet wurde, reiste Zita mehrmals nach Europa, um Dokumente für den Prozess zu sammeln. 1953 kehrte sie nach Europa zurück und ließ sich in Luxemburg bei ihrem Bruder Felix nieder. 1962 übersiedelte Zita ins St.-Johannes-Stift in Zizers (Schweiz), um in der Nähe ihrer Kinder und zahlreichen Enkel zu sein.

1966 konnte Otto von Habsburg nach einem zu seinen Gunsten ausgefallenen Gerichtsurteil des Verwaltungsgerichtshofes zum ersten Mal nach Österreich zurückkehren. Er hatte bereits am 31. Mai 1961 auf seine persönlichen Thronrechte verzichtet. Unter Vermittlung des spanischen Königs Juan Carlos gestattete die österreichische Bundesregierung Zita 1982 auch ohne Verzichtserklärung die Rückkehr nach Österreich. Die neunzigjährige Zita kehrte nach dreiundsechzigjährigem Exil in das Land zurück, das sie 1919 als Kaiserin verlassen hatte.
Nach ihrem Tod in Zizers wurde sie am 1. April 1989 in der Kapuzinergruft in Wien feierlich beigesetzt. Ihr Herz wird im Kloster Muri in der Schweiz aufbewahrt.

Brigitte Hamann Piper Verlag

Brigitte Hamann Brigitte Hamann,
Dr.phil., geboren in Essen, studierte Geschichte und Germanistik in Münster und Wien. Durch ihre zahlreichen Veröffentlichungen zur österreichischen Geschichte wurde sie zu einer vielbeachteten und anerkannten Historikerin. Ihre Hauptwerke »Rudolf – Kronprinz und Rebell«, »Elisabeth. Kaiserin wider Willen«, »Bertha von Suttner«, »Hitlers Wien« und »Winifred Wagner oder Hitlers Bayreuth« wurden zu Bestsellern und von Presse und Fachwelt hoch gelobt. Zuletzt veröffentlichte sie »Der Erste Weltkrieg. Wahrheit und Lüge in Bildern und Texten«. Brigitte Hamann lebt in Wien.

Link zum Buch: Piper Verlag

Der Erste Weltkrieg Wahrheit und Lüge in Bildern und Texten
Erschienen: Mai 2004, 192 Seiten, 425 farbigen Abbildungen
Gebunden € 30,80 [A], ISBN: 9783492045902

Inhalt
Zum 90. Jahrestag am 28. Juni 2004 öffnet Brigitte Hamann ihr umfangreiches Archiv mit Dokumenten zum Ersten Weltkrieg und präsentiert einen eindrucksvollen Text-Bild-Band.
Nach ihren hoch gelobten Bestsellern »Hitlers Wien« und »Winifred Wagner oder Hitlers Bayreuth« hat Brigitte Hamann das ganz andere Buch zum Ersten Weltkrieg geschrieben. Seit vielen Jahren sammelt die Historikerin Propagandakarten, Sterbebilder, Plakate, Vermißtenlisten, Karikaturen, Kriegsanleihen, Tageszeitungen, Lebensmittelkarten, Kriegstagebücher, Briefe und Fotos. Mit diesen Dokumenten, die sie durch knappe Texte erklärt, zeigt Brigitte Hamann besonders eindrücklich den Alltag des Krieges. Ihr reichhaltiges Material belegt in aller Schärfe, was zuletzt auch für den Irak galt: Im Krieg klaffen Propaganda und Realität, Lüge und Wahrheit weit auseinander. Massive Irreführung der Bevölkerung, Materialschlachten mit neuen Waffen, skrupelloser Einsatz von Menschenleben und viele Millionen an Opfern – dieser Krieg, dessen Ausbruch 90 Jahre zurückliegt, war die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts.

Quelle: Gegenwind, Wikipedia