SM-Madame Queen residiert an unauffälliger Adresse. Ein biederes Einfamilienhaus im Gartengürtel von Wien-Meidling, zwei Stockwerke, ein Keller, dahinter eine Grünparzelle mit Hollywoodschaukel und ein paar Obstbäumen. Spießerparadies par excellence. Gusseisernes Gartentor, Waschbeton auf dem Weg zur Haustür. Thujen beiderseitig. Hornbach könnte hier den nächsten Werbespot drehen. Allerdings nur outdoor. Madame Queen öffnet. Eine staksige, hochgewachsene Blondine in schwarzem, streng tailliertem Rock, weißer Bluse, darunter der Schatten einer Korsage: Kommen Sie nur herein, aber bitte die Schuhe ausziehen.
Wie die Homepage lockt. Man fügt sich, schließlich gilt es, die Story nachhause zu bringen. Teelichter und Kandelaber überall. Aber noch lange kein Indiz für Perversion. Oder für das, was die Homepage versprochen hat: Gourmetspiele bei Madame Stelle Morphea lüsterte die Internet-Homepage unter www. 1001-macht.at. Und weiters: Natursekt- und Kaviarliebhaber würden voll auf ihren Geschmack kommen. Wollen Sie ein Glas Sekt? Die Königin weiß, was ihre Untertanen fürchten. Gibts auch Bier? Man signalisiert Entrüstung: Nein! Nur Sekt. Oder Antialkoholisches. Himmel Herrgott! Stattdessen könnte man arschfaul auf der Couch hocken und im TV LASK gegen Rapid schauen. Auch sadomaso, irgendwie. Dann der Eintritt in den Bizarren Salon. Schwarze Vorhänge, Kettengehänge, eine Streckbank als zentrales Möbelstück. Dahinter, an der Wand, die Accessoires: Peitschen in allen Variationen, Leder, Latex, Plastik, Stahl. Und ein Morgenstern, bewehrt mit spitzen Stacheln. Oft brauch ich ihn nur in die Hand zu nehmen, und meine Gäste sind schon so weit. Man nickt verständnisvoll.
300 Quadratmeter SM. Die Angst vor der Qual, das devote Unterwerfen, die schräge Lust an der Niederlage im doppelten Wortsinn, führt Generaldirektoren wie Polizisten, Priester wie PR-Manager, Pantoffelhelden wie Machos in ihre düsteren Stuben. Die Mehrzahl meiner Gäste sind Männer, die in ihren Berufen selbst Macht ausüben. Manche von ihnen suchen förmlich die Erniedrigung. Und sie bekommen sie nicht zu knapp: Sechs Zimmer und acht Damen hat Madame Queen in ihrem Haus der Schmerzen und der Lust zur Verfügung: eine Weiße Klinik, in der strenge Schwestern Katheter und Einläufe setzen, ein Softie-Zimmer, in dem SM-Pennäler auf die harte Realität des sexuellen Erwachsenwerdens vorbereitet werden, und eine Transvestiten-Suite. Auf 300 Quadratmeter Fläche bietet die 35-Jährige Schmutziges vom Feinsten: Mein Credo ist absolute Diskretion und absolute Sauberkeit, schnarrt die Frau mit der von täglich 30 Gauloises geräucherten Stimme und erzählt aus ihrem Leben, das seit der Matura in Wien wohl selten jugendfrei war: Chefanimateurin in einem griechischen Ferienclub, dann bei einer PR-Agentur und letztlich im Gewerbe. Schon mit 27 eröffnete sie ihren ersten Salon in Salzburg, rigide Gesetze zwangen sie schließlich zur Flucht nach Wien. Hier ist sie Herrin des Hauses, ganz allein, wie sie betont: Mein Zuhälter bin ich selbst. Ihre Damen heißen Gräfin Jolie De Winter, Contessa Cortez oder Fürstin Victoria.
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